von 19.08.2005
vor 15 jahren, als ich an der dänischen grenze wohnte, lernte ich die werke der cobra-künstlerInnen kennen. diese in der nachkriegszeit bedeutende künstlergruppe entdeckte für sich eine formsprache, die sie in bildern von kindern lasen. sie suchten die direktheit, die mit dem erwachsenwerden so leicht verloren geht und die es wiederzugewinnen heißt. irgendwer erzählte mir mal, dass ein mensch in seiner entwicklung die stadien kind, kamel, vielleicht noch löwe, durchmacht, und wenn alles super läuft, kann er am ende wieder zum kind werden, zum wissenden kind diesmal.
daran muss ich denken, wenn ich die "wahnsinnsbilder" (diese bezeichnung wünscht sich die künstlerin selbst) von gabriele beer sehe.
es sind zeichnungen, die malerisch werden.
sie sprechen von der jetztzeit und scheinen aus der zeitlosigkeit zu kommen.
sie sind plakativ und öffnen einen tiefen raum.
die farbig-fröhliche ausstrahlung lockt an und kann unversehens in düstere dimensionen führen.
die figuren, losgerissen, stoßen bis an die grenzen des leben vor.
bei alldem verliert gabriele beer nicht die bodenhaftung. sie verbindet problemlos träume, fantasien und aktuelle medien, die ihren unerschöpflichen pool bilden. paralogische gedanken , die unserer psyche bekannt vorkommen und die wir sonst aus märchen, mythen und legenden kennen, verbildlichen sich. eine reiche bildsprache lößt sich von der grenze zwischen "unbewusst" und "bewusst", zwischen wirklichkeit und traum, und führt zur zauberhaften, dämonischen seite des lebens.