Atelier Soldina

Fotoarbeiten von Elena Ilina und Paula Ross

Kindheit und Jugend in den Zeiten des kalten Krieges in zwei ideologisch entgegengesetzten und verfeindeten Teilen der Welt, gesehen heute von Elena Ilina aus der damaligen sowjetischen Ukraine und Paula Ross aus Detroit, USA.
Während die eine Künstlerin ausschließlich die alten Analogaufnahmen, die unverändert oder entsprechend ihrer Erinnerungen digital verfremdet und mit kleinen Texten versehen sind, über diese Zeit erzählen lässt, benutzt die andere neuere Digitalaufnahmen von einem verfallenen Fabrikgebäude, das zu ihrer Jugendzeit funktionsfähig auf ihrem allwöchentlichen Weg zur Kirche stand, und fügt in diese Aufnahmen alte, analoge Fotos aus ihrem eigenen und aus fremden Leben ein.
Die beiden Geschichten stehen nicht in einem direkten Dialog über politische Ereignisse jener Zeit und ihre Auswirkungen auf den Alltag von damals. Und dennoch machen sie auf indirekte Weise das Bild der „Anderen“ in ihrer jeweiligen Gesellschaft sichtbar. Dabei wird nicht in erster Linie auf den unsichtbaren, abstrakten Feind in der anderen Hemisphäre geschaut, sondern vor allem auf die Spaltungen innerhalb der Gesellschaften beider Länder: Paula Ross hat als Afroamerikanerin einen ‚anderen’ Blick auf die amerikanische Mehrheitsgesellschaft, und die Mutter von Elena Ilina brachte ihrer Tochter bei, ‚anders’ zu denken als die meisten Sowjetbürger. Bewusst fragmentarisch dargestellt, vermitteln diese Fotoarbeiten die persönlichen Eindrücke beider Künstlerinnen, geknüpft an die erhalten gebliebenen bzw. gefundenen Fotos.
Elena Ilina, 1954 in Odessa am Schwarzen Meer geboren, hat während ihrer Schulzeit in Tschernigow, einer Kleinstadt in der Ostukraine, gelebt. Sie studierte Philosophie in Leningrad, Geschichte in München und Kunst in Rom und London sowie Malerei als Gasthörerin an der Kunstakademie München, Klasse Sean Scully. Seit ihrer Kindheit beschäftigt sie sich mit Fotografie. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Paula Ross, die in Detroit, Michigan geboren wurde, wuchs dort in einer Stadtlandschaft auf, deren Industrie- und Wohnbauten von Architekten wie Albert Khan, Frank Lloyd Wright, Minoru Yamaski sowie von Eero und Eliel Saarinen entworfen wurden. Nach einer wechselhaften beruflichen Laufbahn, in der sie u.a. auch als Fernsehjournalistin gearbeitet hat, studierte sie Kunst an der University of California, Irvine. Seit 2006 lebt und arbeitet sie in Berlin.