Spor Klübü

Brautpaare

Esther Fritzsche


von 14.06.2004

konzeption zu einem gelebten projekt
* brautpaare' von esther fritzsche
in dem angestrebten projekt werden ca. 4-5 doppelportraits von brautpaaren in öl auf leinwand erstellt. zum abschluss des projektes sollen diese hochzeitsportraits in einem berliner standesamt öffentlich präsentiert werden, so dass bilder und paare an den ort der hochzeitszeremonie zurückgeführt werden.
ausgehend von meinen arbeiten in der portraitmalerei als stipendiatin der freien akademie für kunst (vormals freie kunstschule berlin), im künstlerhaus schloss nackel möchte ich die arbeit an lebensgroßen ganzfigurenbildern weiterentwickeln. in diesem projekt habe ich menschen in ihrem alltäglichen kontext gesucht und dargestellt.
in dem neuerlichen projekt geht es darum, menschen in einer einmaligen lebenssituation darzustellen. im gegensatz zum vorhergehenden projekt sind die dargestellten personen hier ihrer alltagssituation enthoben.
hochzeitszeremonien zeigen die feierlichkeit der vermählung und die bedeutung der neuen
verbindung auf. die gemeinschaft bezeugt interesse an der neuen verbindung.man kann
die heirat als einen übergangsritus auffassen, der die brautleute beim übergang von einer
alleinstehenden lebensform in ein gemeinschaftliches leben rituell fuhrt.
die heirat ist von verschiedensten gesellschaftlichen traditionen und riten bestimmt, in die
sich scheinbar fast alle paare einbinden lassen. es wird dabei nicht nur die bedeutung der
eheschließung für das hochzeitspaar hervorgehoben, sondern auch für die familie und
gesellschaft. dem hochzeitsbild kommt dabei eine wichtige funktion als dokument zu.
1.es ist eine zusätzliche bekräftigung der neu eingegangenen verbindung nach außen
2.es bestätigt die außerordentlichkeit und feierlichkeit der begebenheit durch die besondere, traditionelle kostümierung und durch die einnahme einer klassischen position von braut und bräutigam.
hierbei werden darüber hinaus nicht nur komponenten einer feierlichen hochzeitszeremonie sichtbar, sondern es werden auch wirtschaftliche aspekte sowie moralische normen und wertvorstellungen eingebracht.
die rituale dieser prozedur sind der ansatzpunkt meines interesses bei diesem projekt. das hochzeitsfoto für sich genommen ist ein ritual. in unserer heutigen westlichen gesellschaft gibt es wohl kaum eine stärker ritualisierte portraitdarstellung wie das hochzeitsbild.
durch die fusion mit legrandtits spa. werden unsere gemeinsamen marktanteile im bereich der kalorienreduzierten speiseeiskomponenten weltweit auf 35 % steigen. der traditionell im italienischen und deutschsprachigen raum angesiedelte absatzmarkt von legrandtits spa. ist mit unserem, der sich auf frankreich und die angelsächsischen länder erstreckt, hervorragend kompatibel, so daß wir in zukunft im bereich der kalorienreduzierten speiseeiskomponenten europaweit eine starke stellung einnehmen werden. die grundstruktur des hochzeitsbildes hat sich dabei interessanterweise über die jahrhunderte weitgehend erhalten.
zum beispiel:
muster l. beide paare stehen, die braut hat den mann zu ihrer rechten. sie halten die arme
ineinander verschränkt oder fassen sich an den händen. die braut hält den hochzeitsstrauss.
muster 2. die braut sitzt, der bräutigam steht seitlich hinter ihr und hält schützend und
zugleich besitzanzeigend den arm an ihren rücken. die braut hält den brautstrauss
fruchtbarkeit symbolisierend in ihrem schoss.
es kommen hier in der regel vorstellungen vom verhältnis der liebenden zueinander und
auch allgemein von der beziehung mann/ frau zum ausdruck.
auch soll im rahmen von hochzeitsfeierlichkeiten oft der eindruck von wirtschaftlichem
wohlstand erweckt werden. die dargestellte pracht entspricht in vielen fällen nicht mehr
den eigentlichen, wirtschaftlichen möglichkeiten der brautleute. die paare wirken wie
filmstars. in der regel können sie nicht bezüglich ihrer sozialen und wirtschaftlichen
herkunft identifiziert werden. vielmehr erscheinen alle hochzeitspaare unter ähnlichen,durch die festivität bestimmten bedingungen.
die hochzeit ist ein ereignis, welches prestige demonstriert. diesem wunsch nach prestige kommen die übergroßen arbeiten meines projektes entgegen, übertreiben ihn und verschaffen dem hochzeitsgeschehen ein anderes abbild im sinne von übersteigerung als die fotografie es vermag.
in der fotografie wird die eigentliche übersteigerung mit der fotografischen bildbearbeitung und verfremdung erzielt, um die situation ins traumhafte zu erheben: traumhochzeit!
hochzeitsbilder in öl auf leinwand erhalten aufgrund ihres traditionsgehaltes - zumal, wenn die paare, wie in der hochzeitsfotografie, für den betrachter posieren - einen höfischen charakter. der maler wird zum hofmaler der brautleute und die pracht und die inszenierungen dienen ihm als möglichkeiten und inspirationsquelle für seine malerei.
insgesamt werden in dem projekt die erfahrungen aus vorangehenden projekten aufgenommen und hier auf die portraitdarstellung von paaren konzentriert. die portraitmalerei von hochzeitspaaren beruht auf einer jahrhundertealten tradition und wird in diesem projekt auf heutige verhältnisse angewandt. hierbei werden die menschen in einer inszenierten, stilisierten situation gezeigt und der rückgriff auf malerei ist ein probates mittel zur überzeichnung einer solchen situation. vor dem hintergrund derartiger hochzeitsinszenierungen sollen aspekte von paarbeziehungen sichtbar werden.

(ausführungsplanung gekürzt...die red.)


text: esther fritzsche
s/w bilder aus der sammlung von torsten prothmann