Kronenboden

LIBRETTO Und was sie ist, das wage sie zu scheinen!

Bettina Cohnen

Eröffnung
29.10.210

Öffnungszeiten
Sa und So 14.00 bis 18.00 Uhr
von 26.11.2010 - bis 29.11.2010

“Und was sie ist, das wage sie zu scheinen!” – damit fordert Maria Stuart in Schillers Drama ihre Gegenspielerin Königin Elisabeth auf, alles Gaukelspiel zu beenden und endlich, endlich ihrem Volk ihre wahre Identität zu enthüllen.

Das Streben nach dieser wahren Identität - oder besser: die Untersuchung, ob diese nicht doch nur Lug und Trug sein kann - steht im Mittelpunkt der fotografischen Arbeiten von Bettina Cohnen. Oft unter Einbeziehung der eigenen Person, die als Protagonistin und Modell in den Arbeiten auftritt, entwirft sie fotografische Szenenfolgen und Serien, in denen der Prozess der Ich-Werdung als fragile Konstruktion zwischen Fremdbestimmung und Erfindung kenntlich wird.

So auch in der Fotoserie Nebenschauplätze, die die Künstlerin im Jahre 2006 begonnen hat und die nun im Mittelpunkt der Ausstellung in der Berliner Galerie Kronenboden steht. In den Bildsequenzen dieser Arbeit spielt die Künstlerin mit verschiedenen weiblichen Maskeraden und Frauenbildern. Die Fotografien, die oftmals auch kunsthistorische Referenzen zitieren, wirken wie Stills aus filmischen Narrationen. Bei diesen Inszenierungen schwingt dabei immer der Versuch mit, durch das empathische Begreifen Rollenbilder als konstruierte Identitätsbehauptungen zu entlarven.

Maren Lübbke-Tidow schreibt dazu in ihrem Text “Troubled Gender – Troubled Genre”: “Cohnen weiß um die Realitätsmächtigkeit klischeehafter identitätsbildender Weiblichkeitsentwürfe, und mit ihrer Arbeit will sie sich in die verschiedenen Rollen hineinimaginieren und sie noch einmal – durchaus lustvoll und oftmals (selbst-) ironisierend – durcharbeiten. Sie geht aber noch einen Schritt weiter: Vor dem Hintergrund einer in der Geschichte der feministischen Kunst schon stattgefundenen Auseinandersetzung mit Fragen der Identitätsbildung, mit Authentizitätskonzepten und deren Dekonstruktion erweitert sie in ihren Aufführungen und im spielerischen Umgang mit geschlechtsspezifischen Zuweisungen die Debatte auch im Hinblick auf eine kritische Infragestellung fotografie- und genrespezifischer Zuweisungen.”

Bettina Cohnen, geboren 1973 in Bielefeld, studierte von 1996 - 2001 Bildende Kunst an der Fachhochschule Hannover und war dort bis 2002 Meisterschülerin bei Prof. Ulrich Eller.
2002 - 2003 studierte sie Fotografie am California Institute of the Arts in Los Angeles und erhielt 2008 das New York-Stipendium für Bildende Kunst vom Land Niedersachsen und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung. 2009 ist ihr erster Einzelkatalog Reality Is Overrated im Bielefelder Kerber-Verlag erschienen.


Diese Ausstellung findet im Rahmen des
Europäischen Monats der Fotografie Berlin 2010 statt.