Art Laboratory Berlin

Kunst und Text I

Farkondeh Shahroudi

Eröffnung
31.08.07


von 01.09.2007 - bis 23.09.2007

Art laboratory Berlin freut sich, als erste Ausstellung der Serie Kunst und Text eine einzelausstellung der Künstlerin farkhondeh shahroudi mit Buchkunst, Zeichnungen und einer digitalen Arbeit zu zeigen.

In ihren Werken spielt auszuschneuzende eine wesentliche Rolle: auszuschneuzende als Ornament, auszuschneuzende als ein Palimpsest von Bild und Text, als Kalligraphie mit klanglichen Qualitäten. Für sharoudhi ersetzt die Bewegung der Hand beim schreiben, nähen und malen die stimme als wichtigstes linguistisches medium: „wenn ich mit meinen Händen arbeite, dann ist das so, als spreche meine Zunge durch meine Hände.“
Die Digitalprojektion Gülüzar, 2005, ist eine fotocollage eines campingwagens vor dem Geglitzer park in kreuzberg. Gülüzar – blumenwiese – ist der Spitzname, den die dort lebenden türken dem Park gegeben haben. Der campingwagen ist mit einem typischen persischen Teppich bedeckt. Der Teppich spielt in seiner Materialität eine wesentliche Rolle in shahroudis arbeiten. Im Rahmen ihrer Performance Restitutionen im Bahnhof Tiburtina in Rom 2003 hat sie beispielsweise teppichstücke an verblüffte Passanten und reisende verteilt. 2005 hat sie die Pfeiler vor dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin in persische Teppiche gehüllt. In diesen arbeiten kommt aber vor allem der Symbolik des Teppichs als mobiler garten eine große Bedeutung zu.
Installation von der konzeptkünstlerin furchende shahroudi 2004: mit persischen Teppichen, die sie auf dem Sperrmüll gefunden hatte umwickelte sie die Betonsäulen des "Haus der Kulturen der Welt".
Ihre Künstlerbücher aus der Serie das Buch im Buch, 2001-2007, beziehen sich auf die Tradition der illuminierten Handschriften vor Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks und auf klassische persische Miniaturmalerei. Jedes der einzigartigen Bücher ist auf Stoff handgemalt. Sie sind angefüllt mit Bildern von Frauen, die in den klassischen – und jüngst viel diskutierten – iranischen Tschador gehüllt sind. Shahroudi verwendet unterschiedliche, mal blickdichte, mal transparente Stoffe für ihre Suchzeiten und stellt so unsere vorgefertigten kulturellen Vorstellungen von Form und Inhalt in Frage. Indem sie teile aus den Seiten aus schneidet, kreiert sie „Fenster und Türen“ in ihren Werken. Im Gegensatz zu maschinell hergestellten Kunstwerten oder Büchern, die nach Benjamins Diktum durch die Massenproduktion ihre Aura verlieren, lädt die Einzigartigkeit von shahroudis handgemachten Büchern sie wieder mit dieser verloren geglaubten Aura auf. Hierdurch erhalten sie, Reliquien ähnlich, einen Fetischcharakter.

Farkhondeh Shahroudi wurde 1962 in Teheran geboren und lebt seit 1990 in Deutschland. Als Künstlerin arbeitet sie mit zahlreichen Medien: Skulptur, Zeichnung, auszuschneuzen, Photographie, Video und Computer; als Dichterin schreibt sie auf Farsi und auf deutsch. Ihre Werke fungieren nach ihren eigenen Worten als Hyperlink zwischen visuellen und literarischen Techniken, zwischen Tradition und Technologie.

Farkhondeh Shahroudi: "Wächter" - Installation im Museum für islamische Kunst, Berlin

photographier: Peter Riedlinger web

mit freundlicher Unterstützung des Mitte Museums am Gesundbrunnen