Öffnungszeiten
20.3.2010 | 20:00 Uhr –– 21.3.2010 | 18:00 Uhr
Die Sopranistin und Komponistin Margarete Huber päsentiert im
Rahmen des Poesiefestivals 2010 die “Opernarie des Tages”.
Begleiten wird sie der Pianist Jan Gerdes.
Zur Konzeption: Ich biete bekannten und unbekannten Menschen die Möglichkeit, mir von ihrer aktuellen emotionalen Verfassung oder einem besonderen Erlebnis des heutigen Tages zu berichten, und nehme das Gesprochene mit einem Aufnahmegerät auf. Anschließend notiere ich den gesprochen Text exakt und vollständig, sowie in einer Hörpartitur- mit allen in der Neuen Musik üblichen und gegebenenfalls neu zu findenden Notationsformen - möglichst präzise sämtliche musikalische Parameter des Gesprochenen, also Artikulation, Melodik, Rhythmik, Temporelationen, Klangfarbe, (Mikro-) Tonalität, Länge und Intensität der Lautabfolgen, Lokalisation der physischen Einstellungen der Klangproduktion, Atemführung etc..
Auf der Grundlage und in der Auseinandersetzung mit dieser Hörpartitur entwickelte ich jeweils „die Arie des Tages“, also konkret ein Werk für Sopran-Stimme und Klavier(mit Inside-Techniken). Mich interessiert , ob in der Alltäglichen Sprache, in der modernen Beschreibung von Affektiv-Erlebtem Strukturen zu finden sind, die bestimmte oder gar neue ariose Formen nahe legen.
Dabei ist der Abgleich mit tradierten und neueren Wegen der Sprach- und Affektvertonung inspirierend, etwa der Rezitativ- und Ariengestaltung in der Barockoper, natürlich auch der Affektenlehre; ebenso wie mit Werken des nicht-semantisch gebundenen Musiktheaters, wie etwa „Aventures“ von Ligeti oder Aperghis „Rézitations pour voix seule“. Meine Wahrnehmungs-, Analyse- und Notationsmethoden sind also originär akustisch-musikalisch- musiktheoretischer Art.
Der Perfomative Aspekt , das ein wenig „Spektakuläre“ dieser kleinen Aktion, innerhalb so kurzer Zeit aus sogenannter „authentischer Sprache“, also aus „Fundstücken der Realität“ ein musiktheatrales Produkt herzustellen und zu präsentieren, darf und soll durchaus auch augenzwinkernd gelesen und verstanden werden.
Der Schwierigkeit, sogenannte Authentizität in einer konstruierten, laborhaften Situation zu erzeugen, bzw. hervorzulocken, werde ich mit verschiedenen kommunikativen Strategien begegnen , und werde außerdem als ergänzende Versuchsanordnung im Vorfeld aus unbeobachtet mitgeschnittenen affektiven Äußerungen (aus Telefongesprächen) ebenfalls Hörpartituren erstellen und Arien komponieren.
Letztlich stellt die Aktion „Die Arie des Tages“ einen kleinen Zwischenbericht, eine Momentaufnahme, dar aus einer längerfristig angelegten Auseinandersetzung mit Formen der Anverwandlung von Realität in musikalische Strukturen sowie mit der Frage, ob und wie Oper und Opernhaftes in unserer heutigen Realität Platz hat bzw. integrativer Anteil unseres Lebens und also zeitlos aktuell ist.
Margarete Huber