Spor Klübü
Freienwalder Straße 31
13359 Berlin
Ansprechpartner
Matthias Mayer
+49 (0)179-8593744
MM_@gmx.net
www.matthiasmayer.org
Öffnungszeiten
nach Vereinbarung
Spor Klübü (türkisch für Sportklub, gegründet August 2003) ist ein Projektraum, der vorwiegend mit internationalen Künstler*innen aus Berlin zusammenarbeitet und ihnen Raum zum Experimentieren bietet. Realisiert werden außerdem Projekte in Kooperation mit Kurator*innen, Kunstvereinen und Institutionen.
Spor Klübü (Turkish for sports club, founded August 2003) is a project space that works mainly with international artists from Berlin and offers them space to experiment. Projects are also realized in cooperation with curators, art associations and institutions.
Spor Klübü
/Leitung: Matthias Mayer
gegründet August 2003
Statement
Spor Klübü wurde aus einem solidarischen Gedankengut und Antrieb heraus gegründet, eine Plattform für Künstler*innen zu schaffen, die es ihnen ermöglicht, ihre Arbeiten und Projekte auf direktem und unbürokratischem Weg einem interessierten Publikum gegenüber zu bringen – einen Ort zu schaffen, der offen ist für Prozesse, an dem Experimente willkommen sind und Aussagen frei formuliert werden können.
Neben verschiedenen Formaten steht die „klassische“ Einzelausstellung im Fokus. In keinem anderen Format haben Künstler*innen eine bessere Möglichkeit, ihre Positionen klar zu artikulieren und frei zu agieren. Beginnend mit dem Diskurs zur Ausstellungsplanung und -konzeption bis hin zur praktischen Umsetzung bekommen die Künstler*innen je nach ihren individuellen Ausgangssituationen professionelle Unterstützung. Gerade die aktive (gegenseitige) inhaltliche Auseinandersetzung auf gemeinsamer Arbeitsebene charakterisiert den Mehrwert, den beide Seiten am Ende eines Projekts zu verzeichnen haben. Diese Erfahrungsquelle dient den Künstler*innen für ihre zukünftigen Ausstellungen und Projekte sowie dem Projektraum, der durch die Vielzahl der unterschiedlich gemachten künstlerischen Aussagen, sein Interesse weiter spezifizieren kann und sein Profil schärft. Dass das Format der Einzelausstellung gerade in Berlin einen besonders förderungswürdigen Hintergrund besitzt, ist offensichtlich, denn im „Melting Pot“ der internationalen Künstler*innen-Szene ist es ungemein schwer, zu einer Einzelpräsentation zu gelangen. Dies bestärkt Spor Klübü, an wichtiger Stelle zu agieren.
Spor Klübü arbeitet dabei auch spartenübergreifend und beschäftigt sich u.a. mit inter- bzw. transdisziplinäreren Kunstformen. Alle Medien sind prinzipiell möglich. Ein Hauptinteresse liegt im Bereich von (Vor-Ort-)Installationen. Durch die Unterschied-lichkeit der Inszenierungen wird der Raum permanent neu erfunden.
Spor Klübü ist offen für extern kuratierte Gruppenausstellungen und Konzepte von Dritten sowie für Kooperationen und unterhält einmal jährlich eine große thematische „Netzwerk-Gruppenausstellung“. Ausstellungsprojekte an Partner-Orten gehören ebenso zum Repertoire. Neben dem Fokus auf Einzelpräsentationen sind dies die weiteren Formate, die eine Vertiefung der Projektraumarbeit und eine Verflechtung mit der gesamtstädtischen Kunstszene mit sich bringen. Die Partner*innen sind dabei vielfältig und generieren sich oftmals aus einem Netzwerk, dass durch die jahrelange und kontinuierlich betriebene Projektraumarbeit entstanden ist. Spor Klübü profitiert dabei auch von der Vermittlung durch Akteur*innen dieses Netzwerks. Zu den Partner*innen gehören u.a. freie Kurator*innen, Künstler*innengruppen, Klassen von Kunsthochschulen, Netzwerke, Projekträume und Institutionen - national und international.
Dem Künstler*innen-Netzwerk von Spor Klübü wird einmal jährlich am Ende des Jahres mit einer thematischen Gruppenausstellung „gehuldigt“. Die Themen dazu sind mittels Zitaten - speziell aus den 1980er Jahren - in verschiedenen politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereichen angesiedelt und werden von Matthias Mayer ganz subjektiv ausgehend von seinen persönlichen und prägnanten Erlebnissen und Erfahrungen aus dieser Zeitepoche gesetzt. In den letzten Jahren und Gruppenausstellungen war hier oftmals und schwerpunktmäßig ein Interesse an politischen Themen zu verzeichnen.
Spor Klübü hat einen lokalen und einen kulturpolitischen Auftrag. Als Mitglied des Projektraumverbundes „Kolonie Wedding“ erfüllt der Projektraum die Aufgabe, den BewohnerInnen des multikulturellen und sozial schwachen „Soldiner Kiez“, über Ausstellungsprojekte abwechslungsreiches künstlerisches und kulturelles Leben anzubieten. Spor Klübü ist aktives Mitglied des „Netzwerks freier Berliner Projekträume und -initativen“ und engagiert sich dort u.a. für die politische Arbeit zur Besserung der Förderstrukturen für Projekträume und -initiativen, für neue kollektive Veranstaltungs-formen mittels unterschiedlicher Kooperationen zur Verbesserung der Sichtbarkeit der Arbeit von Projekträumen und -initiativen und zur Sicherung und zum Erhalt von Räumen.
Im Angesicht der Zuspitzung der prekären Lage für Künstler*innen und Projektraum-betreiber*innen durch die Entwicklung des Berliner Immobilienmarktes und die immer schwerer werdende Ausgangsposition für Kunstproduktion und -präsentation in Berlin, hat Spor Klübü diese Themen in den Fokus der Programmarbeit gesetzt. Neben der Realisation von thematischen Ausstellungsreihen ist daraus das neue und zusätzliche Format der „TRANSIT-series“ entstanden, das Kunst und Diskurs im Laderaum eines Ford Transits an verschiedenen hauptsächlich peripheren Orten der Stadt realisiert.
Spor Klübü versteht sich als freier Akteur der Stadt, der die Unabhängigkeit und das Experimentelle in der Kunst liebt und lebt und dafür Künstler*innen und Rezipient*innen ein Forum bietet.
Matthias Mayer, Februar 2019
"AREALE, MY"
Silke Koch
Fotografie/Photography
01.-14.07.2023
Eröffnung/Opening:
30.06.2023, 19:00
„beigeness“
Karø Goldt
Fotografie/Photography, Video
25.02. – 04.03.2023
Eröffnung/Opening: Fr, 24.02.2023, 19:00
Screening & Talk: "On Rage", Mi/Wed, 01.03.2023, 19:00
Öffnungszeiten/Opening times: Sa/Sat, 25. + So/Sun, 26.02., 15:00-18:00 sowie nach telefonischer Vereinbarung/and by telephone arrangement (0179-8593744)
Karø Goldt arbeitet mit dem Medium künstlerische Fotografie seit 1993 und mit dem Medium experimentelles Kino seit 2001. Goldt‘s Videoarbeiten sind aus digitalen und analogen Fotografien animiert. Bei den Videos arbeitet sie im engen Austausch mit Musiker*innen zusammen. In der Ausstellung "beigeness" zeigt Goldt eine Auswahl von Fotofilmen und eine Zusammenstellung von Fotografien, welche sie im Spor Klübü erstmals in einem Ausstellungsprojekt gemeinsam präsentiert.
Goldt‘s Fotografien und Videos sind formal minimalistisch und sinnlich intensiv. Indem sie einerseits reale Objekte akribisch beobachten und verfremden und andererseits virtuelle Bildwelten schaffen, die an Realitäten erinnern, erreichen Goldt‘s Arbeiten einen Zustand des Dazwischen. Goldt‘s künstlerische Methodik nähert sich der Frage nach dem Bildhaften und der Zeit mit den Mitteln der Fotografie und des Films. Sie greift in ihrer Arbeit aktuelle Themen auf und hinterfragt u.a. gesellschaftspolitische und ethische Dynamiken der Gesellschaft.
English version
Karø Goldt has been working with the medium of artistic photography since 1993 and with the medium of experimental cinema since 2001. Goldt's video works are animated from digital and analog photographs. In the videos she works in close exchange with musicians. In the exhibition "beigeness" Goldt shows a selection of photographic films and a compilation of photographs, which she presents together for the first time in an exhibition project at Spor Klübü.
Goldt's photographs and videos are formally minimalist and sensually intense. By meticulously observing and alienating real objects on the one hand and creating virtual visual worlds reminiscent of realities on the other, Goldt's works achieve a state of in-between. Goldt's artistic methodology approaches the question of the pictorial and time through the means of photography and film. She addresses current issues in her work, questioning socio-political and ethical dynamics of society, among other things.
Website Karø Goldt: http://www.karoegoldt.de/
„3D Photogrammetrie Stadt/Müll“
Benjamin Renter
Stadtmülluntersuchung, digitale Medien/ City trash analysis, digital media
26.11. – 10.12.2022
Eröffnung/Opening: Fr., 25.11.2022, 19:00
Öffnungszeiten/Opening times: Mi/Wed-Sa/Sat, 15:00-18:00 + So/Sun, 27.11., 15:00-18:00
3D Photogrammetrie Stadt/Müll
Die virtuellen Müllskulpturen in der Ausstellung im Spor Klübü wurden mit Photogrammetrie aus zahlreichen Einzelfotos erzeugt. Diese häufig in der Archäologie verwendete Technik wird zum genauen Erfassen von Gesteinsformationen verwendet. Wird zufällig angesammelter Müll damit aufgenommen, kann dessen kurzzeitiger Zustand fixiert werden – als räumliche Momentaufnahme einer flüchtigen Assemblage. Der Müll wird damit konserviert und bleibt als digitale Skulptur in Erinnerung. Plastikverpackungen, Einkaufswagen voller Bauschutt von Gebäudesanierungen und Ablagerungen in Hausdurchgängen und Gebäudeecken schaffen ein eigenes Stadtbild.
In dem Prozess entstehen Fehler. Wurden nicht genug Perspektiven fotografiert, ergeben sich Fragmente, deformierte Formen und Oberflächen, die gerade nicht fotorealistisch erscheinen. Zudem provozieren spiegelnde und metallische Objekte Abweichungen bei der räumlichen Zuordnung. Die digitalen Skulpturen sind hohl. Der Müll zeigt Negativformen an den Unterseiten, ungewohnte Plastizität und Verformung. Dies wirkt verstörend. Es entsteht ein Widerspruch zwischen Müll und Ästhetik.
Es wird auf Drehungen, Details, ungewöhnliche Raumkippungen und Perspektiven sowie auf Auflösung des digitalen Materials abgezielt. Bewegte Ansichten und Details der Modelle werden zur Verstärkung des plastischen Eindrucks als Projektionen im Raum präsentiert, in deren Lichtgang sich die Besucher/innen stellen können. Die Skulpturen wurden mit weiteren Aufnahmen in ein interaktives Spiel eingebettet, um größere dystopische Stadtumgebungen zu schaffen. Dieses ist auf einem Bildschirm über einen Spielekontroller steuerbar und ermöglicht eine freie Untersuchung der Müllskulpturen und Stadtumgebungen aus der Ich Perspektive.
Das Spiel und die bewegten Bilder des 3D-Mülls werden parallel zur Ausstellung auf der Webseite www.renterphoto.de zur Verfügung gestellt.
Text: Aleksandra Miljković
English version
3D Photogrammetry City/Trash
The virtual trash-sculptures in the Spor Klübü exhibition were created using a 3D synthesis from numerous individual photos. This technique, photogrammetry, is often used in archaeology to precisely record rock formations. Using it to photograph randomly accumulated trash, however, catches a momentary state – a spatial mapping of a fleeting assemblage is thereby produced. The trash is thus preserved and remains in memory as a digital sculpture. Plastic packaging, shopping carts full of construction debris from building renovations, and rubbish in house passageways and building corners create their distinct cityscape.
Mistakes arise in the process. If an insufficient number of perspectives have been photographed, the results are fragments, deformed shapes, and surfaces that are unphotorealistic. In addition, reflective and metallic objects provoke deviations in spatial localization. The digital sculptures are hollow. The trash shows deformation, odd plasticity, and negative forms on the undersides: an unsettling/disturbing effect.
Rotations, details, unusual tilts of space and perspectives and dissolution of the digital material are intentional. Moving views and details of the models are presented as space-filling projections which visitors enter. The sculptures were embedded with other footage in an interactive game to create larger dystopian city environments. The game is controllable on a screen via a game controller and allows free exploration of the trash sculptures and city environments from a first- person perspective.
The game and moving images of the 3D trash will be made available on the website www.renterphoto.de concurrent to the exhibition.
Text: Aleksandra Miljković
Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien/
Sponsored by the Federal Government Commissioner for Culture and the Media
„TRACES—OF (chapter 2)“
Stefan Roigk
Klangkunst, Zeichnung, Text-Sound Komposition
/Sound Art, Drawing, Text-Sound Composition
27.08. – 17.09.2022
Eröffnung/Opening: Fr., 26.08.2022, 19:00
Die Ausstellung „TRACES—OF (chapter 2)“ macht den komplexen Rechercheprozess zur Rekonstruktion einer akusmatischen Komposition aktiv erlebbar. Sie basiert auf der Gegenüberstellung einer Text-Sound-Komposition und 17 Musikalischen Grafiken. Ausgangspunkt dieses Konzeptes ist die Weiterentwicklung der Klanginstallation TRACES—OF von 2019: 17 Probant*innen wurden nach einmaligem Hören einer Klangcollage um die Schilderung des Klanggeschehens und die Imitation vermeintlich beteiligter Geräusche gebeten.
„TRACES—OF (chapter 2)“ widmet sich nun der künstlerischen Interpretation der im ersten Teil der Ausstellung erlangten “Indizien”: Aus den gewonnenen Textfragmenten und Klangmaterialien der Interviews ist eine collagenhafte 4-Kanal Text-Sound-Komposition mit Anleihen an Kriminalhörspiele entstanden. Als Erweiterung der auditiven Ebene nehmen sich die Musikalischen Grafiken der individuellen Perspektive der 17 Probant*innen an und übersetzen die von ihnen beschriebenen zeitlichen Handlungsabläufe, Klangquellen und Deutungen in 17 unterschiedliche Zeichnungen. Durch die dabei gewonnene Vergleichbarkeit verdeutlichen die entstanden Grafiken die Gemeinsamkeiten und Differenzen der unterschiedlichen Perspektiven und unterstützen die Kontextualisierung und Orientierung innerhalb der Text-Sound-Komposition.
Das Ausstellungsprojekt dient der Vergegenwärtigung unserer Konstruktion von individueller Realität, in welcher die gelieferten Indizien und Aussagen durch unsere persönlichen Erfahrungen und Gewohnheiten zwar deutlich verschieden wahrgenommen, interpretiert, bewertet oder gar manipuliert werden können. Die überprüfbare „Wahrheit“ ebenjener Ursprungskomposition bleibt aber doch unweigerlich identisch und nur in einer einzigen Form vorhanden. Doch was bedeutet dies für unsere Realität und für unser demokratisches Zusammenleben?
Stefan Roigk arbeitet mit der intermedialen Verschränkung abstrakter Klangcollagen, Installationen, Zeichnungen und Text-Sound-Kompositionen. Dabei ist das Geräusch als künstlerisch-ästhetisches Forschungsfeld der Ausgangspunkt wie auch das zentrale Medium seiner Arbeiten. Sein künstlerischer Fokus liegt auf der dynamischen Inszenierung kontextbezogener Alltagsfragmente, die er im Sinne der Visuellen Musik als narrativ anmutende, bühnenartige Raumkompositionen umsetzt. In seinem Werk reflektiert er die eigenen Lebens- und Produktionsbedingungen, untersucht das politische Potenzial der Auralität und spürt der subjektiven Konstruktion von Realität nach.
Weitere Informationen unter: www.stefan-roigk.com
English version
The exhibition "TRACES—OF (chapter 2)" presents the complex research process of reconstructing an acousmatic composition as an active experience. It is based on the juxtaposition of a text- sound composition and 17 graphic scores. The starting point of this concept is the further development of the sound installation TRACES-OF from 2019: after listening to a sound collage once, 17 probands were asked to describe the sound event and to imitate supposedly involved sounds.
"TRACES—OF (chapter 2)" is now dedicated to the artistic interpretation of the research results obtained in the first part of the exhibition: A collage-like 4-channel text-sound composition with references to crime radio plays has been created from the text fragments and sound materials obtained from the interviews. As an extension of the auditory level, the graphic scores reflect the individual perspectives of the 17 participants and translate the temporal sequences of events, sound sources and interpretations described by them into 17 different drawings. Through the comparability gained in the process, the resulting graphics clarify the commonalities and differences of the different perspectives and support the contextualisation and orientation within the text-sound composition.
The exhibition project visualises our construction of individual reality, in which the evidence and statements provided can be perceived, interpreted, evaluated or even manipulated differently through our personal experiences and habits. The verifiable "truth" of the original composition, however, inevitably remains identical and only exists in just one single version.
But what does this mean for our reality and for our democratic coexistence?
Stefan Roigk works with the intermedial interweaving of abstract sound collages, installations, drawings and text-sound compositions. Sound as an artistic-aesthetic field of research is the starting point as well as the central medium of his works. His artistic focus lies on the dynamic staging of context-related fragments of everyday life, which he transforms into narrative-like, stage-like spatial compositions in the sense of visual music. In his work, he reflects on his own living and production conditions, examines the political potential of aurality and traces the subjective construction of reality.
Further informations: www.stefan-roigk.com
Gefördert von der/Supported by the initiative neue musik berlin e.V.
Medienpartner/media partner: INM / Field Notes + Digital in Berlin
„Scherben/Shards“
Çiğdem Üçüncü & Steffi Weismann
Video
10.09.2021, 19-22 Uhr/7-10 p.m.
in Gedenken an/ in rememberance of:
Ferhat Unvar, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Kaloyan Velkov, Hamza Kurtović,Vili Viorel Păun, Said Nesar Hashemi, Fatih Saraçoğlu
Nach den rassistischen Anschlägen in Hanau begeben sich zwei Künstlerinnen in einen Dialog und entwickeln aus ihren verschiedenen persönlichen Perspektiven eine gemeinsame audiovisuelle Arbeit. Die Materialität von gebrochenem Glas und daraus entwickelte Klänge bilden die Basis, mit der sich Handlungen und Erinnerungen verflechten: Auf der einen Seite eine performative Intervention auf der Straße, die sich über eine empathische Geste mit den Gedenkplakaten "say their names" auseinandersetzt. Auf der anderen Seite ein Text, der die Kindheit als türkeistämmiges Mädchen in Hanau reflektiert und Verletzungen anspricht, die durch den Terroranschlag in brutaler Form sichtbar geworden sind. Das Werk verbindet abstrakte künstlerische Mittel mit Botschaften in verschiedenen Sprachen. Deutsche, kurdische, türkische, bulgarische, rumänische und englische Stimmen sind ineinander verwoben und lassen ein unbeteiligtes Betrachten nicht gelten, sondern scheinen zu fragen: Wann ist der Punkt erreicht, wo ich die Entscheidung treffe,mich zu involvieren?
After the racist attacks in Hanau, two artists practicing in different fields enter into a dialogue and develop a collective audiovisual work. The materiality of broken glass and sounds developed from it form the basis with which actions and memories are interwoven: The first part of the work shows a performative intervention on the street, which consists of the empathic gesture of repairing the commemorative posters of the victims of the Hanau attack. The second part of the video involves a text that reflects on the childhood memories of a girl with foreign origins in Hanau and addresses injuries that have become brutally visible through the terrorist attack. The work combines abstract artistic methods with messages in different languages. German, Kurdish, Turkish, Bulgarian, Romanian and English voices are interwoven and do not allow a passive gaze. They rather seem to ask: When is the point reached where I make the decision to get involved?
Eine Produktion im Rahmen von/A production in the frame of AARC (Artists Against Racism Collaborative)
http://www.steffiweismann.de
"Talkin’ to me?"
Philipp Lachenmann
04.-19.12.2020
ONLINE-Ausstellung/-Exhibition
ab/from 04.12.2020, 19:00
Im Rahmen der Projektreihe/As part of the project series "Re-imagining America"
Aufgrund der SARS-CoV-2-Infektionsschutzverordnung des Landes Berlin ist der Projektraum für den Publikumsverkehr geschlossen. Die Ausstellung ist online dokumentiert.
/
Due to the SARS-CoV-2 infection protection ordinance of the State of Berlin, the project room is closed to the public. The exhibition is documented online.
https://sporkluebue.de/philipp-lachenmann/
„You’re talking to me? ... You talkin’ to me? ... YOU talkin’ to ME? ... Well, I’m the only one here.“
Robert De Niro in Taxi Driver, 1976
Der Ausstellungstitel Talkin’ to me? bezieht sich auf eine Szene in dem prototypischen New-York- Film Taxi Driver (1976) von Martin Scorsese, in welchem Robert De Niro sein Spiegelbild − und die Betrachter*innen – mit einer klassischen Aggressionsgeste konfrontiert. Die für die Ausstellung zusammengestellten Arbeiten sind über die Jahre auf Reisen im Spannungsfeld zwischen Europa und Amerika entstanden und enthalten diverse persönliche Bezüge zu den Feldern Collective Memory/Collective Imagery, in denen sich neben historischen und kunsttheoretischen Referenzen auch politische Standpunkte reflektieren. Gezeigte Werke sind unter anderem Flags (Fabric), Statue of Liberty (Fract’al), Chandeliers (LittleBoy & FatMan), Scenic Review II (WTC) und Nuit Américaine (Black Light).
FLAGS (Fabric), 2015
Die Serie FLAGS (Fabric) besteht aus fünf großformatigen Fotografien von alten handgefertigten Fahnen, die in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs 1945 entstanden. Ihre vergleichsweise kleinen Originale hatte man 60 Jahre später auf dem Dachboden eines Berliner Gebäudes gefunden. Für das FLAGS-Projekt wurden diese Flaggen in jeweils sechs hoch aufgelösten Makroaufnahmen fotografiert, was die Historizität des Materials sichtbar macht. In der Ausstellung gezeigt wird die US-amerikanische Flagge, bei der den Hersteller*innen mehrere Fehler unterlaufen sind, zum Beispiel bei der Platzierung des Sternenteils der Fahne auf der rechten statt der linken Seite oder im Weglassen des Versatzes der Sternreihen.
STATUE OF LIBERTY (Fract’al) 2020
Statue of Liberty (Fract’al) besteht aus einer Reihe von Fotografien, die 2020 auf Liberty Island NYC aufgenommen wurden. In keinem der Bilder ist die gesamte Figur der Freiheitsstatue zu sehen. Vielmehr spielen die Aufnahmen mit dem Mittel der Perspektivverschiebung und dem Topos der Nähe. Die Blickwinkel erscheinen mal zu tief, zu schräg, zu steil, zu nah, um die ganze Figur erfassen zu können.
CHANDELIERS (LittleBoy & FatMan) 2004
LittleBoy & FatMan sind zwei Kristalllüster, die die berühmten historischen Atombomben „Fat Man“ und „Little Boy“ zitieren. In Anlehnung an Kronleuchter im Empirestil des späten 18. Jahrhunderts verbinden LittleBoy & FatMan ein typisch bürgerliches Statussymbol vornehmer Wohndekoration mit der klassischen Form ultimativer Zerstörungswaffen.
SCENIC REVIEW II (WTC) 1997
Die zwei Fotos wurden am späten Nachmittag des 27. Dezember 1997 jeweils von den Dächern der beiden ehemaligen Türme des World Trade Centers („Twin Towers“) aufgenommen. Der Blick ist über die Südbucht auf Staten Island, die Verrazzano-Brücke und weiter auf das Meer gerichtet − ein Doppelporträt der „Position“ des Betrachters entsteht. Die Fotografien sind mit maßgefertig- ten Aluminiumprofilen gerahmt, dem gleichen Material, aus dem die Fassaden der einstigen Zwillingstürme bestanden.
NUIT AMÉRICAINE (Black Light) 2012
Nuit Américaine („Amerikanische Nacht“) ist der etablierte französische Begriff für das Filmen von Sequenzen im Freien bei Tageslicht unter Verwendung von Filmmaterial, das auf Kunstlicht abgestimmt ist. Wenn dieses unterbelichtet wird, sieht alles so aus, als ob es nachts stattfände. Im Englischen wird diese Technik „day for night“ genannt. Nuit Américaine ist ausgeführt in der Handschrift des Künstlers und wurde in Schwarzlicht-Neon hergestellt.
Talkin‘ to me? von Yvonne Wahl
Flag (Fabric). Das Bild zeigt eine Flagge, die der US-amerikanischen ähnelt. Gefunden wurde sie neben weiteren verschiedener Nationen auf einem Berliner Dachboden. Der Ort nahe dem Brandenburger Tor und die Auswahl der Staaten legen die Vermutung nahe, dass zum Ende des Zweiten Weltkriegs dem entsprechenden Kriegsgewinner dessen Flagge vom Dach des Gebäudes präsentiert werden sollte. Das hoch aufgelöste Foto im heroischen Format zeigt schonungslos jedes Detail, lässt das offenbar in eiliger Handarbeit Entstandene linkisch und unbeholfen aus- sehen. Die Faszination der visualisierten Geschichte bleibt einem als Kloß im Halse stecken, wenn man realisiert, dass für die Sterne auf dem Banner wahrscheinlich Judensterne der Nazis verwendet worden sind. Ob die verkehrte Anordnung der „Stars and Stripes“ auf eine Dekonstruktion des „Mythos Amerika“ anspielt, bleibt allerdings wie vieles spekulativ.
Die Arbeit Chandeliers beinhaltet ebenfalls ein Kriegsthema. Mit der Fertigung dieser Kristalllüster in Form der ersten je eingesetzten nuklearen Waffen, der Hiroshima-/Nagasaki-Bomben „Little Boy“ und „Fat Man“, wurden Swarovski-Designer beauftragt. Meist beschäftigen sie sich mit Schmuckgestaltung, in diesem Falle nun mit der Illuminierung von Symbolen, die für Waffentechnik und Massenvernichtung stehen. Die entstandenen bourgeoisen Repräsentationsaccessoires könnte man nahe am Zynismus denken. Definitiv verbinden diese Objekte jedoch in scharfer Formulierung Macht und Sexappeal.
Nuit Américaine (Black Light) hinterfragt Entwicklung und Konkurrenz im Filmgenre. Welche Filmkultur und -industrie dominiert die Terminologie? Europa oder die USA? Eine Machtfrage.
Welche Motive und Bilder schaffen es in die Collective Memory / Collective Imagery? Die Türme des World Trade Centers in jedem Fall. Ihre Abwesenheit in den Perspektiven von jeweils einem der Tower unterstreicht die nachhaltig symbolträchtige Wirkung nach 9/11. Die Arbeit Scenic Review II (WTC) entstand 1997 durch die physische Verbindung von Gebäude und Künstler mit dem Resultat des fotografisch fixierten Blicks − unter anderem auf die Freiheitsstatue.
Der „Leuchtturm am Hafen“ mit Blick Richtung Europa: Liberty, die Freiheit, gesellschaftlich, ökonomisch, ist das Thema US-amerikanischer Identität. Die Statue verkörpert dies als ihr Symbol schlechthin. Der strahlende Kopf mit Krone und dem erhobenen, siegesgewissen Arm hält die Fackel mit dem Feuer, dessen Beherrschung als Urthema des Menschseins bezeichnet werden kann. Es macht unabhängig von den Zwängen der Nacht, die Nahrung besser verdaubar und eine unmenschliche Bewegungsgeschwindigkeit möglich, um nur einige der immanenten (Macht-)Faktoren zu nennen. Statue of Liberty (Fract'al) entzaubert diese leuchtende Macht. In der Nah- perspektive werden Details deutlich, die Arbeitsspuren, die Falten, das Ungeglättete sichtbar.
Aufgewachsen in Westdeutschland als Kinder einer „brainwashed generation“, den Helga, Hanne, Hans und Helmuts, an den Guidelines von My Way und Dankbarkeit für den Marshallplan war die US-amerikanische Kultur maßgebend für die eigene Entwicklung. Trotz scheinbarer Vertrautheit blieben Kleidung, Musik, Filme doch eigenwillig abstrakt. Die Jeans war nie eine Arbeitshose, die Musik in der fremden Sprache oft schwer zu verstehen, Westernfilme sah man als Märchen und nicht als historisch fundierte genuin US-amerikanische Geschichte. Trotzdem faszinierte diese jugendliche, scheinbar unbegrenzte Freiheit. Erst die Reflexionen der Spätwestern wie The Wild Bunch (Sam Packinpah, 1969) oder The Missouri Breaks (Arthur Penn, 1976) offenbarten die Zwanghaftigkeit dieses Freiheitsbegriffs. 1976 lässt Martin Scorsese in Taxi Driver das Thema im zeitgenössischen New York spielen.
Die Szene Talkin’ to me? mit Robert De Niro vor dem Spiegel gehört zur Collective Imagery der Filmgeschichte. Die Pistole als Selbstbehauptungswerkzeug unterstreicht vehement die geforderte Existenzberechtigung eigener Ideen. Ein etwas extremes, aber doch typisch pubertäres Verhalten, das sich gegenüber Eltern, Verwandtschaft, Gesellschaft abgrenzen möchte. Gleicht die Beziehung zwischen den USA und Europa womöglich dem System einer Familie? Eng verbunden bewundern wir einerseits ungebremsten Mut bis hin zur Waghalsigkeit, umgekehrt wird sich auf Europa als Wiege westlicher Kultur berufen. 2003 sprach dann der damalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld im Zusammenhang der von einigen europäischen Staaten verweigerten Teilnahme am Irakkrieg abschätzig über das „Alte Europa“.
Wer ist nun der Vater? Wer der große Bruder? Die Mutterstatue? − Talkin' to me?
English version
„You’re talking to me? ... You talkin’ to me? ... YOU talkin’ to ME? ... Well, I’m the only one here.“
Robert De Niro in Taxi Driver, 1976
The exhibition title Talkin' to me? refers to a scene from the prototypical New York film Taxi Driver (1976) by Martin Scorsese, where Robert De Niro confronts his reflection in a mirror – and the viewer – with a classic aggressive gesture.
These artworks were conceived during many travels between Europe and the Americas that resulted in a sense of cognitive tension. They contain diverse personal connections to the fields of collective memory and collective imagery – reflecting on political points of view as well as historical and art theoretical references. The exhibited artworks include Flags (Fabric), Statue of Liberty (Fract'al), Chandeliers (Little Boy & Fat Man), SCENIC REVIEW II (WTC), and Nuit Américaine (Black Light).
FLAGS (Fabric), 2015
The series FLAGS (Fabric) consists of five large format photographs of old handmade flags fabricated in 1945 during the last days of World War II. The originals were found 60 years later in the attic of a building in Berlin. For the FLAGS project, the flags were photographed each with six high resolution macro takes, thus displaying the historicity of the fabric. In the case of the American flag, the manufacturers made several mistakes in the rendering. For example placing the stars' section of the flag on the right side instead of the left, or omitting the step joint of the star rows.
STATUE OF LIBERTY (Fract'al), 2020
Statue of Liberty (Fract'al) is a series of photographs that were taken in 2020 on Liberty Island in New York City. The entire figure of the Statue of Liberty is not seen in any of the images. The photographs play much more with shifting perspectives and up close topographies. The point of view appears either too low, too slanted, too steep, or too close to get the entire figure into the picture.
CHANDELIERS (LittleBoy & FatMan), 2004
LittleBoy & FatMan are two crystal chandeliers that quote the historic nuclear bombs Fat Man and Little Boy. Referring to Empire style crystal chandeliers dating from the late 18th century, LittleBoy & FatMan translate the essential form of the typical bourgeois status symbol into home décor on a grand scale with the shapes of the classic weapons of mass destruction.
SCENIC REVIEW II (WTC), 1997
Two photographs, each taken from a roof of the former World Trade Center ("The Twin Towers") in the late afternoon of the 27th of December 1997. The view is across the south bay to Staten Island, Verrazzano Bridge, and further out onto the sea – creating a double portrait of the viewer’s position. The photographs are presented in custom made aluminum frames, the same material as the cladding of the Twin Towers.
NUIT AMÉRICAINE (Black Light), 2012
Nuit Américaine (American Night) is the established French term for the film-making process of filming sequences outdoors in daylight using film stock balanced for tungsten indoor lighting, and underexposing the material to appear as if the shots are taking place at night. Nuit Américaine, designed in the handwriting of the artist, is illuminated in neon black light.
Talkin‘ to me? by Yvonne Wahl
Flag (Fabric). The image shows a flag that appears similar to the that of the United States. It was found next to flags of various nations in an attic in Berlin. Due to the selection of nations and that they were found close to the Brandenburg Gate, brings one to the assumption that the flag of whoever won the Second World War in the end was intended be flown from the top of the building. The high resolution photo, in something of a heroic format, shows every gritty detail and reveals the apparently hurried handiwork that resulted in an awkward and clumsy appearance. Through the fascinating visual history, a lump forms in your throat as you realize that the stars on the banner were likely Stars of David used by the Nazis. Whether the backwards orientation of the “Stars and Stripes” plays into the deconstruction of the “Mythos Amerika” (the American myth), remains like many things as pure speculation.
The artwork Chandeliers also contains themes of war. Swarovski designers were contracted to construct these crystal chandeliers in the forms of the first ever nuclear bombs that were dropped on the cities of Hiroshima and Nagasaki – “Little Boy and Fat Man”. They mostly deal with jewelry design, in this case they illuminated the objects with the symbols of weapon technology and mass destruction. The resulting accessories representing bourgeois ideals come very close to being cynical. These objects definitely make a sharp formulation binding power and sex appeal.
Nuit Américaine (Black Light) questions film developing and competition within film genres. Which film industry and its associated culture will dominate the terminology? Europe or the USA? It is a question of power.
What images and motifs become part of the collective memory? Definitely the towers of the World Trade Center... Their absence from the view of each individual tower underscores the sustained symbolic effect of 9/11. The artwork Scenic Review II (WTC) was made in 1997 through the physical binding of the building and the artist with the resulting fixed photographic perspectives – including a view upon the Statue of Liberty.
The “lighthouse in the harbor” looking towards Europe: liberty and freedom in a social and economic sense are themes coursing through American identity. As a symbol the statue absolutely embodies these values. The shining head with a crown and the triumphantly raised arm holding a torch lit with fire, mastery of which being a primal theme in human existence. It frees us of the constraints of the night, food cooked with it is easier to digest and it allows for inhuman speed to name but a few of the immanent power factors.
Growing up in West Germany as the children of a “brainwashed generation” – named Helga, Hanne, Hans, or Helmut – raised on the guidelines set in My Way and gratitude for the Marshall Plan, American pop culture was crucial to one’s own development. Even though it all seemed familiar the clothes, music, and films remained willfully abstract. The jeans were never workpants, the music in a foreign language was often hard to understand, the Westerns were like fairy tales instead of films influenced by the genuine history of United States. Still, the apparent unlimited freedom fascinated these youths. The obsessiveness of this concept of freedom was revealed in the reflections of late Westerns like The Wild Bunch (Sam Packinpah, 1969) or The Missouri Breaks (Arthur Penn, 1976). Also in 1976, Martin Scorsese explored this topic in contemporary New York.
The “Talkin’ to me?” scene with Robert De Niro in front of a mirror is part of the collective imagery of film history. The pistols as tools of assertiveness vehemently underline the demand of individual ideas having a right to exist. A rather extreme version of typical behavior during puberty, wishing to differentiate oneself from parents, relatives, and society at large.
Is the relationship between the United States and Europe similar to a family dynamic? Closely bound we wonder on the one side at the unbridled courage that borders on audacity, that on the other side heralds Europe as the cradle of western civilization. In 2003 the then U.S. Secretary of Defense Donald Rumsfeld, regarding some European countries that refused to take part in the invasion of Iraq, spoke disparagingly of the “Old Europe”.
So who is the father? Who is the big brother? The mother statue? – Talkin' to me?
It doesn’t matter how far you go, it doesn’t matter how long you stay
Michelle Alperin
Online video screening
20.-22.11.2020
(Fr./Fri., 20.11., 00:01 - So./Sun., 22.11., 23:59)
https://vimeo.com/478061525
https://sporkluebue.de/video-screening-michelle-alperin/
Das Videoprogramm beinhaltet vier Filme - zwei in Los Angeles und zwei in Berlin produzierte Filme - inklusive einer Vorschau auf eine neue Zusammenarbeit mit Joe Neave.
/The video program includes four films - two produced in Los Angeles and two in Berlin - including a preview of a new collaboration with Joe Neave.
PROGRAMM/PROGRAM:
1. Untitled (For T.B.R), 1996
2. Sub Rosa, 2001
3. Revenant, 2013
4. Preview of a new collaboration with Joe Neave, The Sea of Infinite Possibilities
Das Programm ist online von Fr., 20.11., 00:01 bis So, 22.11., 23:59 Uhr unter/The program will be online from Fri., 20.11., 00:01 until Sun., 22.11., 23:59 at: https://vimeo.com/478061525
Weitere Informationen zu den einzelnen Filmen unter/More information about the individual films at: https://michellealperin.com
Spor Klübü/"Re-Imagining America" website: https://sporkluebue.de/video-screening-michelle-alperin
Text von Michelle Alperin aus der Publikation zu "Re-imagining America"
Ich habe meine Werke stets als individuelle Einheiten betrachtet und mich bemüht, die Struktur und die Methoden einer jeden Arbeit auf ihre spezifische Thematik zuzuschneiden. Dennoch kehren einige Themen und formale Ansätze in meiner Praxis immer wieder. Obwohl es nie eine absichtliche Strategie war, habe ich in den meisten meiner Werke einen epistemologischen Charakter erkannt. Die Videos zeigen oft Figuren, die versuchen, die Natur ungewöhnlicher Phänomene oder das Verhalten sowie die Absichten anderer zu verstehen und zu interpretieren. Die Videos porträtieren auch die Folgen, wenn diese Einsicht fehlt. Die Figuren können überrascht sein, wenn andere Menschen Ereignisse oder Zeichen anders als sie interpretieren – oder ihnen überhaupt keine Bedeutung beimessen. Es kann zu einem epistemologischen Machtkampf kommen, in dem eine Figur eine andere davon überzeugen will, die Verhältnisse nicht richtig verstanden zu haben; vielleicht versucht diese Figur, die andere wissentlich von etwas zu überzeugen, das nicht wahr ist.
Trotz dieses Verlangens nach Wissen und Klarheit ist in den Werken wenig davon zu spüren. Das Streben nach Verständnis endet für gewöhnlich in einer Art Absurdität oder Traumlogik bzw. kehrt zu dieser zurück. Auch wenn es unaufrichtig klingen mag, versuche ich nicht, Videos zu produzieren, die bizarre Ereignisse beschreiben. Vielmehr neige ich schlicht dazu, mich von den vielen Aspekten unseres Lebens, die sich einer Erklärung entziehen, bezaubern zu lassen. Ich habe immer geglaubt, dass ich, obgleich ich keine tatsächlichen Vorfälle beschreibe, versuche, eine Art fundamentalen Realismus zu erreichen. Mir gefällt die Vorstellung, dass die Ergebnisse dieser Versuche mit Deleuzes Auffassung von Naturalismus, wie sie in Kino 1 beschrieben ist, zusammenhängen: „Er [der Naturalismus] steht nicht im Gegensatz zum Realismus, sondern betont vielmehr dessen Merkmale, indem er sie in einen idiosynkratischen Surrealismus erweitert.“1 Und wenn ich eine wahrlich merkwürdige Situation schildere (zum Beispiel ein sprechender Hund kommt zu Besuch), liegt der Fokus dennoch auf dem Alltäglichen – in diesem Fall auf dem Streit und Machtkampf zwischen einem scheinbar normalen Ehepaar.
Auch das Genre spielt in meiner Praxis eine wichtige Rolle, insbesondere in den narrativen Werken. Da die Betrachter*innen bereits mit den Genrekonventionen vertraut sind, kann ich die Handlungsbeschreibungen überspringen und mit den Elementen experimentieren, die ich am interessantesten finde. Dabei mag es kaum überraschend sein, dass ich mich am meisten zu Filmgenres hingezogen fühle, die eine besonders epistemologische Neigung haben: Spionagefilme (mit Agenten, die versuchen, verborgene Ursachen internationaler Vorfälle aufzudecken und die Arbeitsweise von Geheimorganisationen zu verstehen), Geistergeschichten (da die Figuren sich nicht erlauben, an etwas so Fantastisches wie Geister zu glauben, suchen sie nach rationalen Erklärungen für die spukhaften Phänomene), Liebesgeschichten/Melodramen (wie können wir sicher sein, dass wir verliebt sind, und vor allem, wie können wir sicher sein, dass unser Wunschobjekt in uns verliebt ist?) sowie Gothic-Melodramen (wie Melodramen, nur extremer: Die Heldinnen können sich des Gefühls nicht erwehren, dass andere – in der Regel ihre Ehemänner – versuchen, ihnen Schaden zuzufügen; da ihnen diese Vorstellung zu schrecklich ist, um an sie zu glauben, verbringen sie den ganzen Film damit, an ihren eigenen Wahrnehmungen zu zweifeln und diese zu hinterfragen).
Meine Videokunst begann mit einem Bekenntnis zum Geschichtenerzählen, und diese Arbeiten nahmen im Allgemeinen die Subjektivität der weiblichen Hauptfigur zum Ausgangspunkt. Untitled (For T. B. R) (1996) stellt einen urbanen Mythos bezüglich einer Frau dar, die hinsichtlich der Natur ihres Liebesobjekts in Verwirrung gerät. Die Hauptfigur in Untitled (For T. B. R) hat eindeutig keinen erkenntnisorientierten Impuls – sie nimmt diese Kreatur, ohne Fragen zu stellen, einfach in ihr Leben auf und ist dann am Boden zerstört, als sie deren wahres Wesen erkennt. Trotz ihrer bedingungslosen Akzep- tanz wird das Publikum von Anfang an durch die Darstellung der Kreatur alarmiert. Wir können nicht anders, als zu fragen, warum die Frau nicht erkennt, wie seltsam dieses Wesen ist. Der mangelnde Wissensdurst der Frau ruft hingegen den unseren hervor. Ist das Video ein Gleichnis, das uns ermutigt, immer zu schauen, bevor wir springen? Oder ist es die Apologie eines Liebhabers, die zeigt, was für eine unmögliche Aufgabe das ist? Sub Rosa (2001) ist im Wesentlichen ein spannungsloser Spionagefilm, dessen Hauptfigur Michelle (offenbar eine Doppelgängerin der Künstlerin) vermutlich eine Art Spionin ist, aber sie interessiert sich nur marginal für ihre Aufgaben. Dabei ist der Austausch mysteriöser Pakete – der „MacGuffin“ des Films (eine Handlungsdevise, die das Publikum nicht sonderlich interessieren muss, die aber als Vorwand für die Handlung dient) – für die Figuren im Film nicht einmal wichtig. Niemand kümmert sich um die „Arbeit“, die verrichtet werden soll. Michelle ist vielmehr damit beschäftigt, mysteriöse, aber banale Ereignisse zu verstehen und merkwürdig ähnlich erscheinende Männer zu beobachten, die den Film bevölkern. Hinter was diese Männer her sind, ist schwer zu sagen.
Die im letzten Jahrzehnt entstandenen Werke sind entweder kurze experimentelle Erzählungen oder durch filmische Konventionen angeregte Abstraktionen. Revenant (2013) ist in gewisser Weise eine sehr kurze Erzählung – geschildert wird indes eine Geschichte, die wir kaum glauben können. Das Video beschreibt eigentlich mehr die Dynamik der Beziehung eines Paares, als dass es das Mysterium im Kern der Erzählung verdeutlicht. Am Ende bleiben die Überzeugungen und Wünsche der zwei (oder drei?) Figuren, wenn nicht diametral entgegengesetzt, so doch unverbunden und ungelöst. Während diese Broschüre zur Veröffentlichung gelangt, arbeite ich an einem Essayfilm über die Herausforderungen des Alterns. Die meisten Menschen behaupten, dass es ihnen nichts ausmachen würde, älter zu werden, solange sie dies graziös und ohne Schwierigkeiten tun könnten. Der neue Film wird der Frage nachgehen, ob ein solches Ideal des Älterwerdens für jemanden überhaupt möglich sein könnte, der selbst immer schwierig und nie graziös gewesen ist.
1 Gilles Deleuze, Cinema 1: The Movement-Image, Minneapolis 1997, S. 124, Übersetzung Claudia di Luzio.
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Text by Michelle Alperin from the publication on "Re-imagining America"
I have always thought of my works as individual entities and I try to tailor each piece’s structure and methods in response to the subject matter. Nevertheless, some themes and formal approaches reappear throughout my practice. While it was never an intentional strategy, I have come to recognize an epistemological character to most of my works. The videos often depict characters trying to understand and interpret the nature of unusual phenomena or the behavior and intentions of others. The videos also portray the results when this insight is lacking. The characters can be surprised when others interpret events or signs differently – or find them to be of no import whatsoever. There can be an epistemological power struggle in which one character tries to convince another that he/she hasn’t understood circumstances correctly; perhaps this character tries to knowingly convince the other of something that isn’t true.
Despite this desire for knowledge and clarity, there is little of it to be found in the works. The quest for understanding normally ends (or returns) to some sort of absurdity or dream logic. Though it might sound disingenuous, I don’t try to produce videos which describe bizarre events. Rather, I simply tend to become entranced by the many aspects of our lives which defy explanation. I have always believed that even if I am not describing actual incidents, I am trying to get at some kind of fundamental realism. I like to think that the results of these attempts are related to Deleuze’s conception of naturalism as described in Cinema 1: “It is not opposed to realism, but on the contrary accentuates its features by extending them in an idiosyncratic surrealism.”1 And when I depict a situation which truly is strange (a talking dog comes to visit, for example), the focus is nevertheless on the commonplace – in this case, the argument and power struggle between an apparently normal married couple.
Genre also plays an important role in my practice, especially in the narrative works. As viewers are already familiar with genre conventions, I can skip over plot explanations and experiment with the elements I find most interesting. Not surprisingly, I’m most drawn to film genres that have a particularly epistemological bent: spy films (agents attempting to discover the hidden causes of international incidents and understand the workings of secret organizations), ghost stories (as the characters won’t allow themselves to believe anything as fantastic as ghosts, they seek rational explanations for the spooky phenomena), love stories/ melodramas (How can we be sure we are in love? And more importantly, how can we be sure our desired object is in love with us?) and gothic melodramas (like melodramas, but more extreme, the heroines can’t help feeling that others – usually their husbands – are trying to do them harm; as this idea is too horrible to believe, they spend the film doubting and interrogating their own perceptions).
My video art practice began with a commitment to storytelling and these works generally took the subjectivity of the main female character as their starting point. Untitled (For T.B.R) (1996) depicts an urban myth about a woman who experiences confusion regarding the nature of her love-object. The main character of Untitled (For T. B. R) clearly has no epistemological impulse – she simply accepts this creature into her life, no questions asked, and then is devastated when she finds out its true nature. Despite her unquestioning acceptance, the audience is alerted from the beginning by the creature’s depiction. Why does this woman not realize how strange this creature is, we can’t help but ask. The woman’s lack of desire to know only provokes ours. Is the video a parable encouraging us to always look before we leap? Or is it a lover’s apologia demonstrating what an impossible task that is? Sub Rosa (2001) is essentially an un-suspenseful espionage film, whose main character, Michelle (ostensibly the artist’s Doppelgänger), is presumably some kind of spy, but she is only minimally interested in her duties. Here the exchange of mysterious packages – the film’s MacGuffin (a plot device which the audience doesn’t particularly care about but which functions as an excuse for the film’s action) – is not even important to the characters in the film. Nobody cares about the “work” they are meant to be doing. Michelle is much more preoccupied with understanding mysterious, but banal events and observing the curiously similar men who populate the film. What these men are after is hard to say.
Works produced in the last decade have been either short, experimental narratives or abstractions inspired by filmic conventions. Revenant (2013) is in some sense a very short narrative – but it tells a story which we can hardly believe. The video actually describes the dynamics of this couple’s relationship more than it clarifies the mystery at the core of the narrative. In the end, the two (or three?) characters’ beliefs and desires remain, if not diametrically opposed, still unaligned and unresolved. As this catalogue goes to publication, I am working on an essay film about the challenges of aging. Most people claim that they wouldn’t mind getting older if they could do so gracefully and without difficulties. The new film will consider whether this ideal of aging could be possible for someone who has always been difficult and has never been graceful.
1 Gilles Deleuze, Cinema 1: The Movement-Image, trans. Hugh Tomlinson and Barbara Habberjam (Minneapolis: University of Minnesota Press, 1997), 124.
"Scupture as Writing / Notes from the Past / New York 1994–1998"
Kirsten Palz
31.10. – 14.11.2020
Im Rahmen der Projektreihe/As part of the project series Re-imagining America
Documentation click here
Eröffnung/Opening: Fr./Fri., 30.10.2020, 19:00
Öffnungszeiten/Opening hours: Do.-Sa./Thu.-Sat.:15:00-18:00
Für die Ausstellung zu „Re-imaginig America“ wird Kirsten Palz eine neue Arbeit mit dem Titel New York 19942020 zeigen. Es handelt sich um eine Reihe von Projektionen, die die Stadt, Ereignisse, Vorfälle, Beruf, Krise und ihre persönliche Beschäftigung damit in dieser Zeit dokumentieren. Die Themen sind zugleich privat wie allgemeingültig und öffentlich − sie befassen sich mit Emigration, HIV/Aids, Rassismus, Sexismus, illegaler Arbeit, Drogen und Kunstproduktion.
Text von Kirsten Palz für die Publikation zu Re-imagining America:
Von 1994 bis 1998 lebte ich in New York City, danach kurz in Kopenhagen, dann in Rotterdam, bevor ich im Jahr 2001 nach Berlin kam. Heute arbeite und lebe ich in Berlin.
Ich bin vorsichtig, wenn ich mir die Vergangenheit vergegenwärtige und mich in Gedanken in ihr bewege. Viele Nuancen, Farben, Haltungen, Motive sind mir verloren gegangen − einfach vergessen. Ich war 19 Jahre alt, als ich NYC zum ersten Mal besuchte, und ich war 23, als ich zurückkehrte, um mich dort niederzulassen. Mit einer kleinen Tasche voller Kleider und einer großen Mappe mit Zeichnungen kam ich nachts auf dem Flughafen JFK an. Mein Plan war, für immer zu bleiben − aber so ist es nicht gekommen. Ich blieb vier Jahre, bis ich meine Aufenthaltserlaubnis verlor und die Dinge zu kompliziert wurden. Damals bezeichnete ich mich selbst als Ausländerin − das sage ich noch immer −, nie aber als Migrantin. Dabei begleitet mich dieser Status als Migrantin schon lange, länger als jede andere Kategorie, aber ich vermeide den Begriff.
Mein Motiv, in die Vereinigten Staaten zu ziehen, ist damals die Kunst gewesen. Ich war fasziniert von US-amerikanischen Künstler*innen und von NYC als Ort. Meine Neugierde auf die Kunstszene der Stadt verband sich mit meinem abenteuerlichen, jugendlichen und eigenwilligen Geist. Ich suchte mir ein Zimmer, eine Kunstschule, ein Atelier und einen illegalen Job.
Jetzt, mehr als zwei Jahrzehnte später, ist es nicht der Mangel an Dokumenten, Tagebüchern, persönlichen Notizen, Briefen, Zeitungsartikeln, Zeitschriften, Berichten, die alle in Notizbüchern aufbewahrt und in Taschen gesammelt sind, der meinem Gedächtnis im Wege steht − im Gegenteil. Ich habe fast zu viele Erinnerungsstücke an diese Zeit. Am unheimlichsten ist ihre Zufälligkeit. Innerhalb der Notizen oszilliert die Perspektive zwischen biografisch und merkwürdig, sie vermittelt einen flanierenden Geist. Es scheint wie ein Spiel zu sein, bei dem man sich an einiges erinnert und anderes vergessen hat, selbst wenn sich alles in demselben Zeitraum abspielte.
English version
For the exhibition on "Re-imaginig America" Kirsten Palz will show a new series entitled New York 19942020. It is a series of projections documenting the city, events, incidents, professions, crisis, and personal occupations during that time. Being private and public at the same time it addresses persistent issues such as migration, HIV/AIDS, racism, sexism, illegal work, drugs, and art- production.
Text by Kirsten Palz for the catalogue on Re-imagining America:
I lived in New York City from 1994–1998, thereafter briefly in Copenhagen, then Rotterdam, before arriving in Berlin in the year 2001. Today I live and work in Berlin.
I am cautious when I come to contemplate and navigate the past. Many nuances, colors, attitudes, motives have been simply lost or forgotten. I was 19 years old when I visited NYC for the first time, and I was 23 years old when I returned to settle down. I arrived at JFK airport at night with a small bag of clothes and a large portfolio of drawings. I had planned to stay forever, but it did not turn out that way. I stayed four years, until I lost my residency permit and things got too complicated. At that time I referred to myself as a foreigner and I still do, but never as a migrant. I have been classified as a migrant for more years of my life than any other category, but I still avoid the term.
My motive to move to the United States was the arts. I was captivated by American artists and I was fascinated with NYC as place. My curiosity in the city’s art scene was combined with an adventurous, young and selfwilled spirit. I came to find myself a room, an art school, a studio, and an illegal job.
So, now more than two decades later – it is not the lack of documents; diaries, personal notes, letters, newspapers articles, magazines, reports, all kept in notebooks and collected in bags, that stands in the way of memory – on the contrary, I have almost too many. What is most eerie is their randomness, the perspective within the notes oscillates between the biographical and an odd conveyance of a wandering mind. It seems like a game in which some is remembered some forgotten, even as it all happened in the midst of the same moment.
The Yellow Brick Road
Bjørn Melhus
Screening
16./17.10.2020, 19:00
Mit einer Einführung von Bjørn Melhus/With an introduction by Bjørn Melhus (16.10.)
https://sporkluebue.de/bjorn-melhus/
Anmeldung erforderlich/Registration required (moju@momagic.de)
Plätze limitiert/limited seats, Mund-Nasen-Bedeckung ist obligatorisch /Mouth and nose covering is mandatory
Nach dem Kunstststudium in den 1990er Jahren an der HBK Braunschweig lebte Bjørn Melhus zunächst in Los Angeles und dann in New York, von wo er 2002 nach Berlin zurückkehrte. In seinen Filmen, Videos und Installationen untersucht und dekonstruiert er seit nunmehr drei Jahrzehnten psychologische und gesellschaftspolitische Einschreibungen des US-amerikanischen Kinos und Fernsehens. Begleitet von einem Auszug des 2019 erschienen Essays „Spectral Afterlives” von Elisabeth Bronfen, spricht er in der eigens für „Re-imagining America" zusammangestellten Präsentation „The Yellow Brick Road” über den 30jährigen Weg dieser Auseinandersetzung und einigen der geisterhaften Weggefährt*innen, die er diesem Zeitraum in seinem Werk verkörpert hat. Im Anschluss ist eine Auswahl von Filmen und Videos zu sehen, die zwischen 1990 und 2017 entstanden sind.
After studying art at the HBK Braunschweig in the 1990s, Bjørn Melhus lived first in Los Angeles and then in New York, from where he returned to Berlin in 2002. In his films, videos and installations, he has been investigating and deconstructing decades of psychological and socio-political inscriptions of US-American cinema and television. Accompanied by an excerpt from the 2019 essay "Spectral Afterlives" by Elisabeth Bronfen, he speaks in "The Yellow Brick Road", a presentation especially compiled for "Re-imagining America", about the 30-year path of this confrontation and some of the ghostly companions he embodied during this period in his work. In the following you can see a selection of films and videos, which were created between 1990 and 2017.
PROGRAMM/PROGRAM:
1. Einführung/Introduction (PP-Präsentation mit kurzen Ausschnitten aus/PP presentation with short excerpts from "WEEPING" und/and "THE ORAL THING") ca./approx. 20 min.
2. AMERICA SELLS, 1990, 7 min., https://melhus.de/america-sells/
3. WEIT WEIT WEG, 1995, 39 min., https://melhus.de/weit-weit-weg/
4. AUTO CENTER DRIVE, 2003, 28 min., https://melhus.de/auto-center-drive/
5. AFTERLIFE, 2010, 7 min., https://melhus.de/afterlife/
6. MOON OVER DA NANG, 2016, 15 min., https://melhus.de/moon-over-da-nang/
http://sporkluebue.de/bjorn-melhus/
Im Rahmen der Projektserie/As part of the project series "Re-imagining America"
https://sporkluebue.de/susa-templin/
Space Available #2
Susa Templin
26.09.-10.10.2020
Eröffnung/Opening: Fr./Fri., 25.09.2020, 19:00
Öffnungszeiten/Opening hours:
Do-Sa/Thu-Sat: 15:00-18:00
In der Ausstellung stellt Susa Templin aktuelle, in Berlin entstandene grossformatige Wandcollagen ihren analogen, in New York entwickelten Fotoarbeiten der Neunziger Jahre gegenüber.
/In the exhibition, Susa Templin opposes recent large-format wall collages created in Berlin with analogue photographic works that she has developed in the nineties in New York.
Text von Susa Templin aus der Publikation zu "Re-imagining America"
/Text by Susa Templin from the publication on "Re-imagining America"
„Es ist wichtig, den Respekt vor dem Medium Fotografie zu verlieren, denn die Fotografie ermöglicht es uns heute, viele Bilder und Abzüge günstig zu produzieren. Mich interessiert vor allem, eine Vision oder eine Idee zu zeigen − aber nicht, handwerkliche Präzision zu demonstrieren. Die Bilder/Realitäten, an denen ich arbeite, wollen den physischen Prozess ihrer Entstehung nicht verschleiern. Diese Bilder entstehen in verschiedenen und parallelen Realitäten. Die Art und Weise, wie sie an der Wand präsentiert sind, verstärkt die Beziehungen, die innerhalb eines Bildes und auch zu seinen Nachbarn bestehen. Dadurch werden sich Betrachter*innen der Gleichzeitigkeit und Parallelität verschiedener Realitäten und ihrer Wahrnehmung bewusst. Diese sich über- lappenden Strukturen gibt es ebenso innerhalb eines Bildes − und innerhalb meiner großflächigen Installationen. Es ist notwendig, etwas über unser Leben und die Umgebung, in der wir leben, zu sagen − und Visionen davon zu entwickeln, wie wir leben wollen.“
... Artist-Statement aus dem Jahr 1997
Die 1990er-Jahre ... was war das nochmal? Was war da los? Wo war das, was los war, los? New York stand ganz oben auf der Wunschliste: pulsierende Großstadt, Brooklyn, Queens, Manhattan. Dort seinen eigenen Ausdruck finden, alles mischen − Musik, Kunst, Nischen entdecken, große Lofts und ein so unbeschreibliches Gefühl von Freiheit. Und da dann leben − das wollten alle. Wow! Seit 2005 bin ich wieder in Berlin, wie die meisten meiner Künstler*innenfreund*innen aus New Yorker Zeiten. Wie hat Big Apple meine Arbeit beeinflusst, wie Berlin meine Sicht auf die Dinge geprägt? Soll oder kann man das vergleichen? Es interessiert mich, Arbeiten aus beiden Städten einander gegenüberzustellen und sie daraufhin zu untersuchen: Wie hat sich die Arbeit in den verschiedenen Metropolen und Zeiten entwickelt? Was entstand wie und wo und warum? Welche Impulse spüre und sehe ich? Als Künstlerin ist die Stadt mein Thema und mein Material. Ich reagiere auf meine Umgebung, nehme sie wahr, und aus den unterschiedlichen Gegebenheiten entwickle ich meine Fragestellungen.
Wie hat New York meine Arbeit geprägt? Alles neu, keine „alten Verpflichtungen“ oder Verflechtungen, das Alleinsein als Wunsch, in der Anonymität frei herumzuschwimmen, zu tun und machen, was man will. Wie hat diese Mischung aus bildenden Künstler*innen, Musiker*innen, Architekt*innen, Filmemacher*innen, mit denen man plötzlich befreundet war, meine Ideen und meine Medien befruchtet und wachsen lassen? Und dann demgegenüber Berlin. In New York wurde die Stadt Anfang der 2000er-Jahre zum neuen „place to be“ − billige Mieten, große Räume, Aufbruchstimmung, Off-Spaces überall. So wie das in den Jahren zuvor in New York mit seiner Atmosphäre war. Aber als Deutsche zurück in sein Heimatland zu gehen, löst andere Bilder, Gedanken und Ideen aus. Wieder die eigene Sprache sprechen ... Das kann angenehm sein, aber auch nervtötend, im Bus und auf der Straße jeden zu verstehen, ob man will oder nicht. Ist es gut, sich so einfach über Sprache auszudrücken? Oder nimmt einem das das Bedürfnis, seine Eindrücke in Bildern zu visualisieren? Was passiert im Kopf mit all den Erinnerungen, die plötzlich an allen Ecken auftauchen? Wie hat Berlin sich also auf meine Arbeit ausgewirkt? Und was ist von meinen Erfahrungen in New York geblieben? Hat sich meine Auffassung vom „Künstlerin-Sein“ verändert, in einem Land, in dem viel weniger Stipendien und Preise Künstler*innen helfen, sich zu finanzieren? Oder haben einfach verschiedene Städte ihre großen Zeiten, in denen dann die Künstler*innen dort produzieren − einfach nur, weil man jetzt grade da und gefühlt am „richtigen“ Ort ist? Mein Ausstellungsbeitrag möchte über eine Auswahl von Werken, die in New York entstanden sind, und einer Gruppe von Arbeiten aus Berlin solche Fragen stellen.
/English
“It is important to lose respect for the conventions of the medium, because photography makes it possible to produce many cheap pictures and prints. For me it is interesting to show a vision or an idea, but not to show skill or precise handwork. The images/ realities I work with are manipulated in a way that does not conceal the physical processes involved within their construction. The pictures are made of different parallel realities. The way that they are presented on the wall amplifies the relationships that exist within an image, as well as between one picture and its neighbors. It also reminds the viewer of the permanent existence of multiple realities and their perception. There are overlapping structures within a single picture and the installation as a whole. It is necessary to say something about our life and the environment we live in, to develop visions about how we want to live.”
... My artist statement from the year 1997
The 1990’s ... what was that again? What was going on? Where was it that something was happening? New York was very high on the wish list: a pulsating big city, Brooklyn, Queens, Manhattan. To find your own expression there, mixing everything – music, art, discovering niches, big lofts, and an indescribable feeling of freedom. Living in The City – everyone wanted it. Wow! I have been back in Berlin since 2005, like most of my artist friends from that time in New York. How much did the “Big Apple”, as with Berlin, influence my work and shape how I see things? Can you, or should you even, compare living here or there? It is interesting for me to put artworks from both cities opposite one another and compare them: How did my work in each metropolis and time period develop? What was going on – how and where and why? What impulses did I feel and see? Cities are my topic and my material as an artist. I react to my environment, I perceive it, and out of the different circumstances I formulate my questions.
How did New York influence my work? Everything was new, no “old obligations” or ties, the desire to be alone, to swim around freely in anonymity, to do and act as one pleases. How did that mix of visual artists, musicians, architects, and filmmakers that I was suddenly friends with stimulate and make my ideas and artistic practices grow? And then by contrast Berlin ... in New York of the early 2000’s the German capital became “the place to be” – cheap rents, lots of space, an optimistic mood, and alternative art spaces all over the place. Much like the atmosphere in New York ten years before. But other images, thoughts, and ideas were unlocked as a German citizen returning to my homeland. To speak one’s own language again ... is something that can be very comfortable, but it can also be nerve-racking to understand what everyone is saying on the bus or in the street whether you want to or not. Is it a good thing to be able to express yourself with language so easily? Or does it take away one’s need to visualize your impressions in images? What happens in your mind with all the memories that suddenly pop up on every corner? How did Berlin in this way influence my work? And what happened to the experi- ences that I brought back from New York? Did my understanding of “being an artist” change in a country where there are much fewer grants and fellowships to help artists finance themselves? Or do different cities simply have a big moment in history when many artists congregate together and are making work – for no other reason than, that it feels like being in the “right place at the right time”? A selection of artworks that I devel- oped in New York and a recent series made in Berlin are my contribution to the exhibition in order to put such questions up for discussion.
www.susatemplin.com
THUG
I don’t wanna say anything........ patterns & loops
im Rahmen von/as part of Re-Imagining America
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05.-19.09.2020
Eröffnung/Opening: 04.09.2020, 19:00
Performance: 20:30
Öffnungszeiten/Opening hours:
Do-Sa/Thu-Sat: 15:00-18:00
THUG befasst sich mit Gewalt. Kann sie ein Terrorakt oder ein Virus sein? In meinem Fall führt Gewalt immer zu einem Zustand der Verwirrung; sie lässt Menschen, eine Stadt, ein Land oder die ganze Welt gelähmt zurück. Woher kommt das und warum geschieht das, frage ich mich meist ungläubig.
Im Fall von 9/11 waren die Aggressoren nicht nur die Terroristen, sondern genauso die US-Regierung, die diese katastrophalen Ereignisse provoziert hat. THUGS, Schurken, waren auf beiden Seiten zu finden, sie ließen eine ganze Stadt ins Koma fallen und veränderten die Welt.
Die Covid-19-Pandemie hat ähnliche Auswirkungen auf mich und die Welt, vor allem unter ökologischen Aspekten, die in Ignoranz und Aggression wurzeln. In meiner Arbeit versuche ich, den Moment zu untersuchen, in dem man einen Schlag ins Gesicht bekommt, den Schmerz aber noch nicht spürt.
Erinnerungen sind nichts anderes als Gerüchte um all die „Fotos“ in unseren Köpfen.
Wenn wir einmal jeden Moment der Geschichte, jedes Museum, jede Bibliothek, jedes Andenken, etwa an einen schönen sonnigen Tag am Strand, und jede Träne, die sich in ein Lied auf Apple Music oder Spotify verwandelt hat, digitalisiert haben werden, können wir sicher sein, dass wir den eigentlichen Moment nicht mehr leben, dann haben wir das Jetzt verkauft!
Zwei katastrophale Ereignissen, die ich erlebt habe und gegenwärtig erlebe, den Anschlag vom 11. September 2001 in New York und die Covid-19-Pandemie in Berlin, möchte ich beispielhaft nutzen, um die vergrößerten und unmittelbaren Erfahrungen aus medialer Sicht in eine persönliche Perspektive zu transformieren.
WTC
Ich erinnere mich genau an den Tag, an dem mein Freund Mattress für mich früh, gegen 10 Uhr morgens, anrief und mich mit keuchender Stimme bat, den Fernseher einzuschalten und die Nachrichten zu checken. Das tat ich und sah den Loop eines Flugzeugs, das ins World Trade Center stürzt. Erst machte ich mir nicht viel daraus, da ich dachte, dies sei Hollywood. − Ich setzte mich auf mein Sofa, um mich von dem Loop hypnotisieren zu lassen. Allmählich verstand ich, dass es sich hier um echte News handelt und nicht um eine Vorschau auf einen weiteren Arnold-Schwarzenegger-Blockbuster.
Ich klopfte an die Tür meines Mitbewohners Terrence, um ihn aufzuwecken, dann starrten wir beide auf den Fernseher, wo beständig wiederholt wurde, wie Flug AA 11 den Turm wie ein Stück Butter durchtrennt − immer und immer und immer wieder. Wir beschlossen, aufs Dach zu klettern, um uns dieses irritierende Schauspiel live und direkt vor unseren Augen anzusehen. Ich meine, hier ging es um das WTC, das höchste Gebäude von Downtown New York City. Es war ein wunderschöner Tag mit babyblauem Himmel, den wir ziemlich verwirrt und ungläubig verbrachten.
Später trafen wir uns alle bei Snax und Mattress in der Second Ave. Höhe 3rd St. Vom Wohnzimmerfenster aus blickten wir die Avenue hinunter und sahen Menschen, die alle in eine Richtung liefen. Sie erschienen wie programmierte Roboter, die nur ein einziges Ziel kannten: Uptown. Allmählich bemerkten wir, dass die Büroangestellten und Sekretärinnen weiß verstaubte Schuhe hatten. Der Menschenzug wurde ständig dichter, als immer mehr Leute aus dem Finanzbezirk flohen. Ein kräftiges Weiß schien an den Beinen jedes Einzelnen hochzukriechen: Nylonleggings, bis zum Knie weiß; Geschäftsleute, bis zur Taille weiß bedeckt. Später waren ganze Körper, als wären sie von Künstler*innen besprüht, wie vom grauem Staub der Trümmer der Zwillingstürme durchdrungen. Der Fernseher lief noch immer laut und verschwommen: der Loop als Platzhalter für die Unsicherheit über die Situation, dazu die Stimme eines seriös wirkenden Nachrichtenreporters, der die Geschehnisse mit verschiedenen Vermutungen kommentierte. In der Nacht drehte der Wind und die asbesthaltigen Wolken zogen in die bewohnten Stadtteile: Lower Manhattan, East und West Village bis zur 23sten Straße.
Ich wachte keuchend auf − da war dieser Geruch, den ich nicht kannte. Eine Mischung aus Chemikalien, aber ebenso aus Tod und Unbekanntem. Es fühlte sich an, als würde ein Geist direkt hinter mir stehen, real, aber nicht physisch. Dasselbe Gefühl hatte ich in meinem Leben nur bei zwei weiteren Anlässen: Tschernobyl und jetzt im Zuge der Covid-19-Pandemie.
Khan of Finland, Mai 2020
English
THUG
I don’t wanna say anything... patterns & loops
THUG deals with violence. Could it be an act of terrorism or a even a virus?Violence always leaves me in a state of confusion; and it leaves people – a city, a country, or even the whole world paralyzed. “Where does this come from and why is this happening?” is usually what I ask myself in disbelief.
In the case of 9/11 the aggressors were not only the terrorists but also the U.S. government that provoked those catastrophic events. The THUGS were on both sides, leaving a whole city in a coma and changing the world. The Covid-19 pandemic had a similar impact on me and the world, mainly for ecological reasons due to ignorance and aggression. My work is trying to investigate the moment when you get hit in the face and you have not yet felt the pain.
Memory is nothing but a rumor around a photo in our minds.
When we have digitized every moment of history, every museum, library, every souvenir of that beautiful sunny day on the beach, every tear turned into a song on Apple Music or Spotify, we can be sure we do not live in the moment anymore for we have sold the Now!
There are two catastrophic events I have lived through (or am currently living through) – the 9/11 attack in NYC and the Covid-19 pandemic in Berlin – I would like to take them as examples to explore the immediate and magnified experiences through the media and transform them to a personal point of view.
WTC
I remember the day when my friend Mattress called, it was for me early in the morning at around 10 AM, and he asked me in a panting voice to switch on the television and check the news. I did, and I saw a loop of an airplane crashing into the World Trade Center. I didn’t make much of it as I thought this was Hollywood and sat down on the sofa to let the loop hypnotize me. After all, I understood this was The News and not some preview of another upcoming Arnold Schwarzenegger blockbuster.
I knocked on my roommate’s door, to get Terrence up, and we both stared at the television as it repeated Flight AA 11 slicing through the tower as if it was a block of butter – over and over and over again. We decided to climb up to the roof and watch this confusing spectacle happen live, right there in front of our eyes. I mean, it was the WTC, the tallest building in downtown New York City. It was a beautiful day with a baby blue sky, but we pretty much spent all of it in confusion and disbelief.
We all met at Snax’s and Mattress’ place on Second Ave. and 3rd St. From the living room window, looking down the avenue, we witnessed people all walking in one direction. Everyone seemed like robots programmed only to head uptown. Slowly we noticed that office clerks and secretaries had dusted white shoes. The trail of people got denser as more and more escaped the financial district and the white powder seemed to creep up the legs of each and every one. Nylon leggings white up to the knee. Businessman covered in white to the waist, and later full bodies, as if sprayed by an artist, drenched in the grey dust of the Twin Towers’ debris. The television, still blaring loudly, the loop as a placeholder for insecurity about the situation, and a straight news reporter’s voice commenting on various suspicions of what had happened. At night the clouds came in. The wind changed in the evening hours and directed the asbestos-heavy fog right into lower Manhattan – East and West Village up to 23rd St.
I woke up choking and there was a smell that I had never experienced before. It was a mix of chemicals, but also a smell of death and the unknown. It felt like a ghost standing right behind me, real but not physical. I had this same feeling on two other occasions in my life: one was Chernobyl, and now with the Covid-19 pandemic.
Khan of Finland, May 2020
www.khanoffinland.com/
GRENZZIEHUNG
Hans Hs Winkler
im Rahmen von/as part of Re-Imagining America
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14.08.-29.08.2020
Eröffnung/Opening: 13.08.2020, 19:00
Öffnungszeiten/Opening hours:
Do-Sa/Thu-Sat: 15:00-18:00
Hans Hs Winkler, Grenzziehung
In Hans Hs Winkler‘s Ausstellung Grenzziehung innerhalb der Projektreihe Re-Imagining America werden exemplarisch vier in den USA realisierte Projekte/Interventionen vorgestellt, die sich mit der Geschichte der Vereinigten Staaten und ihren Grenzen auseinandersetzen.
Die Reise nach Kaho’olawe, Intervention, Hawaii, 2018
2018 wurden Karten von Hawaii publiziert, aber ohne die Insel Kaho’olawe. Die Reise nach Kaho’olawe setzte diesem Verschwinden eine eigene Landkarte, Postkarte und Briefmarke entgegen, welche „die Leerstelle“ markieren. (Die Briefmarken sind in Kooperation mit den Vereinten Nationen in New York publiziert und in Umlauf gebracht worden.)
Seit Hunderten von Jahren ist Kaho’olawe ein kulturelles Zentrum der Hawaiianer/Polynesier. 1942, während des Zweiten Weltkriegs, wurde die Insel von der Navy der US-amerikanischen Armee besetzt und bis in die 1980er-Jahre als Ziel für Bombentests und als Trainingsgelände genutzt. Schon Ende der 1960er-Jahren war Kaho‘olawe der „meist bombardierte Ort der Erde“. Dort erprobte man Techniken und Strategien des Luftkrieges, ebenso neues Bombenmaterial für unterschiedliche Kriege, unter anderem schon für Berlin im Zweiten Weltkrieg. Derzeit unbewohnt ist die Insel vorrangig nur für die polynesische Bevölkerung im Rahmen von kulturellen und geistigen Aktivitäten sowie für Aufbau- und Pflanzarbeiten zugänglich.
Buy a Revolution, Intervention, San Francisco, 2010
Für die Intervention mietete Hans Hs Winkler einen Pick-up-Truck mit Fahrer und heuerte zehn mexikanische Tagelöhner an, die mit Armeekleidung, schwarzen Fahnen und Macheten ausgestattet wurden. Mit kriegerischer Geste fuhren sie durch die Stadt, in Richtung Rathaus (City Hall). Die Aktion dauerte eine Stunde und fand im Mission-District statt. Die Idee zur Aktion Buy a Revolution – „Selbst eine Revolution kann man kaufen“ − entstand während einer Wanderung entlang der mexikanisch-kalifornischen Grenzmauer bei Tijuana.
New Yorker Eisleiter, Intervention, Manhattan, 2001
Die Wassertürme über den Dächern Manhattans sind Symbole der Stadt. Im Januar 2001 veränderte sich das Erscheinungsbild eines Wasserturms für einen Tag, womit nicht zuletzt Bezug auf die wechselhafte Geschichte Manhattans genommen wurde.
Apache-Deutsch-Wörterbuch für drei Gefängnisse, Intervention, Chemnitz, Zwickau, Waldheim, 2010
Durch das Apache-Deutsch-Wörterbuch erfolgt ein sehr spezifischer Blick von Deutschland aus auf die USA und auf das indigene Volk der Apachen. In Chemnitz, Zwickau und Waldheim verbüßte der Schriftsteller Karl May (1842−1912), unter anderem wegen Hochstapelei, mehrere Haftstrafen. Die Zeit hinter Gittern verbrachte er vor allem mit dem Studium von Entdeckungs- und Forschungsliteratur; er begab sich gleichsam auf eine eigene fiktive Reise zu den Mescalero-Apachen (New Mexico). Seine daraus entstandenen Romane, etwa um den Apachen-Häuptling Winnetou, beeinflussten mehrere Generationen in Deutschland nachhaltig und ebneten vielen seiner Leser*innen den Zugang zur „First Nation“-Bevölkerung der USA. Bis heute erfreuen sich etwa Indianercamps und die Karl-May-Festspiele großer Beliebtheit. Interessanterweise stehen diese Bücher heute auch in den Regalen der Apachen. In ihrer Sprache wird das Wort „Kultur“ mit „wo Leute Orientierung finden“ umschrieben. Das Projekt wurde vom 7. August vom 11. September 2010 im Rahmen der Ausstellung Stadt ausrichten in Chemnitz realisiert.
Hans Hs Winkler lebt und arbeitet seit 1995 sowohl in Berlin als auch in New York. Sein Hauptinteresse gilt dem öffentlichen Raum und dessen Symbolen. Von 1988 bis 2000 realisierte er unter dem Namen p.t.t.red (paint the town red) zusammen mit Stefan Micheel unter anderem die Stadtraum-Installationen goldener Schnitt durch Berlin, 1988–1990, und 1996 die Statue of Liberty in Red in New York. Hans Hs Winkler co-kuratierte Ausstellungen wie legal/illegal (2004) in der ngbk Berlin und „looking for mushrooms“ − Counterculture in San Francisco der 1950er bis 1960er-Jahre im Museum Ludwig, Köln (2008). Zwischen 2005 und 2008 publizierte er unter dem Titel walking newspaper Zeitungsprojekte in Istanbul, Johannesburg, New York, Havanna, Bonn und San Francisco.
English version
Hans Hs Winkler, Grenzziehung (Border Demarcation)
In Hans Hs Winkler's exhibition Grenzziehung within the project series Re-Imagining America four projects that were realized in the USA will be presented, each of which grappling with the history of the United States.
Die Reise nach Kaho’olawe (The Trip to Kaho’olawe), Intervention, Hawaii, 2018
In 2018 maps of Hawaii were published, but the island of Kaho’olawe were missing. Die Reise nach Kaho’olawe marks this disappearance with its own map, postcard, and postage stamp where the “empty space” is clearly marked. (The stamps were published and brought into circulation in collaboration with the United Nations in New York City.)
Kaho’olawe has been a cultural center for Hawaiians and Polynesians for hundreds of years. During the Second World War, in 1942, the island was occupied by the Armed Forces of the United States and was used well into the 1980’s by the U.S. Navy as a training ground and target for blast tests. By the end of the 1960’s Kaho‘olawe was often called “the most bombed out place on Earth”. There new techniques and strategies for air campaigns were tried out, as well as new bomb materials for various wars – even including for Berlin in World War II. The island is currently uninhabited and is only accessible by Native Hawaiian peoples for cultural and spiritual activities, as well as for reconstruction and the reestablishment of vegetation.
Buy a Revolution, Intervention, San Francisco, 2010
For this intervention Hans Hs Winkler hired a driver with a pick-up truck and ten Mexican day laborers, and then equipped them with battle fatigues, black flags, and machetes. They drove through the city with militaristic gestures in the direction of city hall. The entire action lasted for one hour and took place in the Mission District. The idea behind Buy a Revolution – “You Can Even Buy a Revolution” emerged during a hike along the Mexico-California border wall near Tijuana.
New Yorker Eisleiter (New York Ice Ladder), Intervention, Manhattan, 2001
The water towers on the roofs of Manhattan are a symbol of the city. In January 2001 the appearance of a water tower changed for one day, connecting it to the changing history of Manhattan.
Apache-Deutsch-Wörterbuch für drei Gefängnisse (Apache-German Dictionary for Three Prisons), Intervention, Chemnitz, Zwickau, Waldheim, 2010
A very specific view from Germany on the United States and the indigenous Apache people is created through the Apache-German Dictionary. The writer Karl May (1842−1912) served multiple prison sentences for fraud, among other crimes, in Chemnitz, Zwickau, and Waldheim. He spent most of his time behind bars studying exploration and research literature; and went in a way on his own fictional trip to the Mescalero Apaches in New Mexico. The resulting novels about the Apache Chief Winnetou sustained a strong influence over multiple generations in Germany, and introduced their readers to the Native American tribes of the continental United States. To this day some people still enjoy “Indianercamps” and the Karl May Theater Festival is immensely popular. Interestingly, these books stand in the shelves of the Apache. In their language the word culture is translated as, “where people find focus”. The project was realized in Chemnitz as part of the exhibition Stadt ausrichten from the 7th of August to the 11th of September 2010.
Hans Hs Winkler has lived and worked in both Berlin and New York City since 1995 . His main artistic interests are public spaces and their symbols. From 1988 to 2000 he made urban space installations with Stefan Micheel under the name p.t.t.red (Paint the Town Red) including among others goldener Schnitt durch Berlin (1988-1990) and Statue of Liberty in Red in New York (1996). Hans Hs Winkler co-curated the exhibition legal/illegal (2004) at the NGBK in Berlin and Looking for Mushrooms − Counterculture in San Francisco from the 1950’s to the 1960’s at the Ludwig Museum in Cologne (2008). Between 2005 and 2008 he published the Walking Newspaper in Istanbul, Johannesburg, New York, Havana, Bonn, and San Francisco.
http://www.hswinkler.de/
Projektreihe
Re-Imagining America − Künstler*innenmigration und -selbstverständnis in Bezug auf Gesellschaft, 13.08.−19.12.2020
Initiiert und realisiert von Matthias Mayer
Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Künstler*innen: Michelle Alperin, Khan of Finland, Philipp Lachenmann, Bjørn Melhus, Kirsten Palz, Susa Templin, Hans HS Winkler
Re-Imagining America beschäftigt sich mit dem Themenfeld Künstler*innenmigration und -selbstverständnis in Bezug auf Gesellschaft und zeigt Positionen von Künstler*innen, die im Laufe ihrer Karrieren einen Ortswechsel zwischen den USA und Deutschland, insbesondere zwischen New York City und Berlin, vollzogen haben.
Das Projekt eruiert vor dem Hintergrund der ausgewählten künstlerischen Arbeiten Erzählungen über die Selbstverständnisse von Künstler*innen. Diese sollen Aufschluss darüber geben, wie die eigenen Künstler*innen-immanenten Systeme im gesellschaftlichen Austausch mithilfe einer Gegenwartsanalyse und mit Blick in die Zukunft organisiert bzw. verändert werden können. Ebenso im Fokus steht die Frage, welche Rolle dabei Anziehungspunkte wie große Kunstmetropolen spielen. Die Auswirkungen von transnational sich verändernden politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten werden in die Betrachtung miteinbezogen.
Das Projekt umfasst in einem circa viermonatigen Zeitraum fünf Einzelausstellungen, zwei Screenings und eine abschließende Podiumsdiskussion.
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Re-Imagining America - Artist Migration and Self-Understanding in Relation to Society, 13.08.-19.12.2020
Initiated and realized by Matthias Mayer
Funded by the Senate Department for Culture and Europe
Artists: Michelle Alperin, Khan of Finland, Philipp Lachenmann, Bjørn Melhus, Kirsten Palz, Susa Templin, Hans HS Winkler
Re-Imagining America deals with the theme of artist migration and self awareness in relation to society and shows works by artists who, in the course of their careers, have moved between the United States and Germany - especially between New York City and Berlin.
Against the background of the selected artworks, the project explores narratives about the self-understanding of artists. These should provide information on how the systems inherent in their own artistic pursuits can be organized or changed in social exchange by means of an analysis of the present and with a view to the future. Another focus is the question of the role played by attractions such as major art metropolises. The effects of transnational changes on political and social conditions are included in the analysis.
Over a period of approximately four months, the project comprises five solo exhibitions, two screenings and a concluding panel discussion.
Ausstellungen/Exhibitions:
13.08. - 29.08.2020 Hans Hs Winkler
04.09. - 19.09.2020 Khan of Finland
25.09. - 10.10.2020 Susa Templin
30.10. - 14.11.2020 Kirsten Palz
27.11. - 12.12.2020 Philipp Lachenmann
Screenings:
16.10.2020 Bjørn Melhus
20.11.2020 Michelle Alperin
Abschliessende Podiumsdiskussion mit den Künstler*innen/Concluding panel discussion with the artists:
19.12.2020
Project-Website: https://sporkluebue.de/
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"PEACE - dont make me laugh
// You A Two Minute Brother"
ONE NIGHT GROUP SHOW
Freitag/Friday, 29.11.2019, 19:00
Künstler*innen/Artists:
Boris Abel, Michelle Alperin, Mario Asef, Matthias Bade, Jürgen Baumann, Thomas Behling, Jennifer Bennett, Hannes Berwing, Roland Boden, Manuel Bonik, Gunnar Borbe, Johannes Bünemann, Matthew Burbidge, Sonja Burbidge, Astrid Busch, Saskia Breitenreicher, Daniel Chluba, Kyung-hwa Choi-ahoi, Chris Costan, Annedore Dietze, Meike Dölp, Knut Eckstein, Irena Eden & Stijn Lernout, Niki Elbe, Christel Fetzer, Sven-Ole Frahm, Tom Früchtl, Heike Gallmeier, Anne Gathmann, anna onno gatjal, Ingo Gerken, Monika Goetz, Kim Dotty Hachmann, Stephan Homann, Birgit Hölmer, Irène Hug, Henrik Jacob, Hubi W. Jäger, Thomas Jocher, Uwe Jonas, Sven Kalden, Werner Kernebeck, Silke Koch, Karen Koltermann, Karsten Korn, Simone Lanzenstiel, Michael Lapuks, Niina Lehtonen Braun, Sabine Linse, Ingeborg Lockemann & Elke Mohr, Michael Luther, Mahony, Matthias Mayer, Paula Muhr, Leo de Munk, Berit Myreboee, Richard Neal, Joe Neave, Kirsten Palz, Kathrin Rabenort, Nika Radic, Maria-Leena Räihälä, Monika Rechsteiner, Benjamin Renter, Cornelia Renz, Regine Rode, Julia Rüther, Andreas Sachsenmaier, Katrin Salentin, Jochen Schneider, Iris Schomaker, Ann Schomburg, Olivia W. Seiling, Sandra Setzkorn & Emma Grün, Heidi Sill, Johanna Smiatek, Erik Smith, Sean Smuda, Elisabeth Sonneck, Gabriele Stellbaum, Stoll & Wachall, Max Sudhues, Alex Tennigkeit, Anja Teske, Thea Timm, Julian Villaret, Gabriele Volanti, Anke Völk, Linda Weiss, Bettina Weiß, Anke Westermann, Claudio Wichert, Markus Wirthmann, Sibylle Zeh, Gloria Zein, Ella Ziegler, Christof Zwiener
Seit 2005 titelten Zitate vergangener Dekaden (meist aus den 1980er Jahren) die jährlichen One Night Group Shows im Spor Klübü. Dieses Jahr stehen zwei Zitate zur Verfügung, auf die die eingeladenen Künstler*innen Bezug nehmen können: "PEACE - dont make me laugh" und "You A Two Minute Brother". Beide haben ihren Ursprung Beginn der 1990er Jahre und kommen aus der afroamerikanischen Hip-Hop- bzw. Rap-Szene. "PEACE - dont make me laugh" ist die Anfangstextzeile des Songs "Endangered Species (Tales From The Darkside)" von Ice Cube‘s 1990 erschienenem Album "AmeriKKKa's Most Wanted". Der Song richtet sich gegen ein durch Polizeigewalt geprägtes rassistisches Amerika. Im gleichen Kontext sind auch die Texte und die Musik von BWP a.k.a. Bytches With Problems verortet - mit dem Unterschied, dass sie aus einer feministischen Sicht heraus kommen und mit dem männlichen (Rapper-)Patriachentum mächtig aufräumen. Das Zitat "You A Two Minute Brother" stammt aus dem Song "Two Minute Brother" von BWP's ersten und einzigen (veröffentlichten) Album "The Bytches".
"PEACE - dont make me laugh" – transferiert man diesen Ausspruch in das aktuelle politische Zeitgeschehen, so könnte man es nicht besser ausdrücken. Nachdem sich das „Fake- oder Falschreden“ auf politischer Ebene mehr denn je etabliert hat, werden nunmehr kriegerische Absichten und Völkerrechtsverletzungen zu Friedensmissionen erklärt. Man braucht die handelnden Personen nicht nennen, denn ihr Stil ist - wie sie - nicht nur bekannt, sondern erzeugt auch kein Erschrecken mehr oder einen kollektiven internationalen Aufschrei. "You A Two Minute Brother". Nur wenige weibliche Hip-Hop-Musikerinnen haben es geschafft, ihren männlichen Kollegen in Sachen derber Songtexte mit verachtenden Ausdrücken gegen das andere Geschlecht ebenbürtig zu sein. Die „Bytches“ taten genau das und verkörperten dabei Gerechtigkeit, auch wenn sie das auf die gleiche vernichtende Art taten. In "Two Minute Brother" schlagen sie eine Kerbe in das Machogehabe und treffen die (vorgegebene) Männlichkeit an empfindlicher Stelle - beim Sex.
English:
Since 2005, quotations from past decades (mostly from the 1980s) have been the titles of the annual One Night Group shows at Spor Klübü. This year there are two quotes available to which the invited artists can refer: "PEACE - dont make me laugh" and "You A Two Minute Brother". Both have their origins in the early 1990s and come from the Afro-American hip-hop and rap scene. "PEACE - dont make me laugh" is the opening line of the song "Endangered Species (Tales From The Darkside)" from Ice Cube's 1990 album "AmeriKKKa's Most Wanted". The song is directed against a racist America marked by police violence. The lyrics and music of BWP a.k.a. Bytches With Problems are also located in the same context - with the difference that they come from a feminist point of view and powerfully clear up the male (rapper) patriarchy. The quote "You A Two Minute Brother" comes from the song "Two Minute Brother" from BWP's first and only (published) album "The Bytches".
"PEACE - dont make me laugh" - if you transfer this saying into current political events, you couldn't put it better. Now that "fake or false talk" has established itself more than ever on the political level, warlike intentions and violations of international law are now being declared peace missions. There is no need to name the people involved, because their style is - as they are - not only known, but also no longer generates fright or a collective international outcry. "You A Two Minute Brother. Only a few female hip-hop musicians have managed to equal their male counterparts in terms of crude lyrics with contemptuous expressions against the opposite sex. The "Bytches" did exactly that and embodied justice, even if they did it in the same devastating way. In "Two Minute Brother" they make a notch in the macho behaviour and hit the (given) masculinity in a sensitive place - during sex.
"MOVEMENT OF EMOTIONS / DEFENSE"
An artistic research project about the performance of emotions and human / animal defense strategies
Ella Ziegler
In Zusammenarbeit mit/in collaboration with
Andrei van Wyk, Jarrett Erasmus (sound/composition)
Jan Maribe (sculpture)
31.08.-15.09.2019
Eröffnung/Opening: 30.08.2019, 19:00
Öffnungszeiten/Opening hours:
31.08. + 01.09.2019: 15:00-18:00
02.-11.09.2019 nach tel. Vereinbarung/by appointment
12.-15.09.2019, 13:00-16:00 (Berlin Art Week)
„Erinnerst Du dich an das Spiel, das wir hier als Kinder gespielt haben ... wir haben an die Haustüren der Leute geklopft und sind dann weggelaufen ... bis ein Mann mit einer Pistole in der Hand die Tür geöffnet hat."
Abrie Fourie
MOVEMENT OF EMOTIONEN/DEFENSE ist eine künstlerische Kollaboration, die die Unmittelbarkeit der Darstellung von Emotionen in den künstlerischen Medien Fotografie, Video, Text, Sprache und Ton untersucht.
Der besondere Fokus von Ella Ziegler liegt auf Verteidigungsstrategien, die Menschen und Tiere entwickeln, wenn sie körperlich oder emotional bedroht oder angegriffen werden. In Zusammenarbeit mit den südafrikanischen Künstlern Andrei van Wyk und Jarrett Erasmus entwickelte sie eine audiovisuelle Installation für den Projektraum SPOR KLÜBÜ, die sich mit den Bedingungen und Folgen der zunehmenden Kriminalität in der südafrikanischen Stadt Johannesburg befasst und dort vor Ort entwickelt wurde.
Einer der Hauptgründe für die Angst in Südafrika ist die Kriminalität und eine der größten Hoffnungen sind Mauern, Zäune und intelligente Sicherheitssysteme, die vor Kriminalität schützen, aber keine Kriminalität bekämpfen. Viele Südafrikaner leben in einem Käfig - sind hinter sehr hohen Mauern und digitalen Sicherheitssystemen von der Außenwelt abgeschirmt. Private Lebensräume fühlen sich zunehmend wie Festungen an, die dystopischen Orten ähneln und vom öffentlichen Raum vollständig isoliert sind.
Die wachsende Sicherheitsbranche in Südafrika investiert zunehmend in die Entwicklung von Sicherheitstechnologie und verspricht ihren Kunden mit absurden und übertriebenen Sicherheitssystemen ein Leben ohne Angst. Dies steht im Gegensatz zu der Tatsache, dass sich nur ein sehr kleiner Prozentsatz der südafrikanischen Bevölkerung hohe Mauern und intelligente Sicherheitssysteme leisten kann, während das große Armutsproblem, das die Hauptursache für Kriminalität darstellt, ungeklärt bleibt. So werden höhere Mauern und Zäune oder intelligentere Sicherheitssysteme zu Symbolen für die Kluft zwischen Armut und Wohlstand.
Ella Ziegler erweitert ihre Recherchen, indem sie sowohl Verteidigungsstrategien von Tieren betrachtet, als auch die verheißungsvolle Rhetorik der Werbeslogans für Sicherheitssysteme zitiert.
Skulpturen des südafrikanischen Künstlers Jan Maribe sind Teil der Installation.
Diese Ausstellung ist Jan Maribe gewidmet, der während der Entwicklung dieses Projekts verstorben ist.
„Remember the game we here playing as children ... we were knocking on people’s doors and then ran away ... until a man with a gun in his hand opened the door."
Abrie Fourie
MOVEMENT OF EMOTIONS / DEFENSE is an artistic research project that looks at and investigates the immediacy of the performance of emotions in the artistic media of photography, video, text, spoken word, and sound.
Ella Ziegler's specific focus is on defense strategies that people and animals develop when they are physically or emotionally attacked or threatened. In collaboration with the South African artists/musicians Andrei van Wyk and Jarrett Erasmus, Ella Ziegler developed a sonic and visual environment, which resonates with the increasing crime in the South African city Johannesburg. One of the significant reasons for fear in South Africa is crime and one of the greatest hopes are walls, fences, and smart security systems, which protect from crime but don't fight crime.
Many South Africans live a "caged-in" existence, shut out from the outside world behind intense security systems and very high walls. Living spaces then start to resemble armored fortresses with a distinctly dystopian flavour. The security industry in South Africa has invested heavily in the development of technology usage in home security, in most cases, absurd and over-the-top installations. This stands in contrast to the fact that a tiny percentage of people in SA are building higher walls whilst the vast poverty issue, which is the main cause of crime, remains unaddressed. So higher walls and fences and smarter security systems become icons for the gap between poverty and wealth.
The theme of self-defense strategies and security systems then gradually widens into a broader question of animal defense strategies and the advertising rhetoric of companies selling security systems.
Sculptures by South African artist Jan Maribe will be part of the installation.
This exhibition is dedicated to Jan Maribe who died in the process of developing this project.
www.ella-ziegler.de
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It doesn’t have a Shape, it has a Shadow
Michelle Atherton, Jette Gejl and TC McCormack
30.03.-12.04.2019
Eröffnung/Opening: 29.03.2019, 19:00
Öffnungszeiten/Opening hours:
Sa./Sat., 30.03. + So./Sun., 31.03.: 15:00-18:00
01.04.-12.04. nach tel. Anmeldung/by appointment
Most stories have a shape to them, well this story doesn’t have any shape, but it does have a shadow. We could try to describe the shadow (of it), but by the time we get to the end... the sun will have shifted position and the dimensions of the story’s shadow will be a geometric perversion of what they were at the start.
‘The biologist Stuart Kauffman speaks of what he calls the adjacent possible. This consists of “all those [entities] that are not members of the actual, but are one reaction step away from the actual.” Something is adjacently possible if it can be actualized in a single step: like a point mutation, or a chemical reaction leading to a new configuration of matter. ... Steven Johnson, amplifying Kauffman’s idea, describes the adjacent possible as “a kind of shadow future, hovering on the edges of the present state of things, a map of all the ways in which the present can reinvent itself.... What the adjacent possible tells us is that at any moment the world is capable of extraordinary change, but only certain changes can happen.’1
This exhibition is conceived as a site of excavation. Michelle Atherton, Jette Gejl and TC McCormack have assembled a group of material gestures and phenomena that draw on our past imperfect to speculatively reach into a shadow future.
Michelle Atherton
Backdrop: The Repository of Irrational Gestures (RIG’s) ♯ IIII
A looped video work with printed backdrop and lights.
Situated in a landscape, a blow-up of a C16 engraving intermittently illuminated by coloured lights, RIG’s ♯ IIII brings together a new dissonant sequence of irrational gestures that evolve and are clashed together over the duration of the video. If we can agree that the irrational describes those actions, thinking and behaviours that appear to be more illogical than other alternatives; then, the artwork opens up a space to consider past and present conceptualisations of irrationality.
With contributions from Anita Delaney, Jessica Harrington, Dr Wendy Leeks and Lucy Lound.
Jette Gejl
I like beige and beige likes me
This work offers a reinterpretation of Joseph Beuys piece ‘I like America and America likes me’ and seeks, from an idiosyncratic angle, to heal the collective hysteria surrounding the encounter with the unknown. The work consists of the VR work ‘Beige Space’ which shall be experienced using a head mounted display, a poster with DNA mapping of the two wolf species ‘Canis Latrans - Canis Lupus’, a plinth with the calcareous clay ‘Mergel’ and a text.
TC McCormack
All our Ships are at Sea
A looped audio work, with video diptych, a mural pattern, suspended fabric prints and set of images.
At its centre, this assemblage features a spoken text, were voices speak of a divergent fragmentation, a dissembling and of displacement. Likewise the visual language alludes to an ungraspable slippage of content. The imagery adapts evasive optical registers, drawn from a stealth technology and topological features. Foregrounding the spatial qualities of patterned surface with the temporal conditions of sound, enables a move away from more conventional narrative structures to explore a more immersive and intimate environment.
1. Unpredicting the Future (2018), by Steven Shaviro https://alienocene.com/2018/04/01/futurity-and-science-fiction/
Biographies
Michelle Atherton is an artist working with images and temporal states, that is researching particular moments or sets of conditions in our collective histories. The aim of the work is to probe these entanglements and the complexities that surround us. All her work is image-based, holding a long-standing fascination with the fact that images appear to be all front. Part of the research investigates the potency of the image in its rhetorical and ambiguous forms; and our encounters with it. The work often incorporates video, photography, sound, collage and writing. The work cultivates a type of image-dissonance, through a series of after or pre-images. Her artwork and research has been supported by the Arts Council UK and the Arts and Humanities Research Council and shown throughout Europe in variety of contexts including galleries and museums, festivals, and conferences, and via publication.
Jette Gejl is a visual artist and academic at Aarhus University, Denmark. Her work balances between a deep idiosyncratic self-reflection and an understanding of the collectives socio-historical culture-bearing icons - such as memory. She often seeks more criticality in dialogue with the viewer, which often involves them entering into performative or participation with her work. Recent exhibitions include: Fregatten Jylland vs Ks. Jylland, Ebeltoft 2019, All Shadow Shines, Udsmykning Niels Bohr Institut, 2018. Interwoven Landscapes vol. 2, Ks. Jylland, Jens Søndergaard Museum, Heltborg, 2018. As Much about Forgetting, Viborg Kunsthal. 2018. Interwoven Landscapes vol. 2, Den Gyldne, Rundetårnet, Kbh.2018. THEY ARE STICKY, PERHAPS YOU CAN SAY MAGNETIC, KunstRaum, Linz, Austria 2018. ART BY NUMBERS, Sydhavnsgade 7, Aarhus, 2016. There Is Something Rotten in The State of Denmark, Galleri Grundstof, Denmark, 2016.
TC McCormack is an artist who’s central preoccupation has always been with how we navigate the space between the legacy of modernism and the reach of contemporaneous media. He makes work that explores the aesthetics of cultural memory and considers various phenomena of resistance space. His work is primarily based in film and installation, yet also spans collage, photography and text. This cross disciplinary approach enables me to inhabit a number of artistic, curatorial and research strategies. His research involves searching through archives and speculative contexts, in the social sphere, architecture, film history, sculpture, technology, museology and urban planning. TC has exhibited widely internationally and the UK, his work is commissioned by arts institutions and galleries. www.tcmccormack.co.uk
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TRANSIT #3
„CUT TRANSIT“
Birgit Hölmer
Fr., 22.02.2019, 19.00 Uhr
Ort: FORD TRANSIT - Parkplatz vor den Uferhallen, Uferstr. 8, 13357 Berlin–Wedding
Birgit Hölmers CUTS, die seit einiger Zeit immer wieder in – meist Berliner –Fensterscheiben zu sehen sind, entstehen fast immer ohne Auftrag. Die Künstlerin sucht selbst nach leerstehenden Erdgeschoßräumen, deren Scheiben sie nutzen kann, ohne um Erlaubnis fragen zu müssen.
Die Verbindung des zerbrechlichen Materials Glas mit dem Begriff CUT kann zunächst vermuten lassen, dass die Künstlerin Schnitte im Glas vornimmt, was von weitem und auf den ersten Blick auch so aussehen mag. Die geraden oder gekrümmten, fast wie Schraffuren parallel geführten Linien befinden sich jedoch nicht in, sondern befinden sich auf der Scheibe, sie selbst bleibt – zumindest durch Birgit Hölmers Intervention – unversehrt. Die Künstlerin setzt eine Technik ein, die sich kaum in traditionelle Kategorien wie Zeichnung, Malerei oder Collage einordnen lässt. Die CUTS entstehen durch das Aufkleben schmaler, unterschiedlich farbiger Randstreifen, die bei der Herstellung von Klebestickern abfallen.
In einer Druckerei, in der solche Sticker auf großen Bögen ausgeprintet werden, holt Birgit Hölmer die Abschnitte, die beim zurechtschneiden der Bögen entstehen und die sonst im Abfall landen oder vielleicht recycelt werden würden, regelmäßig ab und füllt mit ihnen die Ladefläche ihres Autos. So hat sie ihr Material stets parat, wenn sie sich als motorisierte Flaneurin auf die Suche nach geeigneten Orten für neue CUTS begibt
In Birgit Hölmers CUTS ist eine subtile Kritik an der Gentrifizierung implizit enthalten. Die CUTS nisten sich gleichsam in den Nischen ein, die es meist nur temporär in einer Stadt gibt, deren Immobilienbestand immer mehr durch das Agieren von Großinvestoren bestimmt ist. Die Orte, an denen Künstler leben und arbeiten können, gehen zunehmend verloren oder werden für sie unbezahlbar. So führt Birgit Hölmers Kunst, die quasi aus einem mobilen Atelier heraus im öffentlichen Raum entsteht, letztlich mit rein ästhetischen Mitteln vor, was in Zukunft vielleicht für viele Künstler noch die einzige Arbeitsmöglichkeit sein könnte: sich ohne Atelier und ohne Auftrag Orte anzueignen, an denen man sie überhaupt noch Kunst machen lässt. So finden sich viele indexikalische Verweise auf den urbanen Kontext, in dem Birgit Hölmers CUTS entstehen. Dazu ist es gar nicht nötig, dass die Kompositionen selbst eine soziale oder politische Aussage enthalten. Ihre Schönheit und Vielfalt können sich in ihrer ästhetischen Autonomie frei entfalten und behaupten.
(Ludwig Seyfarth)
„CUT TRANSIT“
Die Serie „TRANSIT“ ist dadurch gekennzeichnet, dass sie den räumlichen Wandel vor dem Hintergrund der Gentrifizierung thematisiert. Wenn Birgit Hölmer nun die Fensterscheiben des Ford Transits in ihrer einzigartigen Art und Weise bekleben wird, dann treffen zwei gleiche Aussagen aufeinander bzw. erhöhen sich gegenseitig. Die Projektidee wird mit sich selbst multipliziert. Auch der Ford Transit wird als Ort der Verdrängung gekennzeichnet. Hölmer‘s Kunstgriff könnte in eine apokalyptische Zukunft weisen. Schaffensräume – seien sie aus der Not noch so spontan und minimalistisch entstanden - könnten auch ganz unmöglich werden. Kunst und Künstler*innen in der Zwangsjacke an ihrem absoluten Ende angekommen. Dieses trickreiche Ausrufezeichen könnte im Sinne des Projektkonzepts mit der freien Ortswahl der Künstler*innen für den Stellplatz des Ford Transits nicht geschickter platziert sein. Auf dem Gelände der Uferhallen, das jüngst Geschichte machte, weil es der Profitgier der Investoren endgültig zum Opfer fiel und den Totentanz der Künstler*innen herauf beschwor.
(Text: Matthias Mayer)
"TRANSIT series"
Unzentral. Ab vom Schuss. In der Peripherie. Der Laderaum eines Ford Transit Baujahr 1995 wird zum Ausstellungs- und Interventionsort für Kunst. Der Abstellort des Fahrzeuges korrespondiert mit der Raumsituation der „wachsenden“ Stadt. Urbane Orte der Sehnsucht, des peripheren Trubels oder der Einsamkeit werden für eine Nacht Teil eines Gesamtkunstwerks. Sieben Kubikmeter Ladung, die Ausdruck darüber verleiht, was in der Stadt blüht, sich ständig erneuert und manifestiert. Ungezügelt und wild wie die Flora und Fauna im Kampf gegen Beton und Asphalt. Aufblühende Transit-Kunstlandschaften im Lückenraum der sich verdichtenden Stadt im Clinch mit gesellschaftlichen Dogmen, neoliberalem und kapitalistischem Gedankengut. Experiment. Freude. Und Glück. Im Abseits doppelt wahr.
Die neue Serie „TRANSIT“ als Teilaktivität der Projektraums Spor Klübü umspinnt Themen wie Ökonomien, Verdrängung und Wandel. Sie spielt im urbanen Raum und öffnet neue Horizonte. Eingeladene Künstler*innen bestimmen ihren Ausstellungsort selbst. Der Raum folgt – er begibt sich zum Wunschort und wird dort installiert. Kein „White Cube“, eher blue cube, brown cube, black cube, shiny cube, rainy cube, cold cube, rockin‘ cube - eben „NoCube (at all)“. Die Kunst (er)scheint auf der Durchreise und doch ist sie immer schon da!
TRANSIT #2
„Kackt auf's Kapital“
Uwe Jonas
25.01.2019
„Kackt auf's Kapital“ - Ein Graffiti in der Nähe des Ausstellungsortes ruft hierzu auf und wurde teils mit einem Regenbogen übermalt. Hört sich infantil und nach Vergangenheit an, trotzdem hat es etwas von morgen, dem Aufbruch zur Rebellion, nur ein Gefühl, dass sich etwas ändern sollte. Um dieses Unspezifische geht es an dem unwirklichen Ort einer Stadtvision der 1970er Jahre, neben der Stadtautobahn, oben die Schnellstraße, im Blick der Bierpinsel an einem funktionslosen Unterstand. Einmal die durchkapitalisierte neoliberale Lebenswirklichkeit vergessen, an einem Ort, der vor fast 60 Jahren das Bild einer glorreichen Zukunft zeichnete und heute aus dem Blick der Verwertungsinteressen gefallen ist.
Ort: FORD TRANSIT, geparkt hinter Parkhaus Dünther Str., 12163 Berlin-Steglitz auf der Rückseite in der Düppelstr. vorm Treppenaufgang zur Joachim-Tiburtius-Brücke
ÖNV und Wegbeschreibung von Station: U9-Schloßstraße, südlicher Ausgang Schildhornstr, weiter Richtung Ausgang Florastr., Rolltreppe hoch, links am Spielwarenladen unter der Brücke vorbei, Fußgängerweg geradeaus unterhalb der Brücke entlang, über Dünther Str. auf der linken Seite am Parkhaus vorbei zur Düppelstr., Parkplätze gegenüber vor Treppenaufgang Brücke
Uwe Jonas (geb. 1962, Studium der Politikwissenschaften, Dipl. pol.) arbeitet seit 1993 als Bildender Künstler und Kurator in Berlin. Er verfolgt einen konzeptionellen, kontextorientierten Ansatz mit dem Fokus auf gesellschaftliche Transformationsphänomene. Ausstellungen neben Berlin u.a. in Bengalore, Buenos Aires, Dakar, Den Haag, Helsinki, Innsbruck, Jekaterinburg, Wien. Initiierte und kuratierte Projekte u.a. Pilotprojekt Auwiesen (im Rahmen des Festivals der Regionen, Linz) 2009, ab 2011 „Lichtenberg Studios“, 2000-2013 Betreiber des Projektraums „Neues Problem“, ab 2015 Kurator „studio im HOCHHAUS“.
„ÄRMEL AUFKREMPELN ZUPACKEN AUFBAUEN!"
ONE NIGHT GROUP SHOW
Freitag, 30.11.2018, 19.00 Uhr
Künstler*innen:
Boris Abel, Sonja Alhäuser, Mika Andersen, Robert Barta, Matthias Beckmann, Thomas Behling, Hannes Berwing, Antje Blumenstein, Pedro Boese, Gunnar Borbe, Saskia Breitenreicher, Johannes Bünemann, Matthew Burbidge, Astrid Busch, Alexander Callsen, Till Cremer, Rolf Czulius, Nataly Dietz, Knut Eckstein, Irena Eden & Stijn Lernout, Niki Elbe, Frederik Foert, Björn Geipel, Monika Goetz, Massoud Graf-Hachempour, Ben Greber, Thomas Grötz, Lise Harlev, Alekos Hofstetter, Stephan Homann , Birgit Hölmer, Sonja Hornung, Irène Hug, Henrik Jacob, Hubi W. Jäger, Jakob Jensen, Thomas Jocher, Uwe Jonas, Klaus Jörres, Sven Kalden, Silke Koch, Karen Koltermann, Karsten Korn, Simone Lanzenstiel, Julia Lazarus, Lichtstrahl & Bleiche, Simon Lindhardt, Sabine Linse, Ingeborg Lockemann und Elke Mohr, Christine Lohr, Martin Löhr, Frank Maier, Gerhard Mantz, Matthias Mayer, Stefanie Mayer, Wolfgang Mayer, Ulrike Mohr, Peter Müller, Paula Muhr, Leo de Munk, Berit Myrebøe, Kirsten Palz, Manfred Peckl, Kathrin Rabenort, Thomas & Renée Rapedius, Maria-Leena Räihälä, Benjamin Renter, Cornelia Renz, Ioannis Savvidis, Katalin Schaak, Olivia W. Seiling, Johanna Smiatek, Erik Smith, Elisabeth Sonneck, Anne Staszkiewicz, Gabriele Stellbaum, Vassiliea Stylianidou mit Justice for Zak / Zackie Block Berlin (queer activists from greece and Soli Tsoli group), Stoll & Wachall, Max Sudhues, Anja Teske, Lina Theodorou, Peter Torp, Chryssa Tsampazi, Micki Tschur, Kata Unger, Julien Villaret, Gabiela Volanti, Anke Völk, Florian Wagner, Christine Weber, Linda Weiss, Anke Westermann, Barbara Wille, Markus Wirthmann, Michaela Zimmer, Christof Zwiener
Nach einem Jahr Aussetzen kommt sie nun wieder, die One-Night-Group-Show im Spor Klübü. Und nachdem seit 2005 zehn Exemplare dieses Ausstellungsformats Zitaten aus den 1980er Jahren gewidmet waren, werden sie nun auch aus anderen Dekaden kommen. Den Beginn dieser Öffnung bestreitet Franz Josef Degenhardt mit dem Zitat „Ärmel aufkrempeln - zupacken – aufbauen“ aus dem Jahr 1968. Viele Alben, aber nur wenige Singles hat er zu Lebzeiten veröffentlicht. „Vatis Argumente (Ärmel aufkrempeln-zupacken–aufbauen)“ war seine erste Veröffentlichung als Single (später auch als Maxi-Single erschienen).
Das im Lied festgehaltene Gespräch führt „Vati“ nicht etwa mit Rudi Dutschke persönlich, sondern es wird erzählt aus der Sicht des Kindes als imaginäres Gespräch. In einer emotionalen Rede preist „Vati“ seine Leistungen und Errungenschaften im Abgleich mit Dutschke und seinesgleichen. Idealtypisch beschreibt der Text die generationsbedingten unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Perspektiven einer Eltern-Kind-Beziehung zu Zeiten der linksgerichteten Studentenbewegungen der 1960er Jahre. Armer und fleissiger Aufbauer versus Revoluzzer, Scharlatan und Faulenzer. Er - „Vati“- hat so unglaublich Recht, denn letztendlich hat er den Grundstein dafür gelegt, dass andere nun ein freigeistiges Leben führen können und zu allem Überfluss dann auch noch „klugscheissen“. Klingt eigentlich korrekt, aber leider bemerkt „Vati“ nicht, dass er inhaltlich nicht viel zu bieten hat und mit seiner rückwärts gerichteten und verklärten Sicht auch völlig alleine steht bzw. eher Verachtung als Lob erntet.
Was bedeutet das damalige Gespräch eigentlich für heute? Ist es immer noch das gleiche generationsbedingte konfliktgeladene Phänomen, oder lässt sich das heute gar nicht mehr so eindeutig lokalisieren? Weil es etwa diesen „Vorsprung“ der jungen Generation, diese frische neue Ernsthaftigkeit im Umgang mit Gesellschaft und Politik, die im Grunde automatisch zu einer engagierten Haltung führen muss, nicht mehr gibt? Fehlen die großen Impulse dafür? Gründe hat bzw. hätte man ja ausreichend, sogar mehr denn je, oder? Was wären „gesunde“ Anzeichen für eine Wiederholung dieser Geschichte von 1968? Cool bleibt jedenfalls „Vati“ trotzdem. Ärmel hochkrempeln – zupacken – aufbauen. Das klingt wirklich cool!
„GESCHIEBE“
Ulrike Mohr
27.10.-03.11.2018
Ulrike Mohr / Geschiebe, 2018
Am Grund entlang schleifende grobe Steine und Äste, die gurgeln, schieben, kratzen, fallen, poltern, schrammen und kritzeln und nicht im Wasser schweben, bezeichnet man als Geschiebe. Die im Sommer 2018 am Gotthardmassiv entstandene Arbeit „Geschiebe“ beschäftigt sich mit dem Aufzeichnen von Zeit und Naturkraft, deren Manifestationen Ulrike Mohr auf zwei Kupferplatten zeigt.
Ulrike Mohrs künstlerische Haltung nutzt Transformationsprozesse von Materialien, die wiederum von komplexen Forschungsergebnissen, tradiertem Wissen, aber auch von Zufällen beeinflusst werden. Ausgehend von Naturbeobachtungen besitzen ihre Arbeiten eine eigene stoffliche Präsenz, die die Künstlerin in artifizielle Räume, den öffentlichen Raum oder den Ausstellungsraum überträgt. Ihre Position als Bildhauerin ist das Resultat eines prozessorientieren Umgangs mit kontextbezogenen Materialien, die sie in poetische Installationen, Interventionen und großformatige Raumzeichnungen überführt. Dabei gilt ihr Interesse der Sichtbarmachung von Beziehungen zwischen Ästhetik und Wissenschaft - Gegenwart und Vergangenheit.
Ulrike Mohr wurde 1970 in Deutschland geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Sie stellt regelmäßig in internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen aus und realisiert diverse Arbeiten im öffentlichen Raum, u.a. Kunstverein Arnsberg; Kunstverein Heidelberg; ARTER, Istanbul; Center of Contemporary Art, Polen; Z33, house for contemporary art, Begien und Kunsthal 44 MØEN, Dänemark. Sie war Teilnehmerin von: Sinopale, International Sinop Biennial, “Transposition", Sinop, Türkei; 6th Nordic Biennial, "Momentum - Imagine Being Here Now", Norway; 5. Berlin Biennale für Zeitgenössische Kunst, "When things cast no shadow", Berlin. Ulrike Mohr erhielt das Elsa-Neumann-Stipendium des Landes Berlin und zahlreiche Stipendien wie das Kulturaustauschstipendium des Berliner Senats nach Istanbul und das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds.
www.ulrikemohr.de
TRANSIT #1
„Karthamazän“
Johannes Bünemann
Wohin mit dem Plastikgehirn? Ehemals Brutstätte oder Nest kühner Ideen, Spekulationen und Ideologien, Erzeuger der Wahnbilder, der Götzen, die längst ausgedient haben. Jahrhunderte haben sich längst auf den Augenblick zusammengezogen. Sehnsüchte und Erwartungen brauchen keine stammelnden Worte mehr, die kurze Ansage ist das was zählt.
Für ein paar Taler mehr kommt sie dann auch fix an, die neue Verpackung. Die Tüte, die Tube, der Schlauch, der Sack, die Kiste, der Karton. Danach dann Haufen, Halde, Berg oder Insel. Nicht der Inhalt zählt, sondern das Äußere. Die Form ist was bleibt – die eigentliche Hinterlassenschaft. Dieser Stoff - lange unterschätzt, weggeworfen, verbrannt, zerknüllt, und zerrissen, und doch nicht aus der Welt zu schaffen. Höchste Zeit für eine Remythologisierung!
Wir können es schaffen! Neue Götzen müssen her!! Erklären wir die inhaltslose Form zur höchsten Form, die entleerte, ausgequetschte, ausgelutschte, ausgelaufene, ausgelöffelte, ausgedrückte Form. Die maximale Ausdrucksform!
(Text: Johannes Bünemann)
Die Installation und Performance von Johannes Bünemann bildet den Auftakt der Serie „TRANSIT“ des Projektraums SPOR KLÜBÜ. Erster Ort der Intervention ist ein großer Parkplatz in Lichtenberg Bornitzstr./Ecke Ruschestr., der scheinbar im Niemandsland zwischen Brache und Ruine, Baustelle, Handel und Gewerbe auf der Rückseite eines gewerblich genutzten Gebäudes liegt.
Adresse: Ruschestraße 64, 10365 Berlin (Der dunkelblaue Ford Transit steht hinter dem Gebäude in der Ruschestr. 64 im hinteren Bereich des Parkplatzes, der an die Brache anschließt). Beginn: 18.00 Uhr
TRANSIT series
Unzentral. Ab vom Schuss. In der Peripherie. Der Laderaum eines Ford Transit Baujahr 1995 wird zum Ausstellungs- und Interventionsort für Kunst. Der Abstellort des Fahrzeuges korrespondiert mit der Raumsituation der „wachsenden“ Stadt. Urbane Orte der Sehnsucht, des peripheren Trubels oder der Einsamkeit werden für eine Nacht Teil eines Gesamtkunstwerks. Sieben Kubikmeter Ladung, die Ausdruck darüber verleiht, was in der Stadt blüht, sich ständig erneuert und manifestiert. Ungezügelt und wild wie die Flora und Fauna im Kampf gegen Beton und Asphalt. Aufblühende Transit-Kunstlandschaften im Lückenraum der sich verdichtenden Stadt im Clinch mit gesellschaftlichen Dogmen, neoliberalem und kapitalistischem Gedankengut. Experiment. Freude. Und Glück. Im Abseits doppelt wahr.
Die neue Serie „TRANSIT“ als Teilaktivität der Projektraums Spor Klübü umspinnt Themen wie Ökonomien, Verdrängung und Wandel. Sie spielt im urbanen Raum und öffnet neue Horizonte. Eingeladene Künstler*innen bestimmen ihren Ausstellungsort selbst. Der Raum folgt – er begibt sich zum Wunschort und wird dort installiert. Kein „White Cube“, eher blue cube, brown cube, black cube, shiny cube, rainy cube, cold cube, rockin‘ cube - eben „NoCube (at all)“. Die Kunst (er)scheint auf der Durchreise und doch ist sie immer schon da!
TRANSIT series
Unzentral. Ab vom Schuss. In der Peripherie. Der Laderaum eines Ford Transit Baujahr 1995 wird zum Ausstellungs- und Interventionsort für Kunst. Der Abstellort des Fahrzeuges korrespondiert mit der Raumsituation der „wachsenden“ Stadt. Urbane Orte der Sehnsucht, des peripheren Trubels oder der Einsamkeit werden für eine Nacht Teil eines Gesamtkunstwerks. Sieben Kubikmeter Ladung, die Ausdruck darüber verleiht, was in der Stadt blüht, sich ständig erneuert und manifestiert. Ungezügelt und wild wie die Flora und Fauna im Kampf gegen Beton und Asphalt. Aufblühende Transit-Kunstlandschaften im Lückenraum der sich verdichtenden Stadt im Clinch mit gesellschaftlichen Dogmen, neoliberalem und kapitalistischem Gedankengut. Experiment. Freude. Und Glück. Im Abseits doppelt wahr.
Die neue Serie „TRANSIT“ als Teilaktivität der Projektraums Spor Klübü umspinnt Themen wie Ökonomien, Verdrängung und Wandel. Sie spielt im urbanen Raum und öffnet neue Horizonte. Eingeladene Künstler*innen bestimmen ihren Ausstellungsort selbst. Der Raum folgt – er begibt sich zum Wunschort und wird dort installiert. Kein „White Cube“, eher blue cube, brown cube, black cube, shiny cube, rainy cube, cold cube, rockin‘ cube - eben „NoCube (at all)“. Die Kunst (er)scheint auf der Durchreise und doch ist sie immer schon da!
„Fig. 1.“
Hervé Humbert
06.10.-13.10.2018
Eröffnung: Freitag, 05.10.2018, 19.00 Uhr
Öffnungszeiten: Sa., 06.10. und So., 07.10., 15.00-18.00 Uhr
sowie von 08.- 13.10.2018 nach telefonischer Vereinbarung
„Scène ouverte“ (Produktion „tropez“ 2017), ist eine modulare Struktur aus Baugerüstelementen, die als Bühne verwendbar ist. Das Baugerüst, das normalerweise der Konstruktion und Renovierung dient, wird selbst zur „leichten Architektur“. Die in Form und Aussehen - je nach Verwendung - variabel und immer wieder neu erdachte und gebaute bunte Skulptur steht u.a. zur Verfügung für Tanzvorführungen, Talks, Konzerte, Lesungen und Filmabende. Die Farbgebung der einzelnen Stangen, Füße und Verbindungselemente ist der des Fells des europäischen Bienenfressers nachempfunden.
In Spor Klübü geht „Scène ouverte“ jetzt mit "Fig.1." auf ihre Ursprünglichkeit – sozusagen den Nullpunkt - zurück und symbolisiert damit in konzentrierter Weise das Schaffensspektrum der Skulptur an sich. Unentfaltet, kompakt als Bausatz in der Mitte des Raums gestapelt, liefert sie hier den Ansatz, der es jeder Nutzerin/jedem Nutzer ermöglichen würde, nach freier Anleitung und je nach Bedarf, eine ggf. verwendbare Struktur selbst entstehen zu lassen.
Hervé Humbert‘s Arbeiten beschäftigen sich an der Schnittstelle zwischen Kunst, Design und Architektur. Immer wieder greift er auf bestehende Elemente des Stadtraums bis hin zur Modeindustrie zu und lädt sie durch gezielte Eingriffe symbolisch zu Kunstgegenständen auf. Mit "Fig.1." thematisiert er auch ein gesellschaftliches und industrielles Phänomen. Ähnlich der Produkte in Selbstabholer-Möbelmärkten findet man in der Anordnung von "Fig.1." einen vergleichbaren Ansatz. Den Verwerter*innen wird es ermöglicht, einen Nutzgegenstand zusammenzubauen. Mit dem Unterschied, dass bei Hervé Humbert das Ergebnis nicht bereits im Voraus festgelegt ist.
www.hervehumbert.com
BOOK LAUNCH
"Changes on the fly"
Katalog zur Ausstellungsserie 2017 /
Catalog to the exhibition series 2017
Sa., 15.09.2017, 15–18 h
Publikation / Publication “CHANGES ON THE FLY”
Herausgeber, Initiator und Realisierung/Editor, Initiator and realization: Matthias Mayer/Spor Klübü
192 Seiten/pages (s/w und Farbe/b/w, color), 1.000 Exemplare/copies
Gestaltung/Design: Binger Laucke Siebein / Agentur für visuelle Kommunikation,
www.binger-laucke-siebein.com
Autoren/Authors: Ingo Gerlen, Lise Harlev, Becky Howland, Matthis Mayer, Alan W. Moore, Lucy Powell, Richard Schütz, Stephen Zacks
Transkribierung, Übersetzung/Transcription, Translation: Jason Merill Benedict, Lucia Kempkes
Lektorat/Copy-editing: Katrin Günther
Fotos/Photos: Benjamin Renter, Matthias Mayer und beteiligte Künstler*innen/and involved artists
Druck/Printing: Druckerei Friedrich Pöge e.K., Leipzig
Buchbinderei/Binding: Buchbinderie Mönch OHG, Leipzig
Gefördert von/Funded by Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa
copyright 2018: Matthias Mayer, Autor*innen/Authors, Künstler*innen/Artists
Ausstellungsserie/ Exhibition series
“CHANGES ON THE FLY” 2017
Ausstellungsprojekt- und serie zum künstlerischen Umgang mit räumlichen Veränderungsprozessen in Berlin/
Exhibition project and series concerning the artistic handling of spatial change processes in Berlin
Initiiert und realisiert von/Initiated and realized by Matthias Mayer
Gefördert von /Funded by Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Sechs Ausstellungen von Mai bis Dezember 2017/Six exhibitions from May to December 2017
_ “The Real Estate Show”, 27.05.– 17.06.2017, Spor Klübü
_ “The Real Estate Show Extended/Berlin”, 03.06.–24.06.2017, c/o KUNSTPUNKT BERLIN
_ “DIORAMA”, Richard Schütz, 26.08.–09.09.2017, Spor Klübü
_ “The city does not have a plan”, Lise Harlev, 30.09.–14.10.2017, Spor Klübü
_ “Hill Climbing with Random Restarts”, Lucy Powell, 28.10.–11.11.2017, Spor Klübü
_ “Stein der Weisen”, Ingo Gerken, 25.11.–09.12.2017, Spor Klübü
D Wie setzen sich die Berliner Künstler*innen mit der Veränderung ihrer Stadt, den veränderten Lebens- und Arbeitsgewohnheiten auseinander? Viele verlieren ihre Ateliers, weil Eigentümer auf höhere Mieten und lukrativere Verträge mit neuen zahlungskräftigen Mietern abzielen. Neue bezahlbare Ateliers sind nicht ausreichend verfügbar. Entstandene Arbeiten der letzten Jahre werden kurzerhand entsorgt, weil Raum – auch Lagerraum – nicht bezahlbar ist. Das Nomadentum der KünstlerInnen kommt an seine Grenzen, weil selbst in den Außenbezirken alternative Immobilien schon vergeben sind. Wie macht sich dieser äußere Druck in den Arbeiten der Künstler*innen bemerkbar? Die Ausstellungsreihe „Changes on the fly“ startete mit einem Beispiel aus New York City Anfang der 1980er Jahre. Im damaligen Spekulanten-Eldorado Lower East Side besetzen Künstler*innen ein Ladenlokal, um die Ausstellung „The Real Estate Show“ zum Thema Immobilienspekulation zu inszenieren. Diese wird schon kurze Zeit später von der Polizei geräumt. Eine Dokumentationsausstellung dieser Ausstellung organisiert in Kooperation mit Becky Howland, lieferte den Einstieg in die Reihe, gefolgt von der auf Berlin bezogenen Gruppenausstellung „The Real Estate Show Extended/Berlin“ im c/o KUNSTPUNKT BERLIN sowie weiteren vier Einzelausstellungen in Berlin lebender Künstler*innen im Projektraum Spor Klübü.
E How do Berlin artists deal with the changes in their city, the changing living and work habits? Many are losing their studios because real estate owners are targeting higher rents and more lucrative contracts with new paying tenants. Enough new affordable studios are simply not available. Artworks done in the last few years is generally disposed of quickly, because space – even storage space – is not affordable. The nomadism of artists reaches its limits, because even in the outer districts of Berlin alternative real estate has already been taken. How does this external pressure manifest itself in the work of the artists? The exhibition series “Changes on the fly” started with an example from New York City in the early 1980’s. In New York’s speculator-eldorado Lower East Side, artists occupied a storefront at the beginning of the 80’s to stage an exhibition on the topic of real estate speculation titled “The Real Estate Show”. This was cleared shortly afterwards by the police. Documentation of that exhibition organized in cooperation with Becky Howland - provided an introduction to the series, followed by the group exhibition “The Real Estate Show Extended/Berlin” which refers to Berlin and a further four individual exhibitions with Berlin-based artists at the project space Spor Klübü
Gefördert von/Funded by Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Selected works from Ira Schneider's enormous film and video archive
28.08.2018, 19.00-21.30
Screening
im Rahmen des Project Space Festival 2018
Ira Schneider sagte kürzlich: "Ich bin der Großvater der Videokunst". Und tatsächlich ist seine Geschichte in der Videokunst älter als die der meisten Menschen auf diesem Planeten. Legendär ist die Multi Channel Video Installation „Wipe Cycle“, die er zusammen mit Frank Gillette 1969 bei der ersten Videokunst Gruppenausstellung "TV as a Creative Medium" in der Howard Wise Gallery in New York City ausgestellt hat. Seit dem ist eine ungeheuere Menge an Arbeiten und Videomaterial entstanden, das Schneider bis heute immer wieder neu zusammenstellt und bearbeitet. Circa 20 kürzere Arbeiten bzw. Video-Collagen aus den letzten 50 Jahren wird er im Spor Klübü in einem 2,5-stündigen Screening präsentieren.
Ira Schneider recently said, "I'm the grandfather of video art." And indeed, his history in video art is older than that of most people on this planet. Legendary is the multi-channel video installation "Wipe Cycle", which he exhibited together with Frank Gillette in 1969 in the the first group video exhibition "TV as a Creative Medium" at the Howard Wise Gallery in New York City. Since then, a tremendous amount of work and video material has been created, which Schneider continues to rearrange and process to this day. He will present ca. 20 shorter works or video collages from the last 50 years in Spor Klübü in a 2.5-hour screening.
http://www.ira-schneider.com
„Licht auf Bornholm“
Ingeborg Lockemann und Elke Mohr
Videoprojektion
30.06.-07.07.2018
Eröffnung: Freitag, 29.06.2018, 19,00 Uhr
Öffnungszeiten: Sa., 30.06. und So., 01.07., 15.00-18.00 Uhr
sowie von 02.- 07.07.2018 nach telefonischer Vereinbarung
Das Video „Licht auf Bornholm“ zeigt die beiden Künstlerinnen zunächst in verschiedenen Räumen eines Rohbaus. Ihre mitunter synchronen Bewegungen und Bemühungen unterscheiden sich von solchen, die man auf einer Baustelle bei der Herrichtung von Gebäuden und Räumen erwarten würde. Im Gegenteil: Sie weisen auf Tätigkeiten hin, die der umbaute Raum im Grunde schon verunmöglicht hat.
Drehorte sind eine Großbaustelle für Eigentumswohnungen der gehobenen Kategorie, ein Kleingarten in der Anlage Bornholm I im Bezirk Berlin-Pankow sowie unterschiedliche Situationen in der Gartenkolonie Oeynhausen in Berlin-Wilmersdorf. Weitere Akteure sind die Band Harald Wilk & Friends und die Linedancer der Kleingartenanlage Bornholm II.
Ausgangspunkt der Arbeiten von Ingeborg Lockemann und Elke Mohr sind der Raum und seine kultur- und architekturgeschichtlichen Bestimmtheiten. Gegebenheiten und Situationen des öffentlichen Raums werden zur Bühne für ihre performativen Handlungen und Narrationen. Der lokale Bezug wird vernetzt mit weiteren Kontexten, was die Untersuchung in einen neuen Rahmen stellt. Oft sind diese Kombinationen skurril und ermöglichen ungewohnte Perspektiven der Wahrnehmung.
Die Fotoserien und Videos der Künstler*innen bilden häufig Körperhaltungen und Bewegungen ab. Den vorgefundenen Settings werden mitunter einfache Accessoires, ausgeliehene Gegenstände oder installative Elemente hinzugefügt.
Ingeborg Lockemann und Elke Mohr leben und arbeiten in Berlin. Seit ihrer gemeinsamen Studienzeit an der Berliner Kunsthochschule Weißensee entwickeln sie gemeinsame Projekte.
www.mohrlockemann.de
„THE PARTY“
Jérôme Chazeix
24.03.-31.03.2018
Eröffnung: Freitag, 23.03.2018, 19.00 Uhr
Öffnungszeiten: Sa., 24.03. und So., 25.03., 15.00-18.00 Uhr
sowie von 26.03.- 31.03.2018 nach telefonischer Vereinbarung
Mit seiner Arbeit „THE PARTY“ beschließt Jérôme Chazeix die Projektreihe „THE PARTY/ PSYCHORAMA“, die in Zusammenarbeit mit indischen Künstler*innen insbesondere mit dem indischen Animationsstudio Vivi5 entstand.
„THE PARTY“ ist eine Videoinstallation und -animation und steht im Mittelpunkt der Ausstellung. Abbilder aus der Modeindustrie, Kunst, Popkultur und Wissenschaft fließen in die Videoanimation mit ein und verkörpern die immersive Welt von „Zeix Berlin“ - einem Pseudo-Modelabel unter dem Chazeix bereits die verschiedensten Kunstprojekte realisiert hat. Die Motive für die Animation stammen aus der aktuell von Chazeix produzierten Serie "The P.I.G. (The Post Industrial Grid)“, einer Serie von 18 bedruckten Seidentüchern. Die Gestaltung der Seidentücher lässt an die Luxusmarke Hérmes erinnern. Erst auf den zweiten Blick treten die der Marke gegenüber völlig untypischen und stark kontrastierenden Abbildungen hervor.
Interessiert an Prozessen der Identitätsbildung durch Aneignung parodiert Jérôme Chazeix – unter dem Pseudonym seiner Marke – zu Fragen der Authentizität. Die Installation beschäftigt sich mit künstlich geschaffenen Parallelstrukturen, die bewusst erzeugt aber nur unterschwellig wirkend der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten.
Jérôme Chazeix überträgt dabei Alain Touraine‘s Konzept der postindustriellen Gesellschaft auf den Umgang mit der ungefiltert auf uns einstürzenden Bilderflut. So wie auch in Chazeix ́s Installationen, steht ein Bild nie allein, sondern bekommt Sinn durch Kombination mit anderen Elementen. Alle Bilder sind verschiedenen Ursprungs - haben den gleichen Stellenwert. Unterschiedliche Ebenen und Kontexte werden zusammen und übereinander gelegt.
Let´s have „THE PARTY“! - Ein Projekt von Jérôme Chazeix,
Musik: Nikhil Narendra, Videoanimation: Vivi5*, Produktion: Marc Pohl
THE PARTY/ PSYCHORAMA wurde gefördert von: KUNST-SToFF e.V., Peter-Dornier-Stiftung, Hypo-Kulturstiftung und Goethe-Institut/Max Mueller Bhavan Bangalore
http://www.zeixberlin.de
„wie es nicht war“
Simone Lanzenstiel
27.01.-03.02.2018
Eröffnung: Freitag, 26.01.2018., 19.00 Uhr
Performance: Samstag, 03.02.2018, 19.30 Uhr
"wie es nicht sein wird" von Simone Lanzenstiel und Tom Früchtl
Öffnungszeiten: Sa., 27.01. und So., 28.01., 15.00-18.00 Uhr
sowie von 29.01.- 03.02.2018 nach telefonischer Vereinbarung
Wir kennen die Malerei! Wir kennen sie auf Leinwand, wir kennen sie als Relief, wir kennen sie als Raum. Kennen wir sie auch als das aufgelöste, abstrakte, hyperrealistische Moment aus einer Parallelwelt, von der uns nicht alles visuell erscheint – erscheinen kann? Der Sprung in die vierte Dimension. Wie malt man sich dort hin? Ab 1977 lieferte „Star Wars“ dazu den Plot durch spektakuläre visuelle Effekte. Darin lag begründet: Künstlerische Ansätze verhelfen uns eventuell zu einer neuen Sehweise und sogar zur Erkundung der vierten Dimension.
„wie es nicht war“ von Simone Lanzenstiel ist Malerei, Skulptur, Raum, Erzählung, Objekt, Realität und Hyperrealität zugleich – ein komprimierter Malstil; der vierten Dimension? Dazu dienen ihr im Gegensatz zu den ambitioniert hergestellten Videoeffekten von „Star Wars“ einfache Materialien, wie man sie auf Baustellen findet. Relikte des urbanen Raums: Dachlatten, zerfetzte Folien, zerbrochene Bretter und Scherben - aller Art Zerstörtes. Die Objekte geraten in ein eigenes Beziehungsgefüge werden von der Künstlerin aufbereitet und angereichert, mit Farb- und Forminformationen versehen. Installiert im Raum - sichtbar und zugleich auch unsichtbar. Denn wie bei den meisten künstlerischen Prozessen bleibt einiges im Verborgenen, wird das Beziehungsgefüge der Dinge nicht an jeder Stelle sichtbar. Durch Überarbeiten im Prozess selbst schon wieder unkenntlich gemacht. Ein bewegliches vages Bild, dass sich durch den Raum und die Vorstellungskraft jedes Einzelnen verändert und immer neu vollendet wird. Am Ende aber kann es auch in seine Einzelteile zerfallen, wenn die Poesie der Objekte und des Raums ausgesprochen haben.
Die Performance „wie es nicht sein wird“ von Simone Lanzenstiel und Tom Früchtl wird am letzten Tag der Ausstellung aufgeführt und handelt von Destruktivität und Erneuerung.
"Stein der Weisen"
Ingo Gerken
25.11.–09.12. 2017
Eröffnung: Fr., 24.11.2017, 19.00 Uhr
Stein der Weisen
Zum Abschluss der thematischen Ausstellungsreihe „Changes on the fly“ setzt Ingo Gerken im Projektraum Spor Klübü ein visuelles Ausrufezeichen. Er bezieht sich dabei auf einen räumlichen Veränderungsprozess in der unmittelbaren Nachbarschaft des Projektraums. Mit dem dortigen Abriss der gewerblich genutzten Gebäude und der sich nun anbahnenden Neubebauung stehen die Zeichen im Soldiner Kiez auf eine weitere Veränderung der Mieterschaft und Verdrängung von Bewohner*innen. Noch ist das Bauschild nicht errichtet, noch unklar, wer hier zukünftig einziehen wird. Es liegt Spannung im Raum.
Genau diese Spannung und Luftleere macht sich Ingo Gerken zu eigen, um sie in einer Installation zu verdeutlichen, quasi im Voraus aufzulösen. In der für den Künstler charakteristischen minimalistischen und pointierten Bildsprache schreibt er die gegenwärtige Situation in einer Fiktion fort, die so fiktiv nicht zu sein scheint. Sie strahlt weit über die Grenzen des Soldiner Kiezes hinaus. Proteste gegen die herrschenden Verhältnisse in Berlin zeigen sich an vielen Stellen der Stadt. Sie treten hervor wie offene und klaffende Wunden. Der sogenannte Stein des Anstosses ist bei Ingo Gerken der Stein der Weisen. Das klingt weit hergeholt, aber trifft die Sache auf den Punkt. Bloß: Wer sind überhaupt die Weisen?
Ingo Gerken entwirft vor diesem Hintergrund eine raumgreifende Situation, bei der Off- und Urban-Space dialogisch miteinander in Verbindung treten und klare Grenzen an Durchlässigkeit gewinnen. Gerken´s Szenario ist eine minimalistische Erdbewegung hinein in die Tiefe des Raumes, eine Grundsteinlegung zur kurzfristigen Umwertung bestehender Verhältnisse. Was ausgestellt wird, ist ein Spekulationsobjekt, das ziemlich laut darüber nachdenkt, wer Opfer und wer Täter ist im „monopolyesken“ Spiel der Kräfte. Die Arbeit argumentiert demonstrativ aus der Aussenperspektive und steckt doch mittendrin: nicht nur im Diskurs, sondern auch im Dilemma.
www.ingogerken.de
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"Stein der Weisen" ist Teil der Serie “Changes on the fly” zum künstlerischen Umgang mit räumlichen Veränderungsprozessen in Berlin
Initiiert und realisiert von Matthias Mayer; gefördert von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa
„Hill Climbing with Random Restarts"
Lucy Powell
28.10.–11.11. 2017
Eröffnung/Opening: Fr., 27.10.2017, 19:00
Hill Climbing with Random Restarts
In der Installation „Hill Climbing with Random Restarts“ zeigt Lucy Powell zwei Videoprojektionen, bei denen der Start- und Endpunkt einer sogenannten „induzierten Emigration“ von „Temnothorax-Ameisen“ in einem Laborexperiment in Echtzeit dargestellt wird. Zu diesem Zweck wird eine Kolonie dieser winzigen Ameisenart, die gemeinhin als „Hausjagdameisen“ bezeichnet wird, mit verschiedenen Farben bemalt, die einem
Kodiersystem entsprechen, das es erlaubt, die Ameisen als Individuen zu verfolgen und zu analysieren. Das Experiment simuliert eine Naturkatastrophe, bei der ein Ameisennest zerstört, das Dach abgehoben und die Kolonie gezwungen wird, ein neues Zuhause zu suchen und zu beziehen. Mit solchen Experimenten werden unter anderem die Entscheidungsprozesse von Schwarmintelligenzen untersucht, die wiederum zur Gestaltung von verschiedenen Optimierungsalgorithmen genutzt werden. Ein Optimierungsalgorithmus ist es auch, der der Installation ihren Namen gibt.
Als soziale Tiere wurden Ameisen in eine lange Kulturgeschichte eingeschrieben. So dienten sie der Religion, Ideologien des politischen Spektrums, der High-Tech-Industrie, der Unternehmenswelt allgemein und dem Militär z.B. als Vorbilder von menschlicher Tugend, hinsichtlich der Arbeitsethik, dem Aufbau einer Gesellschaft, Effizienz und Waffen. Sie wurden mit einbezogen in das neoliberale Projekt, das sich mit dem Neo-Darwinismus verbündet hat, um den Fortschritt des Kapitalismus zu „naturalisieren“ und die Natur als die ultimative „Problem-Lösungsmaschine“ einzusetzen.
Mit der Entscheidung den Laborversuch selbst zu inszenieren, hat die Künstlerin sich auf eine Reise begeben, die man als „Fieldtrip in die Materialität des Digitalen“ beschreiben könnte. Die Geschichte davon wird sie als analoge Ergänzung zu den Videoprojektionen erzählen. Die Ausstellung ist teil von Powells fortlaufender künstlerischer Erforschung von Wissen und dem Streben danach sowie der Schnittstellen von tierischen und künstlichen Intelligenzen.
www.lucy-powell.com
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„Hill Climbing with Random Restarts" ist Teil der Serie “Changes on the fly” zum künstlerischen Umgang mit räumlichen Veränderungsprozessen in Berlin
Initiiert und realisiert von Matthias Mayer; gefördert von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Engl.:
Hill climbing with random restarts
In the installation “Hill Climbing with Random Restarts” Lucy Powell shows a two-screen video, restaging in real time the start and end point of an induced emigration of Temothorax ants in a laboratory experiment. To this end a colony of this tiny ant species, commonly referred to as “house-hunting ants” are painted with different colours which correspond with a coding system that allows the ants to be tracked and analysed as individuals. The experiment simulates a natural disaster in which an ant nest is destroyed, lifting the roof off their home and forcing the colony to search out and move into a new home. Such experiments are used to study among other things, the decision-making processes in swarm intelligence and have been used to help program a number of optimization algorithms in computational design. It is also an optimization algorithm that gives the installation its name.
As social animals, ants have been written into a long cultural history, serving religion, ideology across the political spectrum, the tech industry, the corporate world and the military as models of everything from human virtue, the work ethic, how to build a society, efficiency and weapons. They have also been co-opted into the wider neoliberal project that has joined forces with Neo-Darwinism to naturalize the advance of capitalism, casting ‘nature’ as the ultimate problem-solving machine.
The decision to restage the experiment took Powell on a journey which might be described as a field trip into the materiality of the digital world. She will tell this story as an analogue complement to the video projections. The exhibition forms part of the artist’s continuing exploration of the nature and pursuit of knowledge and the intersection of animal and artificial intelligences.
www.lucy-powell.com
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„Hill Climbing with Random Restarts" is part of the series “Changes on the fly” concerning the artistic handling of spatial change processes in Berlin
Initiated and realized by Matthias Mayer; funded by the Berlin Senate Department for Culture and Europe
"The city does not have a plan"
Lise Harlev
30.09.-14.10.2017
Eröffnung: 29.09.2017, 19.00 Uhr
The city does not have a plan
In der Ausstellung „The city does not have a plan“ zeigt Lise Harlev acht Siebdrucke mit auf Linienführungen reduzierten Zeichnungen. Im einheit- lichen Größenschema sind doppelflügelige Hauseingangstüren dargestellt. Auf jeder dieser Türen befindet sich ein weißes Schild ähnlich einem Hinweisschild wie „Ausfahrt freihalten“. Harlev’s Schilder transportieren aber keine von Menschen ersonnenen Hinweise bzw. Ge- und Verbote, sondern hier wird von der Stadt erzählt, so als wäre sie eine fiktive Person. Über das, für was sie steht, was sie „denkt“ und „fühlt“.
Wie würde sich die Stadt zu ihrer eigenen Vergangenheit, den räumlichen Veränderungen der Stadt und den Einwohner*innen gegenüber verhalten? Harlev postuliert das in kurzen Sätzen und „gießt“ es in Hinweisschilder. Die entstehende Verfremdung macht uns nachdenklich, führt uns weg von unserer täglichen Betroffenheit und Argumentation gegenüber Sach- verhalten, die wir engagiert und kritisch über spezifische Zusammenhänge oder Dritte äußern. In den Vordergrund tritt eine Zeitlosigkeit und Leere, die beruhigend wirkt im Sinne von „Who cares?“.
In Harlev’s Arbeit spielt die Auseinandersetzung mit der Stadt als räumlicher und psychologischer Rahmen schon länger eine bedeutende Rolle. Die Auswirkungen „der Stadt“ auf die Emotionen ihrer Bewohner*innen stilisie- ren sie – die Stadt – zu einer wahren Persönlichkeit, obgleich sie nicht mehr, als nur ein Spiegelbild der Wünsche und Pläne der Menschen sein kann. Im Vergleich zu den Bewohner*innen scheint die Stadt unsentimental, offen und widerstandsfähig zu sein – und auch alles das, was man von ihr wünscht oder nicht wünscht.
So sprechen Lise Harlev’s „Stadthinweise“ auf Türen auch eine negative Sprache. Sagen das, was sie – die Stadt – nicht ist. Sie weiß nicht, dass sie populär ist, weiß nicht, wann ihre Bewohner*innen sie verlassen, sie kümmert sich überhaupt nicht um die Zukunft – ähnlich wie die Türen selbst, die diese Hinweise auf sich tragen. Sie tritt zurück, wird unsichtbar, ist da und auch nicht da.
http://www.liseharlev.com
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„The city does not have a plan" ist Teil der Serie “Changes on the fly” zum künstlerischen Umgang mit räumlichen Veränderungsprozessen in Berlin
Initiiert und realisiert von Matthias Mayer; gefördert von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa
„DIORAMA"
Richard Schütz
26.08.–09.09. 2017
Eröffnung: Fr., 25.08.2017, 19.00
Künstlergesräch am letzten Tag der Ausstellung:
Sa., 09.09., 18.30
Welcher Art könnte eine Erkenntnis sein, die nicht mehr auf die Wahrheit einer Öffnung zur Welt bezogen wäre, sondern einzig auf das Leben und sein Umherirren? Und wie wäre ein Subjekt nicht im Verhältnis zur Wahrheit, sondern vom Verhältnis zum Irrtum zu denken?
(Giorgio Agamben, Wahrheit als Irrsal)
DIORAMA. Irrtum als Offenbarung.
Bezeichnend für die Fotografien von Richard Schütz ist die lakonische Abwesenheit einer Bilderzählung. Der Betrachter ist konfrontiert mit der Präsenz aufgegebener Konstellationen, zerfallender Ordnungssysteme und einer beunruhigenden Erfahrung von Leere in der Allgegenwart von Dinglichkeit. Dennoch ergibt sich ein fragiles Gleichgewicht in der Art und Weise wie alles im Bild zusammenkommt und zwischen dem Noch-Nicht und Nicht-Mehr-Sein besteht.
Die fotografische Werkserie DIORAMA ist zwischen 2004 und 2010 im Kontext der Sanierung einer museal bedeutsamen Schausammlung zu europäischen Biotopen entstanden. Richard Schütz verfolgt mit der Fotokamera den Prozess der Veränderung eines in sich geschlossenen Bedeutungsraumes. Er erfasst das Vereinzeln, Entwerten, Massieren und Verschieben bis zum Verschwinden von dessen Bedeutungsträgern als reale wie absurde Akte eines „Theatrum Mundi“ im Schaukasten.
Eine burleske Wendung und Sinnverschiebung bietet der fragmentarische Zeitungsausschnitt „Eine Künstlerfahrt" an. Einst vom Hersteller eines Dioramas auf die Rückwand eines der Schaukästen kaschiert, ergibt sich eine verblüffend zeitlose Lesart des auf gegenseitige Projektion beruhenden Zerrbildes vom „Künstler“ versus der „Allgemeinheit“. Weltfremdheit trifft auf Missachtung, persönliche Idealvorstellung scheitert an gesellschaftlicher Norm – was ist an dieser Inszenierung bedeutsam und was lediglich trivial? Ist diese Bühne nicht schon längst gestürmt?
Einen anderen Ausblick gewährt die Interpretation des Urbanen als Biotop; besonders der Mythos Berlin als „stage of history“ rekonstruiert sich hier zusehends als „backstage for gentrification“.
http://www.richardschuetz.de
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„DIORAMA" ist Teil der Serie “Changes on the fly” zum künstlerischen Umgang mit räumlichen Veränderungsprozessen in Berlin
Initiiert und realisiert von Matthias Mayer; gefördert von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Ausstellungsserie „Changes on the fly“
„The Real Estate Show Extended/Berlin“
Gruppenausstellung zum Thema „Gentrifizierung,
Immobilienspekulation und der Ausverkauf der Stadt“
kuratiert von Matthias Mayer
03. 06.–24.06.2017
Eröffnung: Freitag, 02.06.2017, 19:00
c/o KUNSTPUNKT BERLIN, Schlegelstr. 6, 10115 Berlin
Podiumsdiskussion/Performance: Samstag., 03.06.2017, 18:30
Podiumsdiskussion mit Mitgliedern der New Yorker Ausstellung „The Real Estate Show“ von 1980 mit: Becky Howland, Peter Mönnig, Alan Moore, Joseph Nechvatal, Moderiert von Howard McCalebb (Dada Post, Berlin)
Performance: „Inner City Wars against the Poor“, Ina Wudtke aka T-INA Darling
Künstler*innen:
Boris Abel, Volker Andresen, Astali/Peirce, Matthias Bade, Sheila Barcik, Fides Becker, Roland Boden, Gunnar Borbe, Saskia Breitenreicher, Alexander Callsen/Boris Jöns, Till Cremer, Nataly Dietz, Knut Eckstein, Irena Eden & Stijn Lernout, Annette Erlenwein/Anja Weber, Xenia Fink/Jinny Yu/Guillermo Trejo, Ingo Gerken, Robert Gfader, Monika Goetz, Mariola Groener, Vanessa Henn, Alekos Hofstetter, Birgit Hölmer, Becky Howland, Irène Hug, Institut für kosmische Architektur, Uwe Jonas, Silke Koch, Pia Lanzinger, Julia Lazarus, Jens Christian Madsen, Antje Majewski, Matthias Mayer, Stefanie Mayer, Peter Mönnig, Oliver Möst, Alan Moore, Morgenvogel Real Estate (Maria-Leena Räihälä & Manuel Bonik), Paula Müller, Joseph Nechvatal, Daniel Permanetter, Kathrin Rabenort, Monika Rechsteiner, Benjamin Renter, Kirstin Rogge, Adrian Schiesser, Alexander Schippel, Richard Schütz, Olivia W. Seiling, Eva Seufert, Erik Smith, Elisabeth Sonneck, Gabriele Stellbaum, Vassiliea Stylianidou, Caro Suerkemper, Anja Teske, Anke Völk, Gabriela Volanti, Linda Weiss, Anke Westermann, Maja Weyermann, Ina Wudtke, Sibylle Zeh
Wie setzen sich die Berliner Künstler*innen mit der Veränderung ihrer Stadt, den veränderten Lebens- und Arbeitsgewohnheiten auseinander? Viele verlieren ihre Ateliers, weil Eigentümer auf höhere Mieten und lukrativere Verträge mit neuen zahlungskräftigen Mietern abzielen. Neue bezahlbare Ateliers sind nicht ausreichend verfügbar. Entstandene Arbeiten der letzten Jahre werden kurzerhand entsorgt, weil Raum – auch Lagerraum – nicht bezahlbar ist. Das Nomadentum der KünstlerInnen kommt an seine Grenzen, weil selbst in den Außenbezirken alternative Immobilien schon vergeben sind. Wie macht sich dieser äußere Druck in den Arbeiten der Künstler*innen bemerkbar?
"The Real Estate Show"
Dokumentation der Original Show von 1980 aus dem Archiv des erhaltenen Projektraums "ABC No Rio" / Documentation of the original show from 1980 from the Archive Collection of the extant project space "ABC No Rio"
Organisiert von / Organized by Becky Howland & Matthias Mayer
27. 05. - 17. 06. 2017
Eröffnung / Opening: Fr., 26. 05. 2017, 19:00
Mit Reproduktionen ausgewählter Werke (Flyer, Planungsunterlagen, Kunstwerke etc.) von /
With reproductions of selected works (flyers, planning documents, artworks, etc.) by
Robert Cooney, Mitch Corber, Peter Fend, Coleen Fitzgibbon, Bobby G (Robert Goldman), Ilona Granet, Becky Howland, Christof Kohlhofer, Gregory Lehmann, Ann Messner, Peter Moennig, Alan Moore, Joseph Nechvatal, Cara Perlman, Scott Pfaffman, Christy Rupp, Robin Winters, among others
"The Real Estate Show" is a documentation of the original show from 1980 from New York's Lower East Side with reproductions of selected works (flyers, planning documents, artworks) from the Archive/ Collection of the extant project space "ABC No Rio"; organized by Becky Howland and Matthias Mayer.
In New York's speculator-eldorado Lower East Side, artists occupied a storefront at the beginning of the 1980s to stage an exhibition on the topic of Real Estate. This was cleared shortly afterwards by the police. The documentation exhibition provides an introduction to the series of exhibitions "Changes on the fly", which deals with the topic of gentrification and the impact on artists.
Links:
www.placesjournal.org/article/where-can-we-be-123-delancey-street www.stedelijkstudies.com/journal/colab-again//
"The Real Estate Show" is part of the series “Changes on the fly” concerning the artistic handling of spatial change processes in Berlin
Initiated and realized by Matthias Mayer; funded by the Berlin Senate Department for Culture and Europe
„Changes on the fly“
Ausstellungsprojekt- und serie zum künstlerischen Umgang mit räumlichen Veränderungsprozessen in Berlin
Intro
Wie setzen sich die Berliner Künstler*innen mit der Veränderung ihrer Stadt, den veränderten Lebens- und Arbeitsgewohnheiten auseinander? Viele verlieren ihre Ateliers, weil Eigentümer auf höhere Mieten und lukrativere Verträge mit neuen zahlungskräftigen Mietern abzielen. Neue bezahlbare Ateliers sind nicht ausreichend verfügbar. Entstandene Arbeiten der letzten Jahre werden kurzerhand entsorgt, weil Raum – auch Lagerraum – nicht bezahlbar ist. Das Nomadentum der KünstlerInnen kommt an seine Grenzen, weil selbst in den Außenbezirken alternative Immobilien schon vergeben sind. Wie macht sich dieser äußere Druck in den Arbeiten der Künstler*innen bemerkbar? Die Ausstellungsreihe startet mit einem Beispiel aus New York City Anfang der 1980er Jahre. Im damaligen Spekulanten-Eldorado Lower East Side besetzen Künstler*innen ein Ladenlokal, um die Ausstellung „The Real Estate Show“ zum Thema Immobilienspekulation zu inszenieren. Diese wird schon kurze Zeit später von der Polizei geräumt. Eine Dokumentationsausstellung dieser Ausstellung, organisiert in Kooperation mit Becky Howland, liefert den Einstieg in die Reihe, gefolgt von der auf Berlin bezogenen Gruppenausstellung „The Real Estate Show Extended/Berlin“ mit 63 Künstler*innen.
Vier weitere Einzelausstellungen bilden den Fortgang der Serie (Richard Schütz, Lise Harley, Lucy Powell, Ingo Gerken). Im Unterschied zu den beiden ersten Ausstellungen der Serie („The Real Estate Show“ und „The Real Estate Show Extended/Berlin“) findet der Themenbezug zur Serie in den vier Einzelausstellungen auf einer übergeordneten Ebene statt. Vorausgesetzt wird, dass eine jede Künstlerin/ ein jeder Künstler, der in Berlin lebt und arbeitet sich mit den Mechanismen der Verdrängung durch steigende Mieten für Wohn- und Arbeitsraum konfrontiert sieht – unter diesem Einfluss ihr/sein Wirken gestaltet. Der konkrete Themenbezug bleibt somit freigestellt.
"Changes on the fly"-Ausstellungsserie:
„The Real Estate Show“, 27.05.–17.06.2017 EröInung: Fr., 26.05.2017, 19.00 Uhr, Spor Klübü
„The Real Estate Show Extended/Berlin“, 03.06.–24.06.2017, EröInung: 02.06.2017, 19.00 Uhr
c/o KUNSTPUNKT BERLIN, Schlegelstraße 6, 10115 Berlin
„DIORAMA“, Richard Schütz, 26.08.–09.09.2017 EröInung: 25.08.2017, 19.00 Uhr, Spor Klübü
„The city does not have a plan“, Lise Harlev, 30.09.–14.10.2017 EröInung: 29.09.2017, 19.00 Uhr, Spor Klübü
„Hill Climbing with Random Restarts“, Lucy Powell, 28.10.–11.11.2017 EröInung: 27.10.2017, 19.00 Uhr, Spor Klübü
„Stein der Weisen“, Ingo Gerken, 25.11.–09.12.2017 EröInung: 24.11.2017, 19.00 Uhr, Spor Klübü
„Inglan Is A Bitch“
ONE NIGHT GROUP SHOW
Eröffnung: Fr., 25.11.2016, 19 Uhr
mit: Boris Abel, Michelle Alperin, Volker Andresen, Caroline Bayer, Fides Becker, Antje Blumenstein, Gunnar Borbe, Sabine Bokelberg, Sascha Boldt, Tanya von Barnau, Ben Cottrell, Rolf Czulius, Nataly Dietz, Thomas Draschan, Knut Eckstein, Irena Eden & Stijn Lernout, Niki Elbe, Frederik Foert & Olivia W. Seiling, Kathrin Ganser, Ingo Gerken, Robert Gfader, GODsDOGs, Massoud Graf-Hachempour, Mariola Groener, Hlynur Hallsson, Pablo Hermann, Marie von Heyl, Irène Hug, Annika Hippler, Thomas Jocher, Uwe Jonas, Sven Kalden, Silke Koch, Karsten Korn, Anastasia Khoroshilova, Joke Lanz/Simon Parfrement, Daniela Lehmann-Carrasco, Christine Lohr, Matthias Mayer, Stefanie Mayer, Paula Müller, Leo de Munk, Joe Neave, Rainer Neumeier, Florence Obrecht, Kirsten Palz, Axel Pahlavi, Manfred Peckl, Maria-Leena Räihälä, Benjamin Renter, Cornelia Renz, Römer + Römer, Ann Schomburg, Richard Schütz, Michael Schultze, Stefanie von Schroeter, Amelia Seymour, Raaf van der Sman, Johanna Smiatek, Erik Smith, Elisabeth Sonneck, Anne Staszkiewicz, Max Sudhues, Gabriele Stellbaum, Sarah Strassmann, Jaro Straub, Vassiliea Stylianidou, Maki Takano, Alex Tennigkeit, Anja Teske, Thea Timm, Peter Torp, Julius Weiland, Linda Weiss, Anke Westermann, Sibylle Zeh, Michaela Zimmer, Oliver Zwink
Seit 2005 initiiert Spor Klübü-Macher Matthias Mayer eine Reihe von Gruppenausstellungen, die sich thematisch mit Zitaten aus den 1980er Jahren beschäftigen. Jetzt bereits zum zehnten Mal veranstaltet, hat er KünstlerInnen aus seinem Umfeld aufgerufen, dieses Jahr Arbeiten zum Zitat von Linton Kwesi Johnson von 1980 "Inglan is a bitch" für die „One-Night-Ausstellung beizusteuern.
"Inglan is a bitch" vereint Musik, Literatur und Politik und ist Titel von LKJ‘s Textsammlung (erschienen London 1980) sowie Songtitel (Album "Bass Culture", Island Records 1980). Geboren in Jamaika und in seiner frühen Jugend nach England übergesiedelt wird Linton Kwesi Johnson Poet und Musiker. LKJ hat das Genre "Dub-Poetry" mit ins Leben gerufen. Er kreiert seine eigene Sprache aus Jamaican Creole, Jamaican English und English English. Er vertritt die Stimme der Arbeiterklasse und thematisiert die fortdauernde Unterdrückung der Immigranten in der englischen Gesellschaft seit der Kolonialzeit.
Obwohl seine Dichtung für ihn im Vordergrund steht, ist er ein weltweit bekannter und erfolgreicher Reggae-Musiker. Im Juli 1989 spielt er beim bekannten Loreley Summer Jam-Festival (vormals Reggae Sunsplash-Festival) mit weiteren Größen der Reggae-Szene (Jimmy Cliff, Black Uhuru, Osibisa, Ltd. Stitchie, Salif Keita, Youssou N'Dour, Wailers, Inner Circle).
Liste der vergangenen Gruppenausstellungen in dieser Reihe mit den dazugehörigen Zitaten:
2005 "Very Sporty Jack" (aus Jim Jarmusch's "Down by law"), 2006 "U can't touch this" (Song von MC Hammer), 2007 "Sllörrrrr wip wop wop (aus Charles Bukowski's "Fuck Machine"), 2008 "Jeder Mensch ist ein Künstler" (Joseph Beuys), 2009 "Nelson Mandela must fe free" (Free Mandela-Kampagne), 2010 "Stranded in The Future" (Song von Kim Fowley), 2012 "Cocaine – blows my brain..“ (aus der 1980er-Szene), 2014 "IWF Mördertreff“ (Demonstrations-Slogan, Berlin 1988), 2015 "You knee them in the chin...“ (aus "War Story“ von George Starbuck, verwendet von der Musikgruppe "Schaumtüte“).
„Renaissance“
Ole Wulfers
29.10.-05.11.2016
Eröffnung: Freitag, 28.10.2016., 19.00 Uhr
Öffnungszeiten: Sa., 29.10. und So., 30.10., 14.00-17.00 Uhr
sowie von 31.10.-05.11. nach tel. Vereinbarung
Wulfers ist begnadeter Bastler. Seine komplexen Apparaturen verstehen noch nicht mal Fachleute.
Doch dient die Technik lediglich als Instrument zur Vermittlung einer zentralen Idee. In seiner
Installation "Renaissance" untersucht er verschieden Skalen notierter Musik, zerhackt sie und fügt
sie neu zusammen, um sie in einer neuen elektro-akustischen Klangwelt wieder auferstehen zu lassen.
„EXPÓSITO - EXPOSITOR“
Irène Hug
28.05.-04.06.2016
Eröffnung: Freitag, 27.05.2016., 19.00 Uhr
Öffnungszeiten: Sa., 28.05. und So., 29.05., 14.00-17.00 Uhr
sowie von 30.05.-04.06. nach tel. Vereinbarung
Irène Hugs Thema ist die visuelle Erscheinung der Sprache: die Schrift. Sie ergründet dabei ihre beiden essentiellen Eigenschaften; die Schrift als Form, Ding oder Gegenstand und das, was sie bezeichnet. Das ist, anders gesagt, die Beziehung zwischen Verpackung (Schrift) und Inhalt (Bedeutung). Was repräsentiert was? Wenn wir durch irgendeine Stadt in der Welt spazieren, treffen wir überall auf Texte, die um unsere Aufmerksamkeit wetteifern. In einer Nische unseres Gehirns mischen wir ihre tendenziösen Botschaften halb bewusst durcheinander, wissend, dass die schiere Menge von Information, Werbung und Anweisungen mithelfen, die Details zu vergessen. Ihre Appelle bleiben meist unbeantwortet. Irène Hug nimmt sie aber beim Wort und gibt ihnen Kontra. Sie demontiert diese Claims zu reinen Formen und Materialien: Typographie an Wänden, Fahnen, Schilder, Skulpturen, Leuchtschriften werden zum Spiel und Träger ihrer eigenen Aussagen. Ihre Subtexte, eingesetzt in Fotos von dicht „beschrifteten“ urbanen Plätzen, können von Umgangssprache, Schlagzeilen bis zu philosophischen Zitaten stammen, zu Themen der lokalen oder globalen aktuellen sozialen, politischen Situationen. Die Wirkung ist verstörend und unterhaltend zugleich. Ihre Installationen sind oft site-specific, setzen den ganzen Ausstellungsraum in Szene und verweisen auf vielfältige inhaltliche Links (Text: Bettina Carl).
irenehug.com
"If you are dating me, you don't need chemicals/Part One: Valley of the Dolls"
Niki Elbe, Xenia Fink, Cornelia Renz
30.04.-07.05.2016
Eröffnung: Freitag, 29.04., 19.00 Uhr
Welche Abgründe lauern hinter der heilen Fassade? Der zweite Blick erst macht das Monströse evident, das den Betrachter fesselt und ihn zugleich in eine Sphäre entführt, wo Libido und Panik, Sentimentalität und Schrecken, das Unschuldige und das Abgebrühte eine unheilige Allianz eingehen. “If you are dating me, you don’t need chemicals“ ist eine Ausstellungsserie, die die Schnittmengen der drei Künstlerinnen untersucht, welche die BetrachterInnen durch ihre klare technische Ausführung in ein Universum eintauchen lässt, welches sie mit Abgründigem und Beunruhigendem konfrontieren. Ihre Heldinnen – im Zentrum stehen oft die ‚Lolitas‘, und ‚Lulus‘ der Literatur, denen in den 1990ern die provokanten ‚Riot-Girls‘ folgten – sind nicht so nett und unschuldig wie sie wirken. Unter ihrem ansehnlichen Äußeren scheinen sich Monster zu verbergen, lauernde Kreaturen, die die männliche Idealisierung der weiblichen Unschuld konterkarieren.
„If you are dating me, you don’t need chemicals/Valley of the Dolls“ ist der erste Teil der Ausstellungsreihe. Jede dieser Ausstellungen baut sich um einen Film mit weiblichen Antiheldinnen auf, die sehr wohl „chemicals“ brauchen – so sind die drei Protagonistinnen aus „Valley of the Dolls“ abhängig von ihren ‚Uppers’ and ‚Downers’. Diese sind Variationen eines klassischen Archetyps: des Mädchens von nebenan. Mit unterschiedlichen Strategien – Talent, Sex-Appeal und konventioneller Schönheit – streben sie nach Bestätigung, Freiheit, Liebe und Erfolg. Niki Elbe, Xenia Fink und Cornelia Renz spüren in diesem Stoff die Semiotik des Melodramas und seiner Charaktere auf und destillieren aus seiner Trivialität eine Quintessenz, die beunruhigend alltäglich ist. Die Filmheldinnen kämpfen um Anerkennung. Sie variieren in ihren Mitteln. Sie variieren in ihrem Erfolg. Zum Schluss variieren Sie auch im Scheitern. Aber sie scheitern alle. If I am dating you, I do need chemicals.
Infos zu den Künstlerinnen:
NIKI ELBE (1970 geboren in Aachen, lebt und arbeitet in Berlin)
Niki Elbe studierte 1991-1998 freie Kunst an der Hochschule für Künste in Berlin und war dort von 1998–2001 Meisterschülerin von Prof. Christiane Möbus. Zu ihren Auszeichnungen zählen: Reise- und Arbeitsstipendium nach Salvador da Bahia, Brasilien, 1999; Reise- und Arbeitsstipendium nach Südafrika, 1999; Atelierstipendium der Karl-Hofer-Gesellschaft e.V., Berlin, 2001-2003; Atelierpreis der Karl-Hofer-Gesellschaft e.V., 2002; 1. Preis Wettbewerb zur Gestaltung der Brandwand Joachimstaler Str. 20, Berlin (mit Felix Müller), 2006.
Sie hatte Einzelausstellungen in der Galerie morgen-contemporary, Berlin, 2014; in der Galerie Morgen, Berlin, 2009; in der Galerie Tinderbox, Hamburg, 2008; im Offenen Atelier Öllermann, Berlin, 2005; im Theater Brandenburg, 2004; im museu de arte moderna, Salvador da Bahia, 1999. Ihre Werke wurden gezeigt in Gruppenausstellungen in der Rathausgalerie Reinickendorf, Berlin, 2015; in der Galerie BADH, Berlin, 2013; im Kunstmuseum Erlangen, 2013, 2012 und 2011; in der Swiss Art Institution, Karlsruhe, 2009; in der Kunsthalle Mannheim, 2007; in der Verena Foundation, Hydra, Griechenland, 2007; am Haus am Waldsee, Berlin, 2005 und 2003; im Haus am Kleistpark, 2002; im Kunstverein Braunschweig, 1998; im Corcoran Museum of Art, Washington DC, 1998.
www.nikielbe.com
XENIA FINK (1979 geboren in São Paulo, lebt und arbeitet in Berlin)
1998-2002 studierte Xenia Fink an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein Halle. Nach ihrem Diplom in Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg 2005 studierte Fink Freie Kunst an der Universität der Künste in Berlin und beendete ihr Studium 2009 als Meisterschülerin. Sie hat 2012 ein Katalogstipendium und 2010 ein Arbeitsstipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt erhalten, sowie 2011 ein New-York-Stipendium am iscp.
Sie hatte 2015 und 2013 Einzelausstellungen bei Morgen Contemporary, Berlin; 2012 am Instituto Cultural de León, Mexiko; 2011 in der Galerie Schuster, Miami; 2010 in der Galerie Schuster, Berlin und in der Galerie im Volkspark, Halle. Ihre Arbeiten wurden gezeigt in Ausstellungen u.a. in der Fondazione Giorgio Cini, Venedig, als Teil eines Public Art Projektes in Kooperation mit ifa Galerie, Berlin, 2015; Zebra Film Festival, Berlin, Schau Fenster, Berlin, Alter Garnisonfriedhof, Berlin, 2014; bei The Wand, Berlin, Motorenhalle, Dresden, und bei Pierogi, NY, 2013; in der Dezer Schauhalle, Miami, der Kunststiftung Sachsen-Anhalt, Halle, bei Illuminated Metropolis Gallery, New York, 2012; am iscp, New York, 2011; in der Galerie Schuster, Miami und Berlin, 2009; im Künstlerhaus Bethanien, Berlin, Galerie Neurotitan, Berlin, 2008.
www.xeniafink.de
CORNELIA RENZ (1966 geboren in Kaufbeuren, lebt und arbeitet in Berlin)
Cornelia Renz studierte 1993–98 Malerei und Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und war dort von 1998–2001 Meisterschülerin von Sighard Gille. Zu ihren Auszeichnungen zählen: Stipendium des Künstlerhauses Schloss Balmoral, 2014; Stipendium des Else-Heiliger-Fonds, 2012; Villa Aurora Stipendium, Los Angeles, 2011; Förderpreis der Schering Stiftung, 2005; Marion-Ermer-Preis, 2001; Graduiertenstipendium des Freistaates Sachsen, 1999; Stipendium der Stiftung Germination, 1998; Schüngel-Preis, 1996.
Sie hatte Einzelausstellungen in der LSD Galerie, Berlin, 2014; bei TS art projects, Berlin, 2013; im Kunstverein Konstanz, 2011; in der Nolde Stiftung, Berlin, 2010; Galerie Anita Beckers, Frankfurt am Main, 2010 und 2007; Kunsthalle Göppingen, 2008; bei Goff & Rosenthal, New York, 2007 und 2005. Ihre Werke wurden gezeigt in Gruppenausstellungen in der Städtischen Galerie Nordhorn; im Kunstverein Bregenz; Kunsthaus Erfurt, 2013; Contemporary Art Center Louisiana, New Orleans; Brevard Art Museum, Melbourne/USA, und Museum Villa Rot, Burgrieden-Rot, 2011; Kunstmuseum Solingen, 2010; Temporäre Kunsthalle, Berlin; Museum Montanelli, Prag, 2009; Berlinische Galerie, Berlin, 2007; Overbeck-Gesellschaft, Lübeck, 2004. Die Künstlerin wird von TS art projects, Berlin, vertreten.
www.corneliarenz.carbonmade.com
„Museum of Modern Art, Department of Gestures“
Matthew Burbidge
27.02.-05.03.2016
Eröffnung: Freitag, 26.02.2016, 19.00 Uhr
Öffnungszeiten: Sa., 27.02 und So., 28.02., 14.00-17.00 Uhr
sowie 29.02.-05.03. nach telefonischer Vereinbarung
Matthew Burbidge, geboren 1970, hat in Manchester und London studiert und arbeitet multimedial. Philosophische sowie kunsthistorische Betrachtungen, Annäherungen an Personen der Kunstgeschichte und gesellschaftlche Phänomene nutzt er intensiv, um Objekte, Skulpturen, Installationen und „Nicht-Bilder“ zu fertigen. Die dabei enstehende subjektive Gedanken- bzw. Sinnebene, die die Ursprungsebene künstlerisch fortschreibt, dient ihm widerum zur sach- und fachlichen Erklärung seiner Arbeiten. Es nimmt anarchische Züge an, wenn er im finalen Arbeitsschritt die Ästhetik der Theorie überstellt, währenddessen er seine Arbeiten genau an jenem theoretischen Gerüst präzise aufbaut. Letztendlich könnte man ihn als einen Vertreter der Konzeptkunst bezeichnen. Wer dies tut, wäre allerdings auf sein intelligentes Spiel zwischen theoretischem Ansatz und ästhetischer Praxis hereingefallen. Er lässt sich nicht einfach einordnen. Trotz der zahlreichen Zitate verliert er nie die Bodenhaftung, denn das ist sein eigentliches Ziel. In Bezug zur Gegenwartspunkt und dem Kunstmarkt ist seine Grundhaltung prinzipiell ablehnend. Eine Überhöhung des Künstler-Genies verachtet er. Er liebt den „Punk der Gedanken“.
In der aktuellen Ausstellung „Museum of Modern Art, Department of Gestures“ zitiert Matthew Burbidge schon im Titel die Ausstellung „Museé d’Art Moderne, Département des Aigle“ von Marcel Broodthaers von 1971. Broodthaers’ berühmte Installation versteht Burbidge als Zusammenstellung emblematischer Gesten vor dem eigentlichen Anlass der Erschaffung einer Installation. Das Symbol des Adlers diente Broodthaers als Emblem der Macht – auch der Macht der Institutionen - und wurde von ihm durch die scheinbar belanglose Abbild-Sammlung konterkariert. Noch einen weiteren großen Künstler der Kunstgeschichte zieht Burbidge heran: Marcel Duchamp. Er setzt ihn in Beziehung zu Broodthaers. Duchamp's Readymades und Broodthaers' Installation waren „absolut nötig“ (Zitat M. Bubidge), denn sie dienten dem Widerstand gegen die Machtverhältnisse. Für Burbidge selbst stehen jetzt „Che“, ein Fuchs, folkloristische Figuren und menschliche Körperteile „emblematisch“ in der Ausstellung nebeneinander – als „Museum der Gesten“.
Gemeinsam mit seiner Frau Sonja Bubidge hat Matthew Burbidge zwischen 2010 und 2012 den Projektraum Essays And Observations in Berlin-Wedding betrieben und dort zahlreiche thematische Ausstellungen mit internationalen KünstlerInnen kuratiert.
matthewburbidge.com www.essaysandobservations.com
„You knee them in the chin...“
ONE NIGHT GROUP SHOW
Eröffnung: Fr., 27.11.2015, 19 Uhr
mit:
Boris Abel, Sonja Alhäuser & Heike Kati Barath, Mika Andersen, Volker Andresen, Sheila Barcik, BEWEGUNG NURR & Christine Weber, Antje Blumenstein, Roland Boden, Gunnar Borbe, Cisca Bogman, Sascha Boldt, Iwona Lili Borkowska, Matthew Burbidge, Sonja Burbidge, Astrid Busch, Alexander Callsen, Alexine Chanel, Rolf Czulius, Nataly Dietz, Chris Dreier, Knut Eckstein, Laurence Egloff, Niki Elbe, Xenia Fink, Frederik Foert & Olivia W. Seiling, Tom Früchtl, Robert Gfader, Massoud Graf-Hachempour, Mariola Groener, Thomas Grötz, Armin Häberle, Stephanie Hanna, Pablo Hermann, Marie von Heyl, Birgit Hölmer, Claude Horstmann, Irène Hug, Hervé Humbert, Henrik Jacob, Uwe Jonas, Sven Kalden, Stefan Kaminski & Alex Tennigkeit, Silke Koch, Susanne Kohler, Simone Lanzenstiel, Simon Lindhardt, Martin Löhr, Christian Macketanz, Jens Christian Madsen, Frank Maier, Matthias Mayer, Stefanie Mayer, Paula Müller, Paula Muhr, Leo de Munk, Julia Oschatz, Kirsten Palz, Martin Pfahler, Katrin Plavcak, Maria-Leena Räihälä, Benjamin Renter, Cornelia Renz, Regine Rode, Kirstin Rogge, Julia Rüther, Alexander Schippel, Mira Schnedler, Jochen Schneider, Sonya Schönberger, Iris Schomaker, Ann Schomburg, Richard Schütz, Eva Seufert, Heidi Sill, Johanna Smiatek, Erik Smith, Elisabeth Sonneck, Max Sudhues, Gabriele Stellbaum, Sarah Strassmann, Vassiliea Stylianidou, Susa Templin, Anja Teske, Ryan Thayer, Thea Timm, Chryssa Tsampazi, Micki Tschur, Kata Unger, Anke Völk, Gabriela Volanti, Gabriel Vormstein, Heike Walter, Linda Weiss, Michael Witte, Sibylle Zeh, Francis Zeischegg, Christof Zwiener, Oliver Zwink
Seit 2005 initiiert Künstler und Spor Klübü-Projektraumbetreiber Matthias Mayer eine Reihe von Gruppenausstellungen, die sich thematisch immer mit Zitaten aus den 1980er Jahren beschäftigen. Diese Zeit war für den damals jungen und heranwachsenden Künstler prägend und so knüpfen die Zitate aus Kunst, Film, Literatur, Politik und Gesellschaft an das an, was er miterlebt und teilweise verehrt hat.
"You knee them in the chin..." ist ein Zitat aus der ersten Strophe des Gedichts „War Story“ des amerikanischen Dichters George Starbuck. Matthias Mayer spielte ausgangs der 80er in der Musikgruppe „Schaumtüte“, dessen amerikanischer Sänger, ein in Deutschland stationierter Soldat, diese erste Strophe für den Song „4th of July“ einsetzte. Es ist ein Anti-Kriegstext, der die Handlungen und Abläufe, die Lügen und Grausamkeiten des Krieges eindrücklich zu Tage bringt. Im Gedicht von Starbuck folgt auf „You knee them in the chin...“ „to drive the dog-tag in". Dies beschreibt eine normale Kriegspraxis bei gefallenen Soldaten. Man rammt den Toten ihre "Hundemarke" (Metall-Erkennungsmarke) mit dem Knie ins Kinn zwecks späterer Indentifizierung.
Liste der vergangenen Gruppenausstellungen in dieser Reihe mit den dazugehörigen Zitaten:
2005 "Very Sporty Jack" (aus Jim Jarmusch's "Down by law"), 2006 "U can't touch this" (Song von MC Hammer), 2007 "Sllörrrrr wip wop wop (aus Charles Bukowski's "Fuck Machine"), 2008 "Jeder Mensch ist ein Künstler" (Joseph Beuys), 2009 "Nelson Mandela must fe free" (Free Mandela-Kampagne), 2010 "Stranded in The Future" (Song von Kim Fowley), 2012 "Cocaine – blows my brain..“ (aus der 80er-Szene), 2014 „IWF Mördertreff“ (Demonstrations-Slogan).
Don't Think Twice, It's All Right
Daniel Permanetter
30.10. bis 07.11.2015
Eröffnung/Opening: Fr., 30.10.2015, 19h
“Don't Think Twice, It's All Right” | 2015 | Room filling installation. Mixed Media:
Ballad Of A Thin Man ist Teil einer fortlaufenden Serie von Installationen und Videos von Daniel Permanetter. In allen erscheint eine lebensechte Puppe, die dem älteren Mann Bob Dylan ähnelt, in seltsamen, metaphorischen Situationen, oft mit einer narrativen Ton-Ebene. Die Arbeiten scheinen eine Geschichte zu erzählen, die unklar bleibt, aber immer an Märchen und Mythen aber auch an zeitgenössische Themen und Pop Kultur anknüpft. Die geschlossenen Augen und eingefrorenen Züge des Gesichts der Puppe verleihen allen Werken eine unwirkliche Stimmung.
Die Entwicklung in Permanetters neueren Arbeiten, in denen Dylan als Figur vorkommt, geht in dieser Serie einen Schritt weiter in der metaphorisch angestrebten Beziehung zwischen der Ikone und dem Künstler, weg vom scheinbar obsessiven Bezug zu Dylan, hin zu einer abstrakteren Darstellung des Themas, das allen Arbeiten zu Grunde liegt: der Sehnsucht.
English:
The work is part of an ongoing series of installations and videos Daniel Permanetter created over the last years involving a life-sized puppet that looks a lot like the elderly Bob Dylan. The puppet appears in strange, metaphorical situations often combined with a narrative layer sound or music. They seem to be telling a story that remains unclear and to refer to tales or myth as well as to different contemporary issues and pop culture. Reinforced by the puppet’s closed eyes and transfixed expression a sense of death or loss is inherent in all the works.
In the progression of Permanetter’s recent work that involves Dylan as a medium, this series is a step further into the metaphorical aspired relationship between the idol and the artist. A step further away from the seemingly obsessive reference to the icon Dylan but towards a more abstract representation of the strongest subject in all of Permanetter's works: longing.
http://www.danielpermanetter.info
reenter your life
Astrid Busch
26.09.-03.10.2015
Eröffnung: Freitag, 25.09.2015, 19.00 Uhr
geöffnet: Sa., 26.09. und So., 27.09., 14.00 – 17.00 Uhr
sowie vom 28.09. - 03.10. nach tel. Vereinbarung
Architektonische Elemente inspiriert durch Ferienparadiese am Mittelmeer mit ihrer oft der Science-Fiction entlehnten Künstlichkeit, Erinnerungsfragmente aus der persönlichen Vergangenheit und ihre Dekorationsrituale bilden die Grundlage für die Installation im Spor Klübü. Durch Fragmentierung und Rekontextualisierug werden assoziative Spuren in verschiedene Richtungen ausgelegt und die Energie sowie die poetische Kraft von Architektur und Alltag und deren wechselseitige Durchdringung hervorgehoben.
astridbusch.com
OUAAA
Stella Geppert
27.06. bis 08.07.2015
Eröffnung: Freitag, 26.06.2015, 19.00 Uhr
geöffnet: Sa., 27.06. und So., 28.06., 14.00 – 17.00 Uhr
sowie vom 29.06. - 08.07. nach tel. Vereinbarung
OUAAA
a) kurz vor dem Sturz
b) der Sturz selber
c) die Verhinderung des Sturzes durch Ausbalancieren des Körpers
d) ein Lautschrei, der aus einem heraus bricht, wenn: etwas gefallen ist, einem etwas entglitten ist oder aber etwas unerwartet über einen herein bricht
e) ein Klangwort, das in der Comicsprache eine Gefahr heran kommen sieht, der nicht mehr ausgewichen werden kann
f) eine künstlerische Arbeit, die von einer gängigen Tanzbewegung abgeleitet und eingebettet ist in ein mehrstufiges Ausstellungssetting, welches Aufmerksamkeits- und Aufzeichnungsstudien in sich vereint
Die jüngst von Stella Geppert entwickelte Installation «Hieroglyphendecke» ist eine auf Kommunikation und Begegnung angelegte Arbeit und wird Teil einer Choreografie sein. «Hieroglyphendecke» zeichnet flüchtige und unbewusste Bewegungen des Kopfes auf – die dabei entstehenden Linien verdichten sich zu einer Struktur. Die Besucher und Besucherinnen der Ausstellung sind Teil der Installation und bringen die künstlerischen Arbeiten durch ihre Handlungen erst hervor. Die «Enzyklopädie der Dialoge», in welcher die Zeichnungen archiviert werden, macht in einem weiteren Schritt die Qualitäten und Intensitäten der aufgezeichneten Bewegungen und somit auch die Relationen der Personen untereinander sichtbar.
http://www.stella-geppert.de
MMM
Peter Jap Lim
28.02.-07.03.2015
Eröffnung Fr, 27.02.2015, 19 Uhr
Öffnungszeiten: Sa, 28.02. und So, 01.03.2015, 14-17 Uhr sowie vom 02.-07.03.2015 nach tel. Vereinbarung
„Monaden mit Mozarella, Monsieur!“
Schwarrrze Materie und MMMaterie, die unbelichteten Unbekannten und jene Dinge, die uns in ihren Abstufungen aus der Farbkugel erscheinen. Vom gräulichen Dunkel, zur Bräune des Kerns, bis hin zum Bunt des Äquators und zum weißblendenden Pol, prächtiges Wissen, schwärzestes Missen. Diese Sichtkugel, sonderbarer Globus und beschränktes Froschauge, ist MMM – www. auf dem Kopf: stofich, materiell, dabei nahbarer und unnahbarer. Kein Hack, höchstens Hicks. Ein sich endlos wiederholender, neigender Raum, Bild, Zelle, Körper des Anfangs: auf der Jagd nach dem Schlussgespenst.
(Text: Peter Jap Lim, www.japlim.de)
the absolute outside
Marie von Heyl, TC McCormack, Matthew Noel-Tod, Richard Sides, Oliver Zwink
kuratiert von TC McCormack
31.01. bis 07.02.2015
Eröffnung: Freitag, 30.01.2015, 19.00 Uhr
geöffnet: Sa., 31.01. und So., 01.02., 14.00 – 17.00 Uhr
sowie vom 02. - 07.02. nach tel. Vereinbarung
Der von Quentin Meillassoux geprägte Begriff The Absolute Outside (Das absolute Außen) beschreibt einen Raum, der jenseits der Begrenzungen unseres Denkens existiert, der ursprünglich woanders ist. Er behauptet, dass „das Denken nie aus sich selbst heraustreten kann, um der Welt so zu begegnen wie sie wirklich ist“. Alles was wir wissen können, ist „wie die Welt für uns ist, nicht wie die Welt an sich ist“. Einen Blick auf die Möglichkeiten, sich diesem „spekulativen Außen“ zu nähern, zeigen uns die ausgewählten Arbeiten der ausstellenden KünstlerInnen. Auch wenn sie jeweils ihre eigenen Anliegen verfolgen, so bewegen sich doch alle auf jenem spekulativem Gebiet. In diesem Geist des ursprünglichen Woanders-Seins liegt die Hoffnung, dass die Ausstellung dem Betrachter einen Moment des Selbstzweifels beschert und ihn zu einer einfachen Frage führt: Wo stehe ich hier in diesem Raum?
Die Ausstellung zeigt Arbeiten von fünf Künstlern aus Berlin und Großbritannien: Marie von Heyl, TC McCormack, Matthew Noel Tod, Richard Sides und Oliver Zwink.
Marie van Heyl (geb.1981 in Stuttgart)
Marie von Heyls Arbeiten resultieren aus der poetischen Spannung und den produktiven Missverständissen die entstehen, wenn unterschiedliche Realitätsmodelle aufeinander prallen, sich überlappen oder nicht ganz zusammenpassen. Von besonderer Relevanz sind dabei Objekte die als Vermittler zwischen unterschiedlichen Glaubenssystemen oder als Träger sentimentaler Werte fungieren, wie zum Beispiel Kultgegenstände, Fetische, Erbstücke und Souvenirs.
http://www.marievonheyl.de
TC McCormack (geb.1970 in Belfast, Nordirland)
In seiner multidisziplinären, kreativen und diskursiven Praxis betrachtet er Konstellationen von Festlegungen: von der veränderlichen Identität der Materialität, der Abwesenheit menschlicher Tätigkeit, bis zum Phänomen widerständigen Raums. Seine Arbeit zeigt sich in zahlreichen Erscheinungsformen: Film, Assemblage, Zeichnung, Veranstaltungen, kuratierte Projekte, Publikationen.
http://www.tcmccormack.co.uk
Matthew Noel-Tod (geb.1978 in Stoke-on-Trent, UK)
Seine Filme deuten das Erzählkino um, indem er ein Zusammenhang zum experimentellen Film zur Konzeptkunst sowie zu Literatur und Philosphie herstellt. Noel-Tod der seine Arbeiten seit 1999 international ausstellt hat sein Fähigkeiten im Erstellen vieldeutig aussdrucksstarker Videos stetig weiterentwickelt und verfeinert. Die Filme stellen unterschiedliche Ästhetiken zur Schau und untersuchen das Wechselspiel zwischen Wort und bewegtem Bild.
http://mnoeltod.tumblr.com
Richard Sides (geb.1985, Rotherham, UK)
Sides setzt in seiner Arbeit eine Vielzahl an Medien ein. Dabei untersucht er Vorstellungen von Komplexität, Präsenz, Zeitlichkeit, Widerspruch und die Möglichkeit „einer Ontologie der Kommunikation”. Seine facettenreichen Produktionen von Videos, Installationen, Soundarbeiten, Perfomances und Collagen gehen ineinander über und bringen Charaktere und abstrakte Ideen von Bewußtsein hervor, die aus dem komplexen Mix aus sozialen Lebenswelten hervortreten.
http://www.richardsides.com
Oliver Zwink (geb.1967 in Heidenheim/Brenz)
Der Großteil von Oliver Zwinks Arbeiten der letzten Jahre setzt sich vor dem Hintergrund urbaner Wirklichkeit mit der Wechselbeziehung von gebautem und unbewusstem Raum auseinander. Seine Serie digitaler Prints bestehen aus behutsam arrangierten, angereicherten Oberflächen, die einen veränderten Sinn für den Ort suggerieren. Die durchgearbeiteten Bilder wirken befreiend, indem sie unser kollektives Durcheinander entfernen. Tatsächlich verweigern sie die Darstellung von Sprache (sichtbare Auslöser für irrationale Bedürfnisse) und lassen uns die Welt an sich erblicken.
http://www.oliverzwink.de
English version:
the absolute outside
Marie von Heyl, TC McCormack, Matthew Noel-Tod, Richard Sides, Oliver Zwink
curated by TC McCormack
31.01.-07.02.2015
Opening: Friday, 30.01.2015, 7 pm
Opening times: Sat., 31.01. + Sun., 01.02., 2-5 pm
and 02.-07.02. by appointment
the absolute outside, is a term coined by Quentin Meillassoux to describe a space that exists beyond the limits of our thoughts, of being genuinely elsewhere. He argues that thought ‘can never get outside itself to encounter the world as it really is’. All we can ever know is ‘how the world is for us, not how it is in itself.’ The potential to entertain this speculative exteriority can be glimpsed in the selected work of the exhibiting artists; though their practices each have distinct concerns, all have strayed onto this speculative territory. In this spirit of being genuinely elsewhere, there is the hope that this exhibition can offer the viewer a moment of self-doubt; to see the viewer ask a simple question; where should-I-stand-in-here?
This exhibition brings together five artists from Berlin and the UK: Marie von Heyl, TC McCormack, Matthew Noel Tod, Richard Sides & Oliver Zwink
Marie van Heyl (b.1981 in Stuttgart, Germany)
Marie’s work draws from the poetic friction and productive misunderstandings that emerge when different models of reality collide, overlap or not quite fit together. Of particular relevance are objects that serve as mediators between different belief systems or carriers of sentimental value, such as cult objects, fetishes, heirlooms and souvenirs.
http://www.marievonheyl.de
TC McCormack (b.1970 in Belfast, N.Ireland)
His multidisciplinary practice is a creative and discursive site, considering a constellation of preoccupations; from the shifting identity of materiality, the absence of human agency, to the phenomenon of resistance space. His work takes a range of outcomes, often combining: film, assemblage, drawing, events, curation and publications.
http://www.tcmccormack.co.uk
Matthew Noel-Tod (b.1978 in Stoke-on-Trent, UK)
His films reframe narrative cinema in relation to experimental moving image, conceptual art, philosophy and literature. Having exhibited internationally since 1999, Noel-Tod has explored and refined his ability to create multi-expressional videos that display a range of aesthetics and explore the interplay between words and the moving image.
http://mnoeltod.tumblr.com
Richard Sides (b.1985, Rotherham, UK)
Sides’ work uses a variety of media to explore notions of presence, temporality, complexity, conflict and the possible idea of ‘an ontology of communication’. His multifaceted output in video, installation, sound, performance and collage blurs seamlessly allowing characters and abstract notions of consciousness to emerge from the complex social composite environments he creates in his work.
http://www.richardsides.com
Oliver Zwink (b.1967 in Heidenheim/Brenz, Germany) His recent series of digital prints are carefully arranged expanded surfaces; that produce an altered sense of place. His seamless images offer a release, in removing our collective clutter, indeed they deny us language (visual triggers to irrational wants) to leave you looking at the world in itself.
http://www.oliverzwink.de
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IWF Mördertreff
One Night Group Show
Eröffnung: Freitag, 28.11.2014, 19.00 Uhr
mit:
Boris Abel, Sonja Alhäuser, Amt für Apokalyptische Aufklärung, Heike Kati Barath, Sheila Barcik, BEWEGUNG NURR, Roland Boden, Sascha Boldt, Heike Bollig, Manuel Bonik, Lutz Braun, Saskia Breitenreicher, Conni Brintzinger, Matthew Burbidge, Sonja Burbidge, Alexander Callsen, Till Cremer, Swen Daemen, Lizza May David, Die Philosophischen Bauern, Nataly Dietz, Ursula Döbereiner, Jürgen Drescher, Maria Ducasse, Irena Eden & Stijn Lernout, Ethno-Maieutik & Reduce Ltd., Frederik Foert, Tom Früchtl, Robert Gfader, Zoe Giabouldaki, Lukas Glinkowski, Mariola Groener, Armin Häberle, Stephanie Hanna, Andrea Hartinger, Tina Isabella Hild, Hervé Humbert, Henrik Jacob, Jeroen Jacobs, Jakob Jensen, Uwe Jonas, Alexander Laudenberg, Cédric Le Corf, Peter Jap Lim, Sven Kalden, Manfred Kirschner, Silke Koch, Ulrike Kuschel, Simone Lanzenstiel, Christine Lemke, Sabine Linse, Martin Löhr, Jens Christian Madsen, Matthias Mayer, Stefanie Mayer, Zoë Claire Miller, Alexander Minor, Oliver Möst, Ulrike Mohr, NEOZOON, Hester Oerlemans, Kirsten Palz, Wolfgang Plöger, Maria-Leena Räihälä, Øyvind Renberg, Kirstin Rogge, Adrian Schiesser, Mira Schnedler, Ann Schomburg, Stefanie von Schroeter, Michael Schultze, Veronika Schumacher, Marike Schuurman, Olivia W. Seiling, Daniel Seiple, Eva Seufert, Heiko Sievers, Heidi Sill, Alexander Skorobogatov, Johanna Smiatek, Erik Smith, Elisabeth Sonneck, Max Sudhues, Gabriele Stellbaum, Sarah Strassmann, Vassiliea Stylianidou, Maki Takano, Thea Timm, Alessandro Vitali, Gabriela Volanti, Gabriel Vormstein, Linda Weiss, Annette Weisser, Maja Weyermann, Sibylle Zeh, Gloria Zein, Michaela Zimmer
Ende September 1988 treffen sich im Internationalen Congress Centrum (ICC) in West-Berlin Mitglieder des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank zu ihrer Jahrestagung. Unter dem Motto „IWF und Weltbank organisieren die Armut der Völker“ treffen sich auch rund 150 linke Organisationen in der Berliner Technischen Universität (TU) zu einem Gegenkongress. Die Veranstaltung stellt sich zentral gegen den Kapitalis-mus selbst sowie gegen dessen "lebensvernichtende Auswirkungen". Es wird eine umfassende Schuldenstreichung gefordert (die lateinamerikanische Auslandsverschul-dung beträgt 420 Milliarden Dollar) und darüber hinaus als Wiedergutmachung für „koloniale und neokoloniale Ausbeutung" Reparations- und Entschädigungszahlungen.
Nie zuvor waren die beiden Organisationen IWF und Weltbank so umstritten. Für die einen sind sie die Schurken in der Weltwirtschaft, für die anderen die ökonomische Weltver-nunft. Angst liegt über der größten internationalen Konferenz, die jemals in Deutschland inszeniert wurde. "Verhindern wir den Kongress" formulierten die Autonomen "alles ist möglich, alles ist nötig". Monatelang bereitet die Szene den Empfang der Banker vor. Bunt ist das Gemisch jener, die mit Argumenten und Appellen gegen IWF und Weltbank mobil machen: Kirchen und Jungsozialisten, Grüne und Alternative, Umweltschützer, Katho-lische Landjugend und "Buko" (Bundeskongress entwicklungspolitischer Aktionsgruppen), eine Dachorganisation zahlreicher Dritte-Welt-Initiativen.
Es machten sich also viele auf den Weg nach West-Berlin, fanden sich mittendrin in den Protesten und Demonstrationen wieder, skandierten "IWF Mördertreff" und mußten vor Wasserwerfern und Gegenaktionen der Polizei davonspurten. Was ist geblieben von diesen Protesten, dieser politischen Haltung, die sich auch nicht politisch aktive und unorganisierte "Demo-Touristen" überstülpten, um eine vermeintlich gemeinsame Sache zu vertreten? Was mobilisiert Menschen heutzutage? Wieso ist aus dieser antiimperialis-tischen Massenmobilisierung nicht mehr geworden?
Seit 2005 initiiert Künstler und Spor Klübü-Projektraumbetreiber Matthias Mayer diese Reihe von Gruppenausstellungen, die sich thematisch immer mit Zitaten aus den 1980er Jahren beschäftigen. Diese Zeit war für den damals jungen heranwachsenden Künstler prägend und so knüpfen die Zitate aus Kunst, Film, Literatur, Politik und Gesellschaft an das an, was erlebt, verehrt oder nur mitverfolgt wurde.
Liste der vergangenen Gruppenausstellungen und Zitate:
2005 "Very Sporty Jack" - aus Jim Jarmusch's Film "Down by law"
2006 "U can't touch this" - Song von MC Hammer
2007 "Sllörrrrr wip wop wop - aus Charles Bukowski's Buch "Fuck Machine"
2008 "Jeder Mensch ist ein Künstler" - Joseph Beuys
2009 "Nelson Mandela must fe free" - Free Mandela-Kampagne
2010 "Stranded in The Future" - Song von Kim Fowley
2012 "Cocaine – blows my brain..“ - aus der 80er-Szene
TRACHT & HABITUS (Sprites)
Markus Wirthmann
26.09.-04.10.2014
Eröffnung: Fr., 26.09.2014, 19 Uhr
geöffnet: Sa., 27.08 und So, 28.08.2014, 14-17 Uhr
sowie vom 29.08.-04.10.2014 nach tel. Vereinbarung
„TRACHT & HABITUS (Sprites)“ ist eine Anordnung, die im Wesentlichen aus einer Anzahl von Dewargefäßen, den „Sprites“, besteht. Ein Dewargefäß dient der thermischen Isolierung seines Inhalts. Diese Gefäße werden mit heißer Salzlösung gefüllt, welche sich im Anschluss langsam abkühlt. Die Verringerung der Temperatur geht mit einer Abnahme der Lösefähigkeit der Flüssigkeit einher, das Salz fällt aus und formt Kristalle. Nach vollständiger Abkühlung der Salzlösung auf Umgebungstemperatur setzt sich der Kristallisationsvorgang durch Verdunstung des Lösungsmittels fort. Dieser Vorgang kann während der Laufzeit der Ausstellung nicht von außen beobachtet werden.
(Markus Wirthmann, 2014)
Markus Wirthmann ist ein Künstler, der seine Arbeiten aus ephemeren und amorphen Materialien entwickelt. Wasser, Sand, Licht und Luft finden sich in technischen Experimenten, welche naturwissenschaftliche Prozesse als ästhetisches Mittel einbinden. Während die materiellen Rahmenbedingungen vom Künstler gesetzt werden, bleibt die Hervorbringung der Form gewöhnlich maschinellen Vorrichtungen überlassen. Sie reproduzieren Phänomene, die dem Anschein nach natürliche sind, bilden etwa die Erzeugung von Sanddünen oder einer Sonnenfinsternis nach. Diese Vorrichtungen und die Werke, die durch sie hervorgebracht werden, sind in zahlreichen Ausstellungen des Künstlers nebeneinander zu sehen. Durch diese Kombination meidet der Künstler eindeutige metaphysische oder poetische Zuschreibungen. Stattdessen ist Wirthmanns skulpturale Arbeit in einem ständigen Fluss, aus dem immer wieder ein Bild gerinnt, das die Bedingungen seiner eigenen Entstehung offenbart.
(Craig Campbell, Amherst, Mai 2014)
www.markus-wirthmann.de
light: look at the sun
Annika Hippler
28.08. - 06.09.2014
Eröffnung: Do., 28.08.2014, 19 Uhr
geöffnet:
Sa., 30.08. und So., 31.08., 14 - 17 Uhr
sowie von 01.09. - 06.09. nach tel. Vereinbarung
Annika Hippler erzeugt mit Laserstrahlen hypnotische Raum- und Bildkompositionen. Ihre Arbeit experimentiert mit gebündelten Photonen und untersucht die malerischen Qualitäten von Lichtfrequenz und Wellenlänge. Ihre Bilder leuchten und sind im Dunkeln sichtbare Resonanzfelder eines elektromagnetischen Farbspektrums. Hipplers installative Arbeiten sind immer genau austarierte Lichteinfälle zwischen Konkretion und Diffusion. Verborgene Strukturen und Oberflächen verdunkelter Räume, Hallen oder gar Landschaften werden abgetastet und mit Spiegeln, Prismen, Folien in magisches Flirren versetzt. Es sind sublime Fata-Morgana-Systeme zwischen purem Minimalismus und sanfter Trance, deren räumliche Grenzen erst technisch präzise eingefangen, dann wieder völlig aufgelöst und unendlich erweitert werden. Es entstehen eigenständige, teilweise sich selbst überlassene Lichtuniversen, in denen von Chaostheorie und Kepplerschen Gesetzen die Rede ist.
Während im Moment der grosse helle Stern von Otto Piene besonders strahlend über der Stadt steht und in der Nationalgalerie noch einmal laut die Stunde Null der deutschen Lichtkunst schlägt, lässt Hippler als Hommage dazu im Spor Klübü eine dunkle Sonne scheinen. Die Nacht wird dazu sanft verstärkt, die Rolläden heruntergelassen, und vor der Tür eine Strassenlaterne gelöscht. Drinnen quellt und schlummert tief und fest ein majestätisches Volumen, während sich draussen irgendwann ein Pünktchen Licht von der Erdanziehung lösen wird und bald darauf als kleiner Schimmer in der Atmosphäre seine Umlaufbahn erreicht.
Annika Hippler wurde 1978 in Berlin geboren, wo sie heute auch lebt. Sie studierte an der UdK in Berlin und an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig u.a. bei John M Armleder. Ihre Lichtinstallationen wurden beispielsweise im Kunstverein Hannover, im ZKM Karlsruhe und im Zverev Center for Contemporary Art in Moskau gezeigt. 2011 wurde ihre Laserinstallation „Orbit“ vom ZKM Karlsruhe mit dem Kunstpreis „Gewebtes Licht“ ausgezeichnet. Aktuell ist Annika Hippler für den „International Light Art Award“ vom Zentrum für internationale Lichtkunst in Unna nominiert.
(Text: Ingo Gerken)
www.annika-hippler.net
FLING FLING
Flamenca Fleming
27.06. - 05.07.2014
Eröffnung: Fr., 27.06.2014, 19.00 Uhr
geöffnet: Sa., 28.06. und So., 29.06., 14.00 – 17.00 Uhr
sowie von 30.06. - 05.07. nach tel. Vereinbarung
Flamenca Fleming (*1930) begann ihre künstlerische Arbeit im Frankreich der Nachkriegszeit. Ihre Arbeiten sind außergewöhnlich und dennoch in Deutschland so gut wie unbekannt. Ihre Skulpturen, Installationen, Assemblagen und Malereien erscheinen funkelnd neu, leuchtend und brisant. "Fling Fling" wurde von der Künstlerin in Zusammenarbeit mit ƒƒ zusammengestellt und zeigt sowohl Arbeiten früherer Schaffensperioden wie auch ganz neue Arbeiten.
Flamenco Fleming ist emeritierte Professorin für Performance-Kunst am Art Institute of Chicago und momentan als Gastforscherin an der Harvard University, Cambridge tätig. Sie wurde 1930 in Venezuela geboren, studierte an der École des Beaux-Arts in Paris und am California Institute of the Arts und zeigte ihre erste Einzelausstellung bei Leo Castelli, New York 1961. Fleming war eine Mitbegründerin des Feministischen Programms für Kunst in Fresno und am Cal Arts und eine der wichtigsten Teilnehmerinnen am legendären "Womanhouse“ mit ihrem “Gehäkelten Environment“ und ihrer ersten “fling fling" Performance. Ihre Arbeiten waren u.a. in "Les Magiciens de la Terre" (1989) und in "WACK! Art and the Feminist Revolution" (2007) zu sehen.
www.fffffff.org
FLING FLING
Flamenca Fleming
27.06. - 05.07.2014
Opening: Fr., 27.6.2014, 7 pm
Opening times: Sat., 28.06. and Sun., 29.06., 2-5 pm
and from 30.06.-05.07. by appointment
Flamenca Fleming (*1930) began her artistic career in postwar France. Her artworks while extraordinary, are virtually unknown to a larger public in Germany. Her sculptures, installations, assemblages and paintings sparkle with vigor; her approach is crystalline in focus, slicing to the quick of the medium. "Fling Fling" was curated by the prolific artist in collaboration with ƒƒ and shows classical artworks from her oeuvre alongside fresh new implements.
Flamenca Fleming is Professor Emerita of performance art at the School of the Art Institute of Chicago, and currently a visiting scholar at Harvard University, Cambridge. Born 1930 in Venezuela, Fleming studied at École des Beaux-Arts in Paris and the California Institute of the Arts and had her forst solo show with Leo Castelli, New York in 1961. Fleming was a co-initiator of the Feminist Art Programs in Fresno and at Cal Arts, and key contributor to the "Womanhouse“ exhibition with "Crocheted Environment“ and her first "fling fling" performance. Her works were shown in the exhibitions "Les Magiciens de la Terre" (1989) and "WACK! Art and the Feminist Revolution" (2007).
www.fffffff.org
Togetherness
Ein Ausstellungsprojekt zu kooperativen Prozessen der Klasse Prof. Una Moehrke, Studiengang Kunsterziehung/Kunstpädagogik der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
31.05. bis 02.06.2014
Eröffnung: Freitag, 30.05.2014, 19.00 Uhr
mit
SOUNDpartizipation von Helmut Bieler-Wendt
Musikperformance von Eusebio Calzone and his friends
geöffnet:
Samstag, 31.05., 14.00-17.00 Uhr
Ausstellungsgespräch mit Lukas Meya und Una Moehrke
Musikperformance von Eusebio Calzone and his friends
Sonntag, 01.06., 14.00-17.00 Uhr
Ausstellungsgespräch mit Lukas Meya und Una Moehrke
sowie Mo., 02.06. nach tel. Vereinbarung
„Togetherness“ ist ein Ausstellungsprojekt, das Elemente menschlicher Kooperation mithilfe von und im Zusammenhang mit künstlerischer Arbeit untersucht. In vielen Facetten wird die gesellschaftliche Dimension von Zusammenarbeit in Zeiten wachsender Anonymisierung fokussiert. Zusammenarbeit ist darüber hinaus das Entstehungsprinzip selbst, das sich im Dialog verschiedener künstlerischer und nicht-künstlerischer Positionen formt und somit über eine singuläre künstlerische Haltung hinausgeht. Im Wechselspiel der einzelnen Beiträge entsteht ein Organismus, in dem die einzelnen Positionen aufeinander eingehen und sich ergänzen. Der Dialog bildet ein soziales Gefüge, indas auch die Ausstellungsbesucher einbezogen sind. „Togetherness“ ist Entstehungsstruktur, Werkinhalt und Ausstellungsformat zugleich.
An zwei Orten und vier Spielstätten - Projektraum Spor Klübü, Berlin, Anhaltischer Kunstverein und VORORT-LADEN in Dessau und im Dessauer Stadtraum - werden Fragen gestellt Diskussionen geführt/Ausstellungsbeiträge und Performances gezeigt/Workshops durchgeführt/Interventionen im Stadtraum unternommen.
Die Beiträge wurden als Modelle für eine themenorientierte, ästhetische Praxis konzipiert und experimentieren mit Fragen einer kunstvermittelnden Arbeit. Die Kooperationsvarianten im künstlerischen Arbeitsprozess stehen in Symmetrie mit infizierender Kooperationskompetenz, die bei BesucherInnen und ProjektpartnerInnen ausgelöst werden sollen: Together & you - Together & me.
(Text: Una Moehrke, Axel Winter und Christoph Görke)
Projektblog : http://togetherness2014.wordpress.com/
A Life Of Metal
Tatiana Echeverri Fernandez
25.04. – 04.05.2014
Eröffnung: Fr., 25.04.2014, 19.00 Uhr
geöffnet:
Sa., 26.04. und So., 27.04., 14.00-17.00 Uhr
sowie vom 28.04. bis 03.05. nach tel. Vereinbarung
Performance in 3 Teilen
Sonderöffnung zur Performance Teil 2
(Teil 1 und Teil 3 nicht öffentlich):
Di., 29.04., 7.58-8.10 Uhr
Finissage/Präsentation der Arbeiten aus der Performance:
So., 04.05., 17.00 Uhr
mit Ausschank von "Danziger Goldwasser" aus der Weddinger “Preußischen Spirituosen-Manufaktur”
In den 1930er Jahren, bevor es Farbfotografie gab, produzierte Lili Kolisko Chromatogramm-Bilder. Sie ließ eine 1-prozentige Goldchlorid-Lösung an Filterpapieren hochsteigen, trocknete sie im Sonnenlicht und setze sie in eine weitere Flüssigkeit in größerer Menge, um an den Filterpapieren hochsteigen zu lassen. Einige violette Farbnuancen wurden sichtbar. Einige dieser Arbeiten machte sie frühmorgens am 19.06.1936, ein paar Stunden nach einer Sonneneklipse (Textübersetzung nach Nick Kollerstrom).
Tatiana Echeverri Fernandez zeigt neue Arbeiten, die prozesshaft die lebenden Eigenschaften von Metall untersuchen. Eigens dafür richtet sie ein temporäres provisorisches Labor im Spor Klübü ein. In der Annahme, dass Gold ein Gedächtnis besitzt, das über ein Strukturgedächtnis hinausgeht, wird sie außerdem mit Hilfe der Photosynthese von einer bestimmten Pflanze, der man eine Traumata lösende Wirkung nachsagt, versuchen, das Gold von seiner Vergangenheit zu „befreien“. In 3 Phasen - vor, während und im Anschluss an die Sonneneklipse, die am 29. April um 07.52 Uhr stattfinden wird – wird sie „Steigbilder“ erstellen. Lediglich zur Phase 2 - während der Sonnenfinsternis - wird man der Performance beiwohnen können.
Im Falle der hergestellten Bilder von Silber erkennt man, dass die Menge an entstandenen Formen so groß ist, dass es unmöglich wäre, ein Bild nur von Silber zu zeigen….. Im Falle von Gold sind die Farben so reich, dass viele Bilder observiert werden müssen, bevor man die Natur und den Charakter des Metalls realisieren kann. Die erscheinenden Farben reichen von purem Gelb bis zu dunklem Violett (Textübersetzung nach Lili Kolisko).
www.tatianaecheverrifernandez.de
Camping Europa
Timea Anita Oravecz
28.03. bis 06.04.2014
Eröffnung: 28.03.2014, 19.00 Uhr
geöffnet: Sa., 29.03 und So., 30.03., 14.00 – 17.00 Uhr
sowie von 31.03. - 06.04. nach tel. Vereinbarung
Einführung
In „Camping Europa“ erarbeitet die ungarische Künstlerin Timea Anita Oravecz eine komplexe Installation zum Thema Einwanderung. Am Beispiel des Flüchtlingscamps auf dem Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg geht sie der Frage nach, wie Menschen aus verschiedenen Kulturen mit der Stadt in ihrem täglichen Lebensablauf verbunden sind. Ihre Arbeit verknüpft persönliche und kollektive Erfahrungen mit kulturellen, historischen und sozio-politischen Themen.
Hintergründe
Mitten im Bezirk Berlin-Kreuzberg leben MigrantInnen ohne Papiere in einer improvisierten Zeltstadt und protestieren. Sie möchten sich gerne in die deutsche Gesellschaft integrieren, aber ihre Forderungen nach Bleiberecht, Abschaffung der Residenzpflicht und Arbeitserlaubnis sind bisher nicht erfüllt worden. Rund 200 Asylsuchende verließen im Oktober 2012 ihre offiziellen Unterbringungsorte in verschiedenen deutschen Städten und zogen nach Berlin, um auf ihre Notlage aufmerksam zu machen.
Ihr Protest findet immer noch statt - auch während im Oktober 2013 vor der italienischen Insel Lampedusa Hunderte von Flüchtlingen im Meer den Tod fanden, nachdem ein Schiff mit MigrantInnen aus Eritrea und Libyen Feuer fing und sank. Eine Hilfsorganisation bezeichnete diese größte Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer als „Europa's Krieg gegen Migranten“. EU-Offizielle verlangten darauf von Deutschland eine größere Anzahl von Asylsuchenden zu akzeptieren, aber Deutschland ist immer weniger bereit, neue Flüchtlinge aufzunehmen.
Die ungarische Mythologie unterteilt die Welt in drei Bereiche: die „Oberwelt“ (Felső világ), in der die Götter leben, die politische, zentrale oder irdische Welt (Középső világ), in der wir leben und die „Unterwelt“ (Alsó világ), die eine perfekte Spiegelung der „Mittelwelt“ bzw. irdischen Welt ist. Nach bestimmten Theorien war diese Ansicht auch üblich in früheren Bevölkerungsgruppen aus der Türkei, dem Ural und der Mongolei, sowie ähnlich vorzufinden bei nomadischen Bevölkerungsgruppen auf der ganzen Welt.
Ausstellungsinstallation
Der Besucher im Spor Klübü „steigt“ in die „Unterwelt“: Im Raum sind vier Iglu-Zelte kopfüber an der Decke installiert. Ein bedrückendes Szenario, das auf die Situation der EinwanderInnen in die EU verweist. Oravecz hat den Ausstellungsraum in ein imaginäres Stadtquartier mit Ausblick auf eine visionäre Stadtlandschaft - eine kopfüber an die Wand gemalte Silhouette von Stadtgebäuden - verwandelt. Eine übergroße EU-Flagge deckt den gesamten Boden des Ausstellungsraums ab und fordert zum Betreten auf.
Die kreisförmige Anordnung der Sterne - der Kreis an sich - steht symbolhaft für eine radikale Kraft, für die Unmöglichkeit, einer bestimmten politischen, wirtschaftlichen und sozialen Situation zu entfliehen. Die „Hinterland-Situation“ - die Stadtsilhouette - hält die Personen in dieser mit Fakten angehäuften Umgebung gefangen und macht sie zu wehrlosen Opfern.
Timea Anita Oravecz
(http://berlininterviews.com/?p=1112)
Seit über 15 Jahren hat Timea Anita Oravecz, gebürtige Ungarin, in verschiedenen europäischen Ländern gelebt. Gegenüber dem, was sie im sozialistischen Regime in Ungarn während ihrer Kindheit erlebt hat, zeigt sie sich begeistert von den kulturellen und sozialen Ansätzen in westeurpäischen Ländern. Mit den Erfahrungen, die sie als Migrantin macht, entwickelt sie ein starkes Interesse an den Beziehungen zwischen Integration, Herkunftskultur und persönlicher Indentität.
In Bezug auf alltägliche sozio-kulturelle Hintergründe in Stadträumen mit dem Thema
Migration realisiert sie von 2008-2010 das Projekt „Kiezhaus Container“ mit MigrantInnen in Berlin-Marzahn, um deren Situation mehr Sichtbarkeit zu verleihen. In dem Container-Treffpunkt organisiert sie Workshops, macht Performances, Installationen, Foto- und Videoprojekte.
In ihrem letzten Projekt arbeitet sie zusammen mit einer Berliner Aussiedler-Gemeinde von „Russlanddeutschen“ - Deutschen aus Russland. Sie waren Opfer der ethnischen Säuberungen während Stalin's Terror und dem Kommunismus. Ihnen wurde verboten, ihre Sprache auszuüben. Sie lehrt den Kindern der Aussiedler die alten Gesänge, die bei ihren Eltern in Vergessenheit geraten sind. In einer Zweikanal-Videoinstallation stellt sie die Gesänge, vorgetragen von einem Kinder- und einem Erwachsenenchor, sowie Interviews mit den Frauen und Aufnahmen von der Arbeit mit den Kindern gegenüber.
Ende
Manfred Kirschner
28.02.-08.03.2014
Eröffnung: Freitag, 28.02.2014, 19.00 Uhr
geöffnet: Sa., 01.03. und So., 02.03., 14-17 Uhr,
sowie vom 03.03. bis 08.03. nach tel. Vereinbarung
mANFRED kIRSCHNER - eNDE
Das Werk von Manfred Kirschner ist medial vielfältig und wechselhaft. Es umfasst Zeichnung, Performance, Video, Malerei und Objekt. In dem Unternehmen, sich der Freiheit der Künstlerrolle zu nähern, sympathisiert es am ehesten mit den Auffassungen des Neostrukturalismus.
In der Ausstellung „Ende“ bezieht sich Kirschner ästhetisch auf Endtitel im Film und setzt deren erzählerische Struktur frei. Die Einblendung des Filmendes ist Grenzzeichen der Sphären, das Reale drängt zurück. Über die Codierung ruft das Filmbild den Betrachter aus dem imaginären Reich zurück in sein Leben. Kirschner verarbeitet dazu Einkaufstaschen, Abbildungen aus Merian-Heften sowie auf der Straße gefundene Malereien in seiner sehr eigenen „Allover-Collage-Technik“.
Im Wald hinter seinem Elternhaus hat Kirschner gemeinsam mit einer Freundin eine Videoarbeit für die Ausstellung realisiert, die ein Filmende spielt. Der Film als Zitate-Collage wirkt schräg und doch seltsam gewohnt. Es wird deutlich, dass wir das Universelle durch ständige Wiederholung und Zitat erst kreieren.
Text: Gloria Regensburg
Dark Star
Monika Goetz
29.11. – 07.12.2013
Eröffnung: Freitag, 29.11.2013, 19.00 Uhr
geöffnet: Sa., 30.11. und So., 01.12., 14-17 Uhr
sowie vom 02.12. bis 07.12. nach tel. Vereinbarung
Seit mehreren Jahren setzt sich Monika Goetz in ihren Installationen direkt mit der Raumarchitektur und der Abwesenheit von Licht auseinander. Durch gezielte Eingriffe werden neue Wahrnehmungswelten geschaffen. In ihrer Ausstellung im Spor Klübü konzentriert sich Monika Goetz auf die beiden gegenüberliegenden Seitenwände. In zwei wandfüllenden Installationen stehen sich dunkel glitzerndes Schleifpapier und ein aus den Schmauchspuren abgebrannter Wunderkerzen entstandener Stern gegenüber. Die Rauhheit des schwarzen Schleifpapiers (40-Körnung) läßt die BetrachterInnen einerseits Abstand wahren, gleichzeitig entwickeln die kleinen funkelnden Steinchen aber auch eine starke Anziehungskraft.
Dem gegenüber erstrahlt ein schwarzer Stern. Einige hundert Wunderkerzen werden beim Abbrennen direkt an die Wand gedrückt, ihre Glut und die seitlich sprühenden Eisenpulverfunken hinterlassen somit sichtbare Brandmarkierung auf der Wand. Diese wiederum ergeben eine eingebrannte Wandzeichnung, deren feine Linien sich über die gesamte Wand ausdehnen. Steht man in der Mitte des Raumes -zwischen beiden Arbeiten- so scheint man die Energie der dunklen Materien spüren zu können.
Observer
Von der bevorstehenden Veränderung
222. Konsultativkonferenz der Philosophischen Bauern
25.10.-01.11.2013
Eröffnung: Freitag, 25.10.2013, 19.00 Uhr
geöffnet:
Sa., 26.10. und So., 27.10., 14-17 Uhr,
sowie vom 28.10. bis 31.10. nach tel. Vereinbarung
Schlussveranstaltung: Freitag, 01.11.2013, 19.00 Uhr
Auszug aus dem Grußwort von Johann Andreas Naumann, Konferenzpräsident und Gründer der Philosophischen Bauern: „Als langjähriger Konferenzpräsident erfüllt es mich mit großer Freude, Sie in diesem Jahr zur 222. Konsultativkonferenz der Philosophischen Bauern begrüßen zu können. Und ich bin stolz, dass in diesem Jahr namhafte Organisationen teilnehmen, die sich um die Beobachtung der Veränderung in vielfacher Weise verdient gemacht haben:
Amt für Apokalyptische Aufklärung (Patmos, Griechenland),
Ethno-Maieutik & Reduce Ltd. (Peacock Island, Berlin, Deutschland),
The Waldron Institute (Buffalo, NY, USA),
und – natürlich – Die Philosophischen Bauern (Köthen & Berlin, Deutschland).
Wir werden uns in den kommenden acht Tagen gemeinsam mit den hochkarätigen Experten der Frage widmen, wie wir mit den Techniken der Beobachtung der bevorstehenden Veränderung auf die Spur kommen können. Und Sie können gewiss sein: Die Beiträge in den acht Sektionen werden Sie in Ihren Grundfesten erschüttern.“
www.philosophische-bauern.de
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Sonya Schönberger
Christof Zwiener
Eröffnung: 27.09.2013, 19.00 Uhr
Laufzeit: 27.09. bis 05.10.2013
Öffnungszeiten: Sa., 28.09. + So., 29.09., 14-17 Uhr
sowie 30.09.-05.10. nach tel. Vereinbarung
Viel wurde über die Auswirkungen der Wende und die enormen Transformationsprozesse für Neubundesbürger seit der Wiedevereinigung geschrieben. In ihrer neuen gemeinsamen Ausstellung im Spor Klübü widmen sich Sonya Schönberger und Christof Zwiener diesem Thema auf skulpturale und installative Weise. Gebrauchs- und Alltagsgegenstände oder Symbolträger, die zu DDR-Zeiten auf Grund ihres besonderen Designs und der Vermittlung von politischer Ideologie bedeutsam waren, haben nach der Wende in vielen Fällen ihren Wert und ihre Bedeutung verloren. Die Menschen im Osten Deutschlands haben sich zum größten Teil direkt von Gegenständen und der Symbolik, die sie mit ihrer Vergangenheit verbunden haben getrennt, und maßen diesen im Vergleich zu allem, was aus dem Westen kam, keine Bedeutung mehr zu. Der Wille zum Neuanfang und das schnelle Verdrängen der Vergangenheit als Ausdruck deutscher Mentalität steht in der Ausstellung von Schönberger und Zwiener im Focus. Das spontane und oft unbedachte Niedereißen, Abtragen oder Zerstören von Geschichte und der Erinnerungen an die DDR steht das Bestreben des Verstehens und Begreifens durch Aussenstehende und die nachfolgenden Generationen entgegen.
Sonya Schönberger (*1975) begab sich für ihr Langzeitprojekt "nix zu reißen und zu beißen" auf eine höchst intime Spurensuche. Für die Recherchearbeit mit deutschen Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs in Deutschland und in den USA führte sie über 60 Gespräche im privaten Rahmen. Sonya Schönberger möchte die Auswirkungen der Traumata einer ganzen Nation auf die nachfolgenden Generationen untersuchen. Gerade in den persönlichen Gesprächen erfährt sie von einem spezifischen Charakter dieser Kriegsgeneration. Verdrängen, schweigen, weitermachen sind kollektiver Ausdruck einer Täternation, die auch gleichzeitig Opfer war. Mit dieser Arbeit thematisiert sie die individuelle Erinnerungs- und Bewältigungskultur persönlicher sowie gesellschaftlicher Historie.
www.sonyaschoenberger.de
Christof Zwiener (*1972) hinterfragt in seinen Arbeiten die kollektiven und subjektiven Wahrnehmungen historischer Spuren im öffentlichen Raum. Seit 2011 recherchiert und dokumentiert er zur speziellen Thematik des DDR-Fahnenmasts in Ost- Berlin, welcher ein wichtiger Träger der allgegenwärtigen und massiven Staatssymbolik war. Hierbei entstand eine höchst eigene Art der Topografie. Ähnlich einer Stecknadel, die Orte auf einer Karte markiert, vermessen diese letzten Relikte der DDR-Staatsmacht subtil den Raum und folglich die Geschichte. Mit der Fotoserie Twenty Years Of Solitude (2011-2013) dokumentierte Zwiener Fahnenmasten an 250 Orten in ganz Ost-Berlin, die seit dem Ende der DDR ungenutzt im öffentlichem Raum als stille Monumente verblieben sind. Des Weiteren setzt er mit seinem aktuellen Projekt ADN Pförtnerhaus einem weiteren Überbleibsel, dem DDR Pförtnerhaus, ein Denkmal.
www.christofzwiener.de, www.adn-pfoertnerhaus.de
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"REMIX - 10 years in the mix"
Jubiläumsausstellung zu 10 Jahre Spor Klübü
Eröffnung: Freitag, 30.08.2013, 18.00 Uhr
Laufzeit: 30.08.-22.09.2013
geöffnet am 31.08. und 01.09., 14.00-17.00 Uhr
sowie vom 02.09.-21.09. nach tel. Vereinbarung (0179-8593744)
Finissage/Künstlergespräch mit Richard Schütz: Sonntag, 22.09.2013, 15.00 Uhr
KünstlerInnen:
Michelle Alperin, Mika Andersen, Sheila Barcik, Jens Becker, Matthias Beckmann, BEWEGUNG NURR & Florian Göpfert, Cisca Bogman, Iwona Borkowska, Anna Bromley, Johannes Bünemann, BURQAMASCHINEN (Chris Dreier/Ursula Döbereiner/D. Holland-Moritz), Alexander Callsen, Elly Clarke, Davis Museum feat. Danger Museum (Miho Shimizu & Øyvind Renberg), Meike Dölp, Tiny Domingos, Knut Eckstein, Tatiana Echeverri Fernandez, Irena Eden/Stijn Lernout, Michael Fesca, Frederik Foert, Tom Früchtl, Anne Gathmann, Stella Geppert, Axel Gerber, April Gertler, Robert Gfader, Monika Goetz, Armin Häberle, Max Hattler, Patrick Jambon, Jakob Jensen, Uwe Jonas, Khan, Silke Koch, Julie Laignel, Simone Lanzenstiel, Julia Lazarus, Daniela Lehmann Carrasco, Christine Lemke, Simon Lindhardt, Adrian Lohmüller/Meghan Tomeo, LEO, Sabine Linse, Jens Christian Madsen, Gerhard Mantz, Al Masson, Matthias Mayer, Stefanie Mayer, Oliver Möst, Wolfgang Müller, Nabi Nara, Joe Neave, Susanne Neiß, Neozoon, Elva Olafsdottir, pattypalmtree, Kirsten Palz, Daniel Permanetter, Pfelder, Oliver Pietsch, Maria-Leena Räihälä, Anette Rose, Adrian Schiesser, Sonya Schönberger, Stefanie von Schroeter, Richard Schütz, Michael Schultze, Heidi Sill, Johanna Smiatek, Erik Smith, Anne Staszkiewicz, Melissa Steckbauer, Gabriele Stellbaum, Eva Seufert, Klaudia Stoll/Jacqueline Wachall, Jaro Straub, Vassiliea Stylianidou, Alex Tennigkeit/Stefan Kaminski, Eva Teppe, Thea Timm, Anke Völk, Linda Weiss, Maja Weyermann, Barbara Wille, Ina Wudtke, Sibylle Zeh, Michaela Zimmer, Oliver Zwink
Im August 2013 feiert Spor Klübü sein 10-jähriges Bestehen mit 100 beteiligten KünstlerInnen in der Gruppenausstellung "REMIX – 10 years in the mix". Die Ausstellung legt einen Schwerpunkt auf Video- und Audioarbeiten. Audio-Werke werden insbesondere analog über Kassette wiedergegeben, Videos über eine große Anzahl von Röhrenmonitoren. Daneben werden aber auch anderen Techniken wie Malerei und Skulptur im „Mix“ vorkommen. In der Geschichte von Spor Klübü standen Einzelpräsentationen im Fokus. Ausstellungen in Kooperation mit KuratorInnen wechselten sich ab mit großen Gruppenausstellungen - den sogenannten „Netzwerkausstellungen“, die den lebendigen Charakter der internationalen Berliner KünstlerInnenszene abbilden.
Das Ausstellungskonzept von „REMIX“ mit dem AV-Schwerpunkt bringt Arbeiten zum Vorschein, die zum Teil nie vorher gezeigt wurden, weil sich viele KünstlerInnen in den vergangenen Jahren auf andere Arbeitsbereiche festgelegt haben. Im zeitlichen Rückblick erscheint es, dass Anfang der 00er Jahre Video als noch recht offenes Medium im Trend lag und auch MalerInnen oder BildhauerInnen das Medium nutzten, um zu experimentieren. Meistens blieb es dann bei 1-2 Videorabeiten, die keinen wirklichen Eingang in das Gesamtwerk der KünstlerInnen fanden. Wer heute mit Video arbeitet, der tut es eher ausschließlich auf diesem Gebiet.
Audio war gegenüber Video eigentlich nie im Trend und füllt schon immer ein Nische aus. Zwar werden auch Soundinstallationen und Experimente mit Ton und Technik immer populärer, dann aber in Verbindung mit visuellen Reizen, wie eben bei einer Installation oder einer Performance. Audioarbeiten als rein hörbare Kunst findet man selten. Der Einsatz von alter, abgelöster Technik korrespondiert mit dem Experimentiertum der Arbeiten, die eine Art Zeitlosigkeit besitzen. Die technischen Erneuerungen der letzten Jahre, der immer schneller vorangepeitschte Verbrauchermarkt, getrieben von der Profitgier der großen Firmen, wird damit ad absurdum geführt.
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Heart of Hearts
Michelle Alperin
Eröffnung: Freitag, 31.05.2013, 19.00 Uhr
Laufzeit: 31.05. - 09.06.2013
Geöffnet: 01., 02., 08., 09.06, 14.00 bis 17.00 Uhr
sowie nach tel. Vereinbarung (0179-8593744)
Die in Berlin lebende amerikanische Künstlerin Michelle Alperin zeigt 3 neue Videoloops in ihrer Einzelausstellung bei Spor Klübü. Der Titel „Heart of Hearts“ ist im Englischen eine gebräuchliche Phrase. „In his his heart of hearts, he knew his wife was sleeping with his best friend, but he didn't want to think about it." Übersetzt: Im Innersten wußte er, dass seine Frau mit seinem besten Freund schlief, aber er wollte nicht darüber nachdenken. Oder: "My sister always argues with me, but in her heart of hearts, I know she loves me." Übersetzt: „Meine Schwester streitet immer mit mir, aber ich weiß, dass sie mich im Grunde ihres Herzens liebt“. Die Phrase wird häufig benutzt, um partielle Wahrheiten mit dem negativen Nebeneffekt der Selbsttäuschung auszudrücken - oder z.B. von Menschen, die die Wahrheit in zwischenmenschlichen Beziehungen am liebsten für sich alleine beanspruchen möchten. Dieser Versuch den Wahrheitsgehalt einer Situation oder eines Gefühles zu kennen, obwohl die Realität eigentlich eine andere ist, bzw. sein könnte, ist ein fortkehrendes Thema in den Arbeiten von Michelle Alperin.
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The Author as Consumer
Michael Schultze zeigt Michael Alfred Laurent
Eröffnung: Freitag, 03.05.2013, 19.00 Uhr
Laufzeit: 03.05. - 11.05.2013
Geöffnet: Sa., 04.05. + So., 05.05, 14.00 bis 17.00 Uhr
sowie nach tel. Vereinbarung (0179-8593744)
Michael Schultze im Gespräch mit/in conversation with Michael Alfred Laurent
So can you tell me a bit more about the show?
Well, the show has got two different parts, and it works on two different levels. The first part is a reflection on Michael Ashers death. Basically it is a simple and direct response to his death, being puzzled by the reactions to it. At one time I wanted to call the show „Michael Ashers Ashes“, but this title seemed too bland, to sarcastic. So this meditation on Ashers ashes is one part. The other part consists of these very personal works, it is like a collage of all this baggage I was carrying around the last years. Hopefully Michael Asher can take a bit of this burden from my back (laughs).
So talking about the show, trying to explain the show, to be honest - I can’t read one more press release. I’ve read too much of them- in fact I think I am reading nothing else than press releases. One is bombarded with this utterly crap. It is truly annoying, it produces a silly contemporary state of mind, one is sucked in a second hand downgrade of ... In fact reading press releases ruins everything, your live your perception, your believes. I can’ tell you how all this bores me to death.
So can you tell me then more about this idea of the „The Author as Consumer“ which gave the show its title?
Well, I think the huge success of the ready-made and all the following movements dealing with it, may it be Pop, may it be conceptualism and this following mess we now call conceptual art, has got to do with the fact that the concept of the ready-made is geared so much around the idea of getting rid of the decision - this most dreadful experience in an artistic process where you have to decide: Ok, this is it! But that means giving up so many things, giving up a complete fantastic world of possibilities of the other etc. So what the ready made, and especially the conceptualistic use of it from the 60s onwards, suggested is that there is a nice and easy consumeristic way of getting rid with the pain of being an artist: hey, why not just take whatever’s out there, spice it with a bit of Wittgenstein and salt it with a murmuring hermeneutic crypticity, and voilá: nothing decided, everything „works“. So in this consumerist world the only thing left for the artist is to go shopping. You now might add, well, this is true for one single string of art, the Duchampian route if you like, but there is more to it: this whole nice and well done stuff you see on say Contemporary Art Daily now: it is all like going to the candy store, perfectly well made refined sloppy things which cry out: Art! Strange and odd, naive, hyper-perfect, whatever. Ahh, it bores me to death…
See, we talk, and we could talk about truly interesting things, about freedom, about love, if this would be possible, to talk about love, which I came to think is impossible, well anyway, the world is rich, I think the baroque did got that right at least, they saw this world as a folded one where the different and opposing things -love, freedom, belief etc. might come together in a weird spatial fold certain practices like art could provide. But also meditation, activities like … well...
So could you emphasize this point of consumption and the corresponding role of the artist in contemporary culture?
Photography is the most evil consumption possible, it eats the world. But I can’t let go of it. It’s a shame. It’s both a ready-made and a produced thing, which makes it even more evil. its the devils gift to the modern world. it killed all things beautiful…
….
But it doesn’t stop here, you see - we are so used to his idea of plurality - and art was always in a way opposed to this idea, it dealt with the one thing, that one sublime object transcendents everything. Now plurality and the need to choose are the main obsessions in contemporary society, one might call it the core of our attempt to seek transcendence in choice - and consumerism is only nothing else then the easy way out of this trap.
This is where the problem of decision comes into play. It is no wonder that Kant wrote his „Critique of Judgement“ at the dawn of the French revolution, which was in fact a bourgeois revolution, and started what later would have become modernism. I am now interested in the other end of this game, and that is doubt, Doubt with a capital D. The ready-made idea of the choice ends in a fatal and greedy consumption and Doubt is an inevitable side-effect of this. You can overcome this metaphysical doubt while shopping or with pressing the shutter of a camera. 1/125 th of a second of decisive relief in our world lacking of final solutions.
But to come back to the show: My work is undergoing a massive change at the moment – in the past I very much trusted in a certain evidence like in nostalgia, in a poetry of the evidence if you like. This left me, I am recently much more interested in structures of mediation, in that strange wish to exhibit. Which is something you can for one part explain with a little narcistic disorder. But this is not all. There must be a very fundamental drive to „show“, to exhibit, which is just partly related to narcisism. You want to show, you want to be different and at the same time you relate to a certain discourse which might be „in the air“ or is something you discuss amongst your peers. I am at the moment extremely interested in this „in the air“ moment, morphogenetic field theories, the „Zeitgeist“ if you wish. This is of course something nobody really considers a serious discourse, but it is the one glue which holds the art-world together. This je ne sais quoi of „that is hot“ whereas other practises are not. So the question was: can one build a series of works solely on these assumptions of weird bar-talk, of a flavour in the air mixed with gossip? The core of this is actually a quest for the essence of the „Now“. So I try to be a medium of sorts, where I try to channel the „Now“ through my spirit into the works. The works on the other hand have still got a certain oldfashionedness built in, something which I can’t help because this might be the opposite program of Sigmar Polkes „Höhere Wesen befahlen“ (laughs).
So you say you criticize the „Zeitgeist“, this contemporariness as important value in the artworld?
No not at all, there is no critique involved, which is really hard. We learned from so early on - not just in artschool but much earlier, it might be the earlyest programming we underwent - that we have to be critical. In fact this is precisely the neoliberal state of mind: you have to be critical to fulfil your role as a member of late-capitalist society - you have to learn principles of judgement to be a consumer, it is your task to be judgemental because you deal with so much questions of choice: between 100 sorts of tomato sauce, mobile phones, toilet paper etc. you have to make the right decision. Same goes for culture, your choice of lifestyle etc… this very much relates to what we discussed earlier, this immanent duty to choose. So the ready-made is a wonderful symptom of this, a consumerist solution, which is does in fact complicate things.
One could be polemic and claim that the whole so called „critical practice” is in fact grounded on this paradox: to quote a famous critic: “nobody wants to be creative anymore”. The paradigm of being creative, once the core quality of an artist, has become highly suspicious. As an artist nowadays you have to be critical. But that leaves one thing completely unrecognised: that we all are highly critical subjects already and that there is this weird virtual commodity of criticality which is a highly sought after good and is being traded in society overall because it became the basis of our lives. So what I try to do at the moment is to just leave criticality behind, and search for a transcendence between failure and doubt.
Transcript of an interview with Michael Alfred Laurent by Michael Schultze, Berlin, April 2013
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talk
Al Masson (DK), Stefanie von Schroeter (DE), Roland Wegerer (AT), Stefanie Mayer (DE)
23.02. - 01.03.2013
Eröffnung: Freitag, 22.02.2013, 19.00 Uhr
Die Berliner Künstlerin Stefanie Mayer hat drei künstlerische Positionen eingeladen mit ihr gemeinsam im Spor Klübü auszustellen, intuitiv sind die Künstler und Werke kombiniert. Talk, „Sprich!“ oder Gespräch, lautet der Titel der Ausstellung. Wie angeregt sich die verschiedenen Werke unterhalten, kann man in der Ausstellung sehen und hören. Auch das Zwiegespräch mit jedem einzelnen gezeigten Werk funktioniert, es antwortet tatsächlich. Ein Film, Plastiken, Objekte, eine Wandarbeit aus Zeichnungen und Collagen und ein Gemälde sind zu sehen. Gemeinsam ist den Arbeiten die Umnutzung gefundener Gegenstände, der Destruktion und Konstruktion und der Anschein des Leichten, fast einer sommerlichen Atmosphäre, die in Spannung steht mit einer eigenartigen Schwere.
Obwohl sie zerstört sind, strahlen Stefanie von Schroeters Schirm-Objekte etwas Frisches, Lebendiges aus,unterstützt von der Bewegung im Raum und dem Betrachter. Durch die Schirme hindurch strahlt das Gemälde Super Loop 7 in Orange, Gelb, Violett, Silber. Die Linien wirken gebremst, abgebrochen, aber dennoch ergeben sie flüssige Ornamente, die sich durch die Ebenen des Bildes schlängeln.
Al Masson mischt komplexe Zeichnungen, Ausgeschnittenes, Cut-Outs, menschliche und tierische Figuren mit reduzierten Cartoons. „It stops here“, gibt eine Person vor und weist nach unten, auf ein offenes Gebilde. Was stoppt? Die Zeichnung, die unvollendet bleibt (ein symbolisch aufgeladener Weg oder Baum), oder die Arbeit an der Wandarbeit oder die Gedanken des Betrachters, die an dieser Stelle einhaken? Wie obsessiv Al Masson Wände ausstatten kann, in denen die Zeichnungen den gesamten Raum ausfüllen, hat ihren Vorlauf z.B. in der Arbeit Ideal Atelier. Es ist fast keine weiße Fläche mehr ersichtlich, immer mehr Ideen, Fragen, „Talks“ erobern sich ihren Platz und schmälern die restliche Fläche.
Roland Wegerer hat speziell für die Ausstellung eine Videoperformance konzipiert. Der Mund steht im Mittelpunkt seiner Arbeit Mouth Adjustment. Was kann man alles mit dem Mund anstellen? Sprechen, essen, trinken, spucken, ein- und ausatmen, küssen, liebkosen, beißen etc. Mehl, Kerze, Seifenlauge dienen als Experimentiermedien.
Spender heißt eine der Arbeiten von Stefanie Mayer. Wie so oft gibt die Künstlerin ihren Skulpturen aus Gips und weiteren Materialien einen poetischen, manchmal vieldeutigen Titel. Ist das Gebilde ein Wasser- oder Samen- oder Organspender? Eine Auflösung ist nicht intendiert, eher das Spiel mit den Assoziationen des Betrachters. Es könnte sich auch um eine Figur mit einer besonders aufgetürmten Haarpracht handeln. Kleiner Soldat ist gar nicht so klein. Er steht uns auf Augenhöhe gegenüber auf einem Sockel und blickt aus einem zerklüfteten Gesicht in die Welt. Die Jute, die um das Holz des Sockels gelegt ist, könnte ihn wärmen oder als Verpackungsmaterial dienen, das um die Transport- oder sargähnliche Kiste, den Holzsockel, gelegt wird.
So verschieden die Werke auch sind, in der in talk versammelten Auswahl spürt man etwas von der Versehrtheit, die mit Würde und einer gelassenen Selbstverständlichkeit präsentiert wird.
Text: Julia Wirxel
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SUBVERSION & ABGRUND
Eine Ausstellung der Künstlergruppe BEWEGUNG NURR (Alekos Hofstetter/Christian Steuer/Florian Göpfert) mit Werk- und Materialbeiträgen von:
Boris Abel, Michelle Alperin, bankleer, Rainer Bellenbaum, Tina Born, Lukas Feireiss, Peter Funken & Andreas A. Koch, Jörn Gerstenberg, Frauke Hehl, R. J. Kirsch, Andreas Koch (mit Andreas Schimanski und Angelika Middendorf), Ins A Kromminga, Käthe Kruse, Esther Horn, Joe Neave, Jens Meinrenken, Robert Sokol, Sabeth Buchmann, Tanja Vonseelen, Christine Weber und Daniel H. Wild
Eröffnung/Opening: Freitag, 25.01.2013, 19.00 Uhr
Laufzeit: 26.01.-02.02.2013
Geöffnet am 26.01. und 27.01. von 14.00 bis 17.00 Uhr
sowie vom 28.01. bis 02.02. nach telefonischer Vereinbarung (0179-8593744)
Programm: Samstag, 02.02.2013
19.00 Uhr: Podiumsdiskussion zum Thema "Subversion und Kunst"
TeilnehmerInnen: Julia Lazarus, Kerstin Karge, Jens Meinrenken, Andreas Koch, Moderation: Peter Funken
21.00 Uhr: Live-Performance "BURQADIZCOMASCHINE"
Chris Dreier, D. Holland-Moritz, Ursula Döbereiner feat. Dancemaschines (Dreier/McLovla)
http://vimeo.com/burqamaschinen
Es gibt im heutigen System keine echte Subversion. Im Gegenteil: jegliche Form der Subversion wird vereinnahmt (neudeutsch: kooptiert) und ihrer Kraft enthebelt. Dies gilt insbesondere für die Ansprüche der Kunst. Daß man deshalb durch Unterwanderung nur bestätigt, ist daher völlig klar und keine besonders hilfreiche Beobachtung. Subversion ist dementsprechend kein positiver Begriff oder eine effektive Gegenbewegung, sondern eine naive und illusorische Erwartungshaltung, die wenig bewirken kann.
Ein interessanter Lösungsansatz für diese Unwirksamkeit von Subversion liegt daher in ihrem Gegenteil, nämlich in der Affirmation. Kann man ein System dadurch unterwandern, in dem man es völlig bestätigt? Ist die wahre Subversion nicht diejenige, die ein System ausdrücklich aufrecht erhält und es konsequent auf seine Spitze treibt? Es daher "aufhebt" im doppelten Sinne? Diese Überlegung gibt dem Prinzip Subversion eine ironische Utopie zurück: nur durch eine vollendete Bestätigung kann das System seiner Macht beraubt werden, obschon auch diese Umkehrung genauso naiv wie der Glaube an eine subversive Kraft ist. Und dennoch persifliert dieser Glaube die Hoffnung auf eine Unterwanderung und gibt dadurch dem affirmativen Handeln im System eine Bedeutung zurück, die der Dekonstruktivismus uns ja allenthalben versprochen hatte, während er gleichzeitig auf einen alten Denkansatz im dialektischen Materialismus zurückgreift. (Wir warten allerdings immer noch auf die Erlösung.)
Wir sind also nach wie vor mit der Frage beschäftigt, was im Wirklichen den Platz für das Mögliche freihält. Es ist ein bekanntes Problem. Genauso könnte ja ein Spießer behaupten, er unterwandere den Kapitalismus von innen heraus, indem er subversiv Porsche fährt. Diese Eckpunkte weisen auf das hin, was die BEWEGUNG NURR uns ausrichten möchte: es sei Aberglaube, daß auch diejenigen, die es sich im System gemütlich gemacht haben, zu seinem Untergang beitragen werden.
Text: Daniel H. Wild, 2013
http://www.nurr.net/
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ARBEITSTITEL
Zora Jankovich, Charlotte Duale, Juri Kußmaul, Zoe Kahlert, Evgenia Osimova, Jihye Hong, Stijn Lernout
Eröffnung: Freitag, 18.01.2013, 19.00 Uhr_One Night Show
Heuristik bezeichnet die Kunst, mit begrenztem Wissen und wenig Zeit zu guten Lösungen zu finden. Es bezeichnet ein analytisches Vorgehen, bei dem mit begrenztem Wissen über ein System mit Hilfe von Mutmaßungen Schlussfolgerungen über das System getroffen werden. Die damit gefolgerten Aussagen können von den optimalen Lösungen abweichen. Aus dem Diskurs um Skulpturale Rhetorik entwickelt, stellt die Präsentation der „gestalteten Masse“ in Form verschiedener Skulpturen und Objekte diese erneut zur Diskussion. Zu einem Ensemble verdichtet bildet sich eine Akkumulation unterschiedlicher Materialien und Volumina welche für sich stehend, ihre Präsenz nicht unbegrenzt entfalten können. Die Ausstellung entsteht anläßlich eines von Stijn Lernout an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee geleiteten Seminars.
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PARADE OF PROGRESS - PART I
Katharina Albers, Dina Bashir, Johannes Bünemann, Ole Brolin, Marek Cihal, Christina Dumont, Leon Eisermann, Lonny Fechner, Joana Maloup Mendez Flascha, Okka Hungrbühler, Tom Doughboy, Johannes Klever, Anne-Sophie Kneer, Cindy Korne, Georg Krause, Eun-Hee Lee, Merav Leibküchler, Paula Maak, Zoe Miller, Ayaka Nakamura, Kerstin Podbiel, Luisa Pohlmann, Cyryl Polaczek, Mary Ramirez, Esther Sibiude, Robert Stieghorst, Milena Thun, Linda Werner, Phillip Zaiser, Thomas Zipp
Eröffnung: Freitag, 14.12.2013, 19.00 Uhr_One Night Show
Die UdK-Klasse von Professor Thomas Zipp zeigt Arbeiten der letzten zwei Jahre und startet hiermit eine Serie von Ausstellungen, die den Arbeits- und Entwicklungsprozess der Klasse demonstriert. Eine Installation teilt den Ausstellungsraum in ein Aufnahmestudio und in einen Zuschauerraum. Die Trennwand zwischen den beiden Räumen hat eine zweifache Funktion. Sie ist sowohl provisorische Sichtblende zum Studio als auch Projektionsfläche für die Live-Übertragung aus dem Studio in den Zuschauerraum. An der Rückseite des Zuschauerraums gegenüber der Projektion hängen in einer Art Matrix aktuelle Arbeiten der StudentInnen der Klasse. Sie werden dort abgehängt und ins Studio gebracht, um in einer moderierten Situation und u.a. in Anwesenheit der KünstlerInnen besprochen zu werden. Im kleinen Studioraum befindet sich außerdem eine kleine Tribüne für weitere ZuschauerInnen.
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„Cocaine – blows my brain..“
One Night Show
30.11.2012, 20.00 Uhr
with:
Jan Adriaans, Sonja Alhäuser, Mika Andersen, Robert Barta, Matthias Beckmann, BEWEGUNG NURR/Robert Sokol, Pedro Boese, Manuel Bonik, Mark Brogan, Saskia Breitenreicher, Anna Bromley, Johannes Bünemann, Alexander Callsen, Jérôme Chazeix, Cedric le Corf, Anke Dezius, Maurice Doherty, Tiny Domingos, Tatiana Echeverri Fernandez, Irena Eden/Stijn Lernout, Anneke Eussen, Michael Fesca, Frederik Foert, Tom Früchtl, Anne Gathmann, Stella Geppert, Axel Gerber, Ingo Gerken, April Gertler, Robert Gfader, Zoe Giabouldaki, Massoud Graf-Hachempour, Armin Häberle, Andrea Hartinger, Max Hattler, Vanessa Henn, Stephan Homann, Hervé Humbert, Sarrita Hunn, Henrik Jacob, Hubi W. Jäger, Patrick Jambon, Jakob Jensen, Uwe Jonas, Stefan Kaminski, Silke Koch, Susanne Kohler, Marlena Kudlicka, Simone Lanzenstiel, Julia Lazarus, LEO, Simon Lindhardt, Sabine Linse, Clement Loisel, Melissa Longenecker, Jens Christian Madsen, Gerhard Mantz, Matthias Mayer, Elva Olafsdottir, Marie-José Ourtilane, Kirsten Palz, pattypalmtree, Daniel Permanetter, Pablo Perra, Oliver Pietsch, Maria Leena Räihälä, Øyvind Renberg, Ioannis Savvidis, Gerda Scheepers, Adrian Schiesser, Mira Schnedler, Sonya Schönberger, Stefanie von Schroeter, Richard Schütz, Michael Schultze, Bernadette Schwelm, Anja Schwörer, Eva Seufert, Heiko Sievers, Heidi Sill, Johanna Smiatek, Erik Smith, Melissa Steckbauer, Gabriele Stellbaum, Madeline Stillwell, Klaudia Stoll, Jozefa Storp, Jaro Straub, Kirstine Strømberg, Vassiliea Stylianidou, Max Sudhues, Susa Templin, Alex Tennigkeit, Lina Theodorou, Eva Teppe, Thea Timm, Peter Torp, Julien Villaret, Jacqueline Wachall, Julius Weiland, Linda Weiss, Michael Witte, Gloria Zein, Sibylle Zeh, Michaela Zimmer, Christof Zwiener, Oliver Zwink
Off, out and away. Ob Opium in der Wüste Thar, Gras auf Koh Tao, Crack im Park in Harlem, LSD auf dem Open-Air, Speed und Kokain im Discokeller und Ecstasy in der WG – überall ging was in den Endachtzigern. „No Future“ war eine (alte) Sache, alles mal ausprobieren ein andere. Denn das brachte auch tüchig Spaß – Abgehobenheit inklusive. Die Distanz half, sich den Weg zu bahnen und sich zu positionieren. Fraglich war nur: Wie sich integrieren? Nach mehreren Zitaten aus den 1980er Jahren aus Film, Musik, Literatur, Kunst und Politik in den vergangenen Gruppenausstellungen hebt das diesjährige Zitat auf die Szene ab. Drogen spielten eine immens wichtige Rolle in den Achtzigern. Wie wichtig sind Drogen für das Schaffenswerk von KünstlerInnen? Sind sie evtl. nur störend und lenken ab? Oder sind sie der Antrieb?
Off, out and away. Whether opium in the Thar Desert, weed on Koh Tao, crack in a park in Harlem, LSD on an Open-Air, speed and cocaine in a club and ecstasy with the housemates – end of the Nineteen Eighties, drugs were everywhere. „No Future“ was one (old) thing, test everything another. 'Cause it made fun – elevatedness inclusive. The distance helped to pave the way and to position oneself. But one question remained: How to integrate oneself? After several quotes from the Nineteen Eighties over film, music, literature, art and politics in the past group shows the actual quote refers to the drug scene. Drugs played a prominent role in the Eighties. How important are drugs for the body of work of an artist? Are they only annoying and distracting? Or are they the impetus?
FAULT LINES
Jaro Straub
Eröffnung: Freitag, 26.10.2012, 19.00 Uhr
26.10.-03.11.2012
In zweifacher Hinsicht trifft der Ausstellungstitel auf die neuesten Arbeiten von Jaro Straub. „Fault Lines“ (dt.: Verwerfungslinien) stammen aus der Geologie und beschreiben Bruchstellen im Erdgestein, die über Distanzen bis zu hundert Kilometer zwei Krustenteile gegeneinander versetzen können. In der Regel enstehen sie durch Erdbeben. „Fault Line“ ist auch ein Titel der bekannten Hard-Rock-Band „Deep Purple“ und befindet sich auf dem dritten Album „Deep Purple“ von 1969. Brüche, Risse, Störungen - all das findet man in den neuen Collagen von Jaro Straub, für die er aufgeklappte Schallplattencover mit ausgeschnittenen Zeitungsfotos und farbiger Tusche überarbeitet. Es scheint, als durchdringe die laute Musik wie ein Erdbeben die alten Cover, zerstöre deren grafische Ordnung und materialisiere sich als neues grafisches Verwerfungssystem. Laute Orte mit Aufbau- und Zerstörungskraft sind Baustellen. Ein Berg voll Bauschutt, gepresst im Container oder als schlichter Haufen, ergibt ein Bild - eine Collage - wie zufällig auf der Baustelle entstanden. Straub steigt hier mit einer weiteren Rückkopplung ein. Er arrangiert den Originalschutt seiner Baustelle für Spor Klübü als Installation neu und konfrontiert ihn mit seinen Collagen, die in diesem Zusammenhang an Bauschilder erinnern.
"THE GLORIOUS SPACE INVASION"
Robert Gfader
Malerei, Installation, Film
Eröffnung: Freitag, 28.09.2012, 19.00 Uhr
Laufzeit: 29.09.-06.10.2012
Geöffnet am 29.09. und 30.09. von 14.00 bis 17.00 Uhr
sowie vom 01.10. bis 06.10. nach telefonischer Vereinbarung (Tel.: 0179-8593744)
Der in Berlin lebende österreichische Künstler Robert Gfader setzt in seiner Ausstellung „The glorious space invasion“ vier Lichtpunkte, die das Übereinanderlagern von Malerei, Skulptur und Film in einer raumgreifenden Installation zum Inhalt haben. Basis dieser Verflechtung ist Robert Gfader's vielschichtige Malerei. Die durch Lichtprojektoren erzeugten Lichtpunkte ziehen den Betrachter in die Tiefe. Bild- und Oberflächen von Malerei und Skulptur lösen sich auf in bewegte und durchwandelbare Räume. Sie schaffen den Bezug zum vierten Lichtpunkt, einem abgefilmten 16mm-Film. Auf den einzelnen Frames, dem Rohmaterial des Films, hat Gfader sich ständig wiederholend einen Kreis in einem Rechteck gezeichnet. Das sich selbst zersetzende Material löst auch den enstehenden Bildraum auf. Robert Gfader's Installation öffnet einen geheimen Eingang in eine Art Unterwelt der Bilder wie in eine Tropfsteinhöhle. Alles Sichtbare verschmilzt. Das „Erhellte“ ist ebenso ins Licht gerückt wie die Lichterzeuger – die Projektoren – selbst.
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„gawPNG“
Sven-Ole Frahm, Gerhard Mantz, Stefanie Mayer, Julia Rüther, Michaela Zimmer
Malerei, Skulptur, Animation
Eröffnung: Freitag, 31.08.2012, 19.00 Uhr
Laufzeit: 01. - 07.09.2012
Geöffnet am Samstag, den 01.09. und Sonntag, den 02.09. von 14.00 bis 17.00 Uhr
sowie vom 03.09. bis 07.09. nach telefonischer Vereinbarung (Tel.: 0179-8593744)
Der Titel „gawPNG“ ist eine Wortcollage und verweist auf das englische Wort „gawping“ (dt.: schaulustig) sowie auf die Abkürzung „PNG“. „PNG“ („Portable Network Graphics") ist ein empfohlenes Format für verlustfreie Komprimierung von Bildern.
Die Ausstellung bringt 3 Künstlerinnen und 2 Künstler zusammen, die sich in den Bereichen Malerei, Skulptur und Animation mit der Fragestellung der Komprimierung beschäftigen. Wieviel Inhalt und Energie lassen sich in einem abstrakten Werk komprimieren?
Julia Rüther verfügt über einen breiten Kanon von Farbtiefen. Vom Gegenstand ausgehend verdichtet sie in zahlreichen Schichten ihre Vorlagen oder deren Attribute mal zu einer temporeichen, rhythmischen Malgebärde, mal zu einem altmeisterlichen Farbraum mit einem unverwechselbaren Gespür für malerische Momente. Der Grad der Abstraktion variiert von eindeutig erkennbarer Gegenständlichkeit und Präzision bis hin zu starker Abstraktion, die Rückschlüsse zur realen Dingwelt nur noch vage erahnen lässt.
Michaela Zimmer's Arbeiten thematisieren beides: illusionistischen Bildraum und Bildoberfläche. Das stetige Oszillieren von Figur und Grund generiert Bewegung im Bild.
Zimmer malt Materialität tromp l’oeil gerecht. Ihre Hintergründe erinnern an Arbeitsplatten, halbtransparente Glasscheiben oder Wände mit unzähligen Gebrauchsspuren. Im Gegensatz zum malerisch aufwendig ausgearbeitetem Hintergrund, finden sich im Vordergrund eher flüchtige Spuren abgestreifter Farbe oder Farbspritzer. Oft verstärken Linien den Kontrast und bilden zusätzliche räumliche Tiefe.
Die Arbeiten von Sven-Ole Frahm beschäftigen sich mit den Bedingungen und Möglichkeiten einer nicht narrativen Bildwelt. Die verwendeten Bildmaterialien, -teile werden von ihm auseinandergenommen und neu zusammengefügt. Überschüssige Leinwand kann den Bildraum physisch erweitern, Schnitte und Löcher ihn auftrennen. Hinter dieser Konzentration auf die materiellen Beschaffenheiten der Mittel verbirgt sich immer auch der Verweis auf eine gedankliche Vorstellungskraft in dieser Welt.
Materialcharakter und Farbe wird bei Stefanie Mayer spielerisch behandelt. Die Bildhauerin aus Hamburg verwendet unterschiedlichste Materialien, deren verbindendes Element oft in gegossenem Gips besteht. Fragile Gebilde tragen narrative Titel und eröffnen damit einen über die Abstraktion hinausgehenden Deutungshorizont.
Gerhard Mantz zeigt ein softwaregesteuertes Video aus der Serie Infinite Image Productions, einem Computermodell das künstlerische Bildfindungsprozesse simuliert. Es zeigt wie Spontanentscheidungen in Kombination mit Spielregeln zu Kunstwerken führen. Es ist nicht nur ein Szenario der kreativen Prozesse bei der Bildfindung, sondern versteht sich auch als Kommentar zur abstrakten Malerei.
Blick-Interview with Matthias Mayer/Spor Klübü:
http://blick.berlinerpool.de/matthias-mayer/
Künstler-Website von Matthias Mayer:
http://matthiasmayer.org